Universum History

Stolz ohne Vorurteil - Die Kurtisane Fanny Murray

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Großbritannien im 18. Jahrhundert: Steife Anzüge, Reifröcke und sittsame Romantik. Die Wirklichkeit ist aber viel, viel schlüpfriger.

London im 18. Jahrhundert: Die Hauptstadt des British Empire gilt als die größte und reichste Stadt der Welt. Innerhalb weniger Jahrzehnte vervielfacht sich die Bevölkerungszahl. Mitte des Jahrhunderts lebt knapp eine Million Menschen in der pulsierenden Metropole an der Themse. Doch im Wachstum driften Reich und Arm auseinander.

Stolz ohne Vorurteil - Die Kurtisane Fanny Murray
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Fanny Murray, obdachlos in London.

Viele junge Frauen, die in die Stadt strömen, gehen der Prostitution nach, um nicht zu verhungern. Kaum ein Mann, der noch nie ein Bordell besucht hat, kaum eine Straße, in der Prostituierte nicht um potenzielle Freier buhlen. Fanny Murray ist eine von ihnen. So versucht die 15-jährige Vollwaise ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Bis sie gleichsam über Nacht zum Society-Liebling wird, zur Mode-Influencerin und zum Pin-up-Girl. In einer spannenden Spieldoku zeichnet die „Universum History“-Dokumentation „Stolz ohne Vorurteil – Die Kurtisane Fanny Murray“ von Anna Ryder Richardson (ORF-Bearbeitung: Andreas Maurer) am Freitag, dem 24. Mai, um 23.05 Uhr in ORF 2 die Geschichte der Fanny Murray nach – von den Bordellen für die Arbeiterklasse bis hin zu den vornehmen Sex-Clubs für die High Society.

Von der Straße in die Bordells

Die Situation schein aussichtslos für Fanny Murray. Bereits früh hat die 1729 in Bath geborene Blumenverkäuferin ihre Eltern verloren. Mit 14 Jahren missbraucht und rasch fallengelassen vom reichen Dandy Beau Nash versucht die Minderjährige ihr Glück in der großen Stadt. Doch es ist keine fröhliche „My Fair Lady“-Geschichte, die Fanny dort erwartet. Sie landet in der Gosse, muss als Prostituierte anschaffen gehen – bis sie in „Harris’s List of Covent Garden Ladies“, dem gedruckten Jahrbuch über Londons Prostituierte, „lobend“ erwähnt wird. Das neue frische Gesicht zieht viele Freier an, sodass Fanny zur Berühmtheit in der Prostituierten-Szene avanciert und sich ihre Freiheit zurückkaufen kann – während viele ihrer Leidensgenossinnen ihr Leben weiter als Sexsklavinnen in den Bordellen Londons verbringen müssen.

Stolz ohne Vorurteil - Die Kurtisane Fanny Murray
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William Hogarths berühmte Serie “A Rake's Progress” (hier: Bild 3: The Tavern Scene) (1735) erzählt von Aufstieg und Fall des verschwenderischen Tom Rakewell, der sein gesamtes Vermögen für Prostituierte und Glücksspