Ein Ende mit Schrecken. Die letzten Tage des Zweiten Weltkriegs brachten Tod, Not, Hunger und Flucht, für viele aber auch die Erlösung von Krieg und Diktatur.
ORF/ZDF
Ein Ende mit Schrecken. Die letzten Tage des Zweiten Weltkriegs brachten Tod, Not, Hunger und Flucht, für viele aber auch die Erlösung von Krieg und Diktatur.

8. Mai – Tag der Befreiung in ORF III

77 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs

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Der 8. Mai wird in Österreich und vielen anderen europäischen Ländern als Tag der Befreiung vom NS-Terror gefeiert. Dieser Tag symbolisiert auch das Ende des Zweiten Weltkriegs in Europa. Zu diesem Anlass setzt ORF III am Sonntag, dem 8. Mai, einen Programmschwerpunkt mit u. a. Neuproduktionen rund um die Aufarbeitung der NS-Vergangenheit sowie der Live-Übertragung des Konzerts „Fest der Freude“ der Wiener Symphoniker am Wiener Heldenplatz.

Der Programmschwerpunkt beginnt schon am Samstag, dem 7. Mai, um 20.15 Uhr mit dem Doku-Zweiteiler „Kontinent der Vertriebenen - Europa nach dem Krieg“.

Teil 1 der ORF-III-Neuproduktion „Kontinent der Vertriebenen - Europa nach dem Krieg“ beschreibt die chaotische Zeit unmittelbar nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, als Europa verwildert und verroht in Trümmern lag: Millionen Menschen sind staatenlos und haben alles verloren. Sie sind jetzt so genannte „Displaced Persons“ - für sie beginnt eine Irrfahrt, die in der Geschichte Europas ihresgleichen sucht. Der Weg zurück in die Heimat bringt keine Befreiung, denn diese Heimat gibt es nicht mehr. Persönliche Erzählungen aus Kindertagen lassen verdrängte Traumata der Monate und Jahre nach dem Kriegsende wieder aufleben. In raren Filmdokumenten, Zeitzeugeninterviews und subtilen Inszenierungen folgt der Film den Schicksalen ausgewählter Protagonisten auf ihrer Irrfahrt durch das zerstörte Europa.

Teil zwei zeigt, wie aus dem anfänglichen Chaos langsam ein Neubeginn entsteht: Elisabeth Geissbauer, geboren in den rumänischen Waldkarpaten, schafft über das Camp Hörsching bei Linz den Sprung in ein neues Leben. Lily Brett, geboren im Camp Feldafing in Bayern, lebt heute in New York. Ihr literarisches Schaffen widmet sich der Suche nach ihren Wurzeln, von denen sie nur aus zweiter Hand erfahren hat.

Isabelle Choko, Schachmeisterin, geb. 1928 in Łódź, Polen.
ORF/Kurt Mayer Film
Isabelle Choko, Schachmeisterin, geb. 1928 in Łódź, Polen.

Sonntag, 8. Mai ab 09.00 Uhr

Am 8. Mai startet der Programmschwerpunkt um 9.00 Uhr mit der Dokumentation „Die Mauthausen-Kantate“: Das 1963 von Iakovos Kambanellis (1922–2011) veröffentlichte Buch „Die Freiheit kam im Mai“ sowie die Gedichte, die er über seine Zeit im NS-Konzentrationslager Mauthausen schrieb, wurden durch die Vertonung von Mikis Theodorakis weltberühmt. Gestalter Christian Rathner stellt das Buch und den Zyklus „Mauthausen-Kantate“ vor und geht in seiner Dokumentation dem Leben der Griechinnen und Griechen im KZ Mauthausen nach.

Maria Farantouri
ORF/ORF III
Maria Farantouri

Anschließend folgt um 9.45 Uhr die dreiteilige ORF-Eigenproduktion „Österreich erzählt – Zeitzeugen und Zeitzeuginnen berichten“. Hunderte Menschen haben sich auf den 2019 gestarteten ORF-III-Aufruf an Zeitzeuginnen und Zeitzeugen des Zweiten Weltkriegs gemeldet und über ihre Erlebnisse unter der nationalsozialistischen Herrschaft berichtet. ORF III präsentiert nun erstmals ausgewählte Interviews – berührende Porträts einer finsteren Zeit. Ergänzt werden diese „zeit.geschichte“ Produktionen von der Dokumentation „Die letzten Zeitzeugen“ (12.15 Uhr).

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Österreich erzählt - Zeitzeugen und Zeitzeuginnen berichten
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Österreich erzählt - Zeitzeugen und Zeitzeuginnen berichten
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Österreich erzählt - Zeitzeugen und Zeitzeuginnen berichten

Ab 13.10 Uhr widmet sich die „zeit.geschichte“-Reihe „Gerechte unter den Völkern“ Menschen, die in der NS-Zeit ihre Menschlichkeit und Hilfsbereitschaft vor ihr eigenes Leben stellten. Zwei Ausgaben des Formats würdigen Dorothea Neff, die ihre jüdische Freundin Lilli von 1941 bis Kriegsende 1945 in Wien versteckte, und Franz Leitner (13.55 Uhr), der als Mitglied des illegalen kommunistischen Jugendverbandes 1939 in das KZ Buchenwald kam und dort in fünfeinhalb Jahren Gefangenschaft das Leben Hunderter Kinder rettete, darunter auch der siebenjährige Israel Meir Lau, späterer Oberrabbiner Israels.

 Dorothea Neff, Schauspielerin und Gerechte unter den Völkern
ORF
Dorothea Neff, Schauspielerin und Gerechte unter den Völkern

„Josef Ritter von Gadolla – Der Retter von Gotha“

Eine weitere Dokumentation über couragierte Menschen während der NS-Herrschaft zeigt ORF III mit „Josef Ritter von Gadolla – Der Retter von Gotha“ (14.35 Uhr): Der Österreicher bewahrte die deutsche Stadt Gotha vor der Auslöschung durch alliierte Truppen und rettete dadurch Tausenden Menschen das Leben. In den letzten Wochen vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs, als große Teile des Deutschen Reichs von allen Seiten von den Alliierten eingeschlossen und eingenommen wurden, lag das Schicksal der Städte auch in den Händen der verantwortlichen Befehlshaber. Als damaliger Kampfkommandant von Gotha widersetzte sich Josef Ritter von Gadolla den sogenannten „Nero-Befehlen“ Hitlers: die Städte zu Festungen auszubauen und um jeden Preis zu halten, was zur völligen Zerstörung Gothas, das noch dazu viele Tausende Flüchtlinge beherbergt hatte, geführt hätte.

Josef Ritter von Gadolla.
ORF/Helga Raschke
Josef Ritter von Gadolla.

Ab 15.30 Uhr

Am Nachmittag und Vorabend präsentiert ORF III im Rahmen der „zeit.geschichte“ die Produktionen „Kinder an die Flak – Hitlers junge Soldaten“ (15.30 Uhr), „Die verdrängten Toten: NS-Euthanasie in Mauer-Öhling“ (16.20 Uhr), „Die Befreiung Tirols 1945“ (17.10 Uhr) und „An einem Tag im April – Attnang-Puchheim im Bombenhagel“ (18.05 Uhr).

„Am Rand – ‚Asoziale’ in der NS Zeit“

Die Neuproduktion „Am Rand – ‚Asoziale’ in der NS Zeit“ von Regisseurin Uli Jürgens beschäftigt sich um 18.50 Uhr mit einer vergessenen Opfergruppe des NS-Regimes, den sogenannten „Asozialen“. Anhand von Dokumenten, Fotografien, persönlichen Zitaten und filmischem Archivmaterial werden Lebenswege von Menschen erzählt, die der nationalsozialistischen Vorstellung eines gesunden Volkskörpers nicht entsprachen. Sie galten als „arbeitsscheu“ oder „gesellschaftsfremd“, ihnen wurde ein „unmoralischer Lebenswandel“ attestiert: AlkoholikerInnen, Unterstandslose, Mütter von verwahrlosten Kindern, Prostituierte, Kleinkriminelle.

Am Rand - "Asoziale" in der NS-Zeit
ORF/Trilight Entertainment
Am Rand - "Asoziale" in der NS-Zeit

Doch wer entschied darüber, wer als „asozial“ gilt? Meist brauchte es nicht viel, um aufgegriffen, registriert und weggesperrt zu werden. Die Konsequenzen hatten mit Fürsorge nichts zu tun: Einzelhaft, Sterilisation, Zwangsarbeit und die Deportation in ein Konzentrationslager als ständige Drohung. Verfolgt wurden auch Jugendliche, die der oppositionellen Bewegung der „Schlurfs“ angehörten. Es waren junge, extravagant gekleidete GroßstädterInnen, die in verruchten Lokalen wie der Steffl-Diele Swing und Jazz hörten. Nur wenige ehemalige „Asoziale“ beantragten nach dem Krieg eine Entschädigung, kaum jemand wurde als Opfer des Nationalsozialismus anerkannt.

Ab 19.45 Uhr:

Live „Fest der Freude“

ORF III überträgt auch dieses Jahr das „Fest der Freude“ live vom Wiener Heldenplatz - beginnend mit dem offiziellen Festakt um 19.45 Uhr. Um 20.15 Uhr folgt das Konzert der Wiener Symphoniker zum Gedenken der Opfer des Nationalsozialismus und der Befreiung vom Terror-Regime. Mit dem Open-Air-Ereignis wird heuer der 77. Jahrestag der bedingungslosen Kapitulation der deutschen Wehrmacht gefeiert und ein friedvoller Blick in die Zukunft gerichtet.

Heldenplatz. Bühne mit Wiener Symphonikern und Chor.
ORF/Thomas Jantzen
Heldenplatz. Bühne mit Wiener Symphonikern und Chor.

„Meine Großeltern, die Nazis“

Die anschließende ORF-III-Neuproduktion „Meine Großeltern, die Nazis“ (21.25 Uhr) von Uli Jürgens befasst sich mit dem bisher wenig beachteten Thema der Aufarbeitung der NS-Vergangenheit innerhalb sogenannter Täterfamilien. Wie werden Familiengeschichten weitergegeben? Und wie wirkt sich die Vergangenheit auf die nachfolgenden Generationen aus? Die Erzählung beginnt in den 1930er Jahren, zeigt anhand von fotografischem und bewegtem Archivmaterial, wie sich die jungen Menschen – die späteren Großväter und Großmütter der Protagonistinnen und Protagonisten – radikalisierten. Die Geschichten spielen in Wien, Bad Ischl in Oberösterreich und Herrnbaumgarten in Niederösterreich. Welche Lebenswege wurden eingeschlagen? Ob „Mitläufer“ in der Wehrmacht oder hoher Offizier in der SS – viele dieser Biografien lagen jahrzehntelang verborgen unter einem Mantel des Schweigens.

Meine Großeltern, die Nazis
ORF/Trilight Entertainment
Meine Großeltern, die Nazis

Ab 22.15 Uhr:

Den Abschluss des Programmschwerpunkts zum 8. Mai bilden zwei „zeit.geschichte „ Dokumentationen zu den Themen „ Österreichs braune Flecken – Die Aufarbeitung der NS-Zeit nach 1945“ (22.15 Uhr) und „Die letzten 100 Tage – Countdown zum Kriegsende“ (23.00 Uhr).

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Österreichs braune Flecken - Die Aufarbeitung der NS-Zeit nach 1945