"Die Rattenlinie - Nazis auf der Flucht durch Südtirol": Hohe Nazi-Funktionäre fanden auch Unterschlupf in den Katakomben der katholischen Kirche in Rom.
ORF/Wega Film
"Die Rattenlinie - Nazis auf der Flucht durch Südtirol": Hohe Nazi-Funktionäre fanden auch Unterschlupf in den Katakomben der katholischen Kirche in Rom.

ORF-Programmschwerpunkt zum Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust

Seit 22. Jänner in ORF 2, ORF III, 3sat und Ö1

Werbung Werbung schließen

Der ORF widmet dem Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust am 27. Jänner 2023 ab Sonntag, dem 22. Jänner, einen umfangreichen Programmschwerpunkt in ORF 2, ORF III, 3sat und Ö1: In ORF 2 stehen u. a. die beiden „dokFilm“-Premieren: „Alices Buch – Wie die Nazis das Kochbuch meiner Großmutter raubten“ (22. Jänner) und „Kunst aus dem Todeslager“ (29. Jänner) sowie die „kreuz und quer“-Neuproduktion „Herr Morgenstern und seine Synagoge“ (31. Jänner) auf dem Spielplan. „Universum History: Mutterkreuz und Rassenwahn – Frauen im Dritten Reich“ (27. Jänner), „kreuz und quer: Die Rattenlinie – Nazis auf der Flucht durch Südtirol“ (31. Jänner) und das TV-Drama „Verleugnung“ (22. Jänner) sowie Magazinbeiträge ergänzen das Programmangebot.

ORF III Kultur und Information zeigt eine Schwerpunktausgabe der Literatursendung „erLesen“ (31. Jänner), 3sat im Rahmen eines Schwerpunkts von 23. bis 27. Jänner u. a. die Dokumentationen „Das Schweigen der Alten“ und „Anton Schmid – Der gute Mensch von Wilna“.

In Ö1 stehen „Praxis“ und „Religion aktuell“ im Zeichen des Holocaust-Gedenktags.

Die Programmpunkte in ORF 2 im Überblick

„Was ich glaube“, „dokFilm“-Premiere „Alices Buch – Wie die Nazis das Kochbuch meiner Großmutter raubten“ und TV-Drama „Verleugnung“

Gerechtigkeit, Versöhnung und ein Lernen aus der Geschichte sind nicht möglich, ohne das Leid der Opfer in den Blick zu nehmen. In „Was ich glaube“ (22. Jänner, 16.55 Uhr) spricht der katholische Theologe Wolfgang Treitler über die Bedeutung von Erinnern und Gedenken.

In der „dokFilm“-Premiere „Alices Buch – Wie die Nazis das Kochbuch meiner Großmutter raubten“ (23.05 Uhr) erzählt Andrea Oster die Geschichte von Alice Urbach, einer in den 1930er Jahren erfolgreichen Wiener Konditorin und Bestseller-Autorin mit eigener Kochschule, die unter dem NS-Regime die Rechte an ihrem Kochbuch verlor. Nach dem „Anschluss“ Österreichs an Hitler-Deutschland 1938 emigrierte Urbach nach England, wo sie sich in den Kriegsjahren um jüdische Flüchtlingskinder kümmerte. Erschütternd und unglaublich bewegend wird das Schicksal einer Frau geschildert, die mit ihrer Leidenschaft für das Kochen die Schrecken des Zweiten Weltkriegs überlebte.

Danach folgt mit Mick Jacksons Film „Verleugnung“ (0.05 Uhr) die hochkarätig besetzte Verfilmung des dramatischen Verleumdungsprozesses, den Holocaustleugner David Irving im Jahr 1996 gegen die amerikanische Professorin Deborah Lipstadt angezettelt hat. Darin versucht Oscar-Preisträgerin Rachel Weisz (alias Lipstadt) gemeinsam mit Tom Wilkinson als Anwalt an ihrer Seite vor einem britischen Gericht historische Beweise zu liefern, um Irvings Leugnungsstrategie zu belegen.

„Universum History: Mutterkreuz und Rassenwahn – Frauen im Dritten Reich“

Am Internationalen Holocaust-Gedenktag zeigt „Universum History“ Barbara Neceks Film „Mutterkreuz und Rassenwahn – Frauen im Dritten Reich“ (27. Jänner, 23.05 Uhr): Deutsche Frauen im Dritten Reich wurden lange Zeit als passive Zeuginnen der Verbrechen des NS-Regimes gesehen. Tatsächlich waren sie jedoch wesentlicher Bestandteil der propagandistischen Ideologie des Systems. Millionen Frauen waren in Verbänden und Organisationen wie dem Bund Deutscher Mädel BDM oder der Nationalsozialistischen Frauenschaft. Als „Quellen der Zukunft“ sorgten sie für „stählernen Nachwuchs“ der deutschen Kriegsmaschinerie, arbeiteten in Waffenfabriken oder meldeten sich freiwillig zum Dienst in den Konzentrationslagern.

"Universum History: Mutterkreuz und Rassenwahn - Frauen im Dritten Reich":  Szenenbilder
ORF/CPB International
Szenenbilder

Viele waren Mitläufer und Opfer, viele aber auch indoktrinierte, fanatische Anhänger des Regimes. Die Doku analysiert die Gründe für die Radikalisierung vor allem der Frauen und bringt so manches Vorurteil zum Wanken.

Uhr
Mutterkreuz und Rassenwahn - Frauen im Dritten Reich

„Orientierung“ über die „Zukunft des Erinnerns“, „dokFilm“-Premiere: „Kunst aus dem Todeslager“

Nur noch wenige Überlebende der NS-Herrschaft können aus eigener Erfahrung über den Holocaust berichten. Ein „Orientierung“-Beitrag beschäftigt sich mit der „Zukunft des Erinnerns“ (29. Jänner, 12.30 Uhr): Die Ausstellung „Das Ende der Zeitzeugenschaft“, die ab 27. Jänner im „Haus der Geschichte Österreich“ zu sehen ist, soll auf den weiteren verantwortungsvollen Umgang mit diesem wichtigen Erbe aufmerksam machen.

Eine „dokFilm“-Premiere am 29. Jänner befasst sich mit „Kunst aus dem Todeslager“ (23.15 Uhr). In der kollektiven Wahrnehmung sind die Bilder des Grauens aus den Konzentrationslagern eingebrannt. Allein die Erwähnung der Lagernamen Auschwitz, Buchenwald oder Mauthausen rufen immer wieder diese Bilder auf, die für die unfassbare Unmenschlichkeit aus Menschenhand stehen. Doch selbst an diesen Plätzen entstand Kunst: teils von den Nazis angeordnet, teils im Geheimen, als letzter Akt des Widerstands – Kunst als wesentlicher Ausdruck des Humanen, als menschliches Grundbedürfnis. Regisseur Manfred Van Eyk begibt sich in Deutschland, Österreich, Polen und der Tschechischen Republik auf Suche nach solchen Kunstwerken, um diese Zeugnisse von Resilienz und Menschlichkeit zu dokumentieren.

„kreuz und quer“: Neuproduktion „Herr Morgenstern und seine Synagoge“ und „Die Rattenlinie – Nazis auf der Flucht durch Südtirol“

Am 31. Jänner steht die „kreuz und quer“-Neuproduktion „Herr Morgenstern und seine Synagoge“ (22.35 Uhr) auf dem Programm: Fast die gesamte jüdische Bevölkerung St. Pöltens fiel der Shoah zum Opfer. Die Synagoge: dem Abriss nahe. Doch ein Mann kämpft gegen das Vergessen: Hans Morgenstern. Seine Lebensgeschichte gibt tiefe Einblicke in den Umgang mit dem jüdischen Erbe, den Überlebenden und der St. Pöltner Geschichte.

"Herr Morgenstern und seine Synagoge": Hans Morgenstern vor der Synagoge
ORF/Kreativlösung/Gerhard Mader
Hans Morgenstern vor der Synagoge

Um 23.10 Uhr folgt Karin Dureggers „kreuz und quer“-Film „Die Rattenlinie – Nazis auf der Flucht durch Südtirol“: Der Weg über die Dolomiten, die sogenannte „Rattenlinie“, führte nach dem Krieg durch staatsrechtliches Niemandsland. Nur hier war es den NS-Verbrechern nach dem Krieg möglich, ein engmaschiges Unterstützernetz zu knüpfen, um nach Südamerika zu gelangen. Ein Schwerpunkt des Films ist die die Rolle katholischer Würdenträger bei der Fluchthilfe. Die Regisseurin begleitet dabei die Urenkelin von Martin Bormann, wichtiger Vertrauter Hitlers, bei ihrer Spurensuche in der Durchgangsschleuse Südtirols.

"Die Rattenlinie - Nazis auf der Flucht durch Südtirol": KZ-Kommandant Franz Stangl bekommt von der katholischen Kirche in Rom die nötigen Papiere für seine Flucht nach Brasilien.
ORF/Wega Film
"Die Rattenlinie - Nazis auf der Flucht durch Südtirol": KZ-Kommandant Franz Stangl bekommt von der katholischen Kirche in Rom die nötigen Papiere für seine Flucht nach Brasilien.

ORF-III-Schwerpunktausgabe der Literatursendung „erLesen“

ORF III zeigt zum Holocaust-Gedenktag am 31. Jänner eine Schwerpunktausgabe der Literatursendung „erLesen“ (22.45 Uhr). Bei Heinz Sichrovsky sind die Literaturpreisträger/innen Verena Roßbacher, Alois Hotschnig und Ruth Wodak zu Gast.

3sat-Schwerpunkt mit „Das Schweigen der Alten“ und „Anton Schmid – Der gute Mensch von Wilna“

Im Rahmen eines Programmschwerpunkts von 23. bis 27. Jänner (Details unter
pressetreff.3sat.de/programm/dossier/das-3sat-programm-zum-holocaust-gedenktag-mit-dem-dokumentarfilm-blinden-schrittes) sind in 3sat u. a. der Dokumentarfilm „Das Schweigen der Alten“ (24. Jänner, 22.55 Uhr) von Hans Hochstöger und die Dokumentation: „Anton Schmid – Der gute Mensch von Wilna“ (26. Jänner, 22.55 Uhr) von Martin Betz zu sehen.

"Anton Schmid - Der gute Mensch von Wilna": Anton Schmid (Mitte) beim Vormarsch, wahrscheinlich in Polen.
ORF/Nachlass Schmid/Brigitte Kelemen
Anton Schmid (Mitte) beim Vormarsch, wahrscheinlich in Polen.

Ö1: „Praxis“ und „Religion aktuell“ im Zeichen des Holocaust-Gedenktags

Holocaust-Gedenken: Erinnern ohne Zeitzeuginnen und Zeitzeugen? Vor 78 Jahren wurde Auschwitz befreit. Doch immer weniger Holocaust-Überlebende können von den Gräueltaten der Nazis berichten. Was passiert, wenn keine Zeitzeugen mehr leben? „Praxis – Religion und Gesellschaft“ (25. Jänner, 16.05 Uhr) informiert über neue Ansätze in der Erinnerungskultur – von Erinnerungsorten über Theaterprojekte bis hin zu 3D-Projektionen. Die Zahl streng orthodox lebender Jüdinnen und Juden wächst in Wien langsam, aber stetig. Welche Lebensumstände braucht es, um die unzähligen religiösen Gebote und Verbote befolgen zu können? Folgt daraus zwingend ein Leben fernab der Gesellschaft? Dazu bringt „Religion aktuell“ am 26. Jänner um 18.55 Uhr ein Interview mit dem ultra-orthodoxen Yaacov Frenkel (IKG Wien). Am 27. Jänner beschäftigt sich der „Religion aktuell“-Beitrag „Was tun gegen Antisemitismus?“ mit dem seit Jahren zu beobachtenden Anstieg der Judenfeindlichkeit (18.55 Uhr): Dina Porat, Chefhistorikerin der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem, beobachtet, was die Entwicklung des Antisemitismus betrifft, die Lage in Europa sehr genau.

Im Rahmen ihrer aktuellen Berichterstattung erinnern auch das ORF.at-Netzwerk und der ORF TELETEXT an die Opfer des Holocaust und berichten über Gedenkveranstaltungen. Auf der ORF-TVthek werden Sendungen des TV-Schwerpunkts, für die entsprechende Lizenzrechte vorhanden sind, als Live-Stream und Video-on-Demand abrufbar sein. Im Rahmen der TVthek-Videoarchive sind außerdem zahlreiche Zeitzeugenberichte und historische TV-Beiträge verfügbar.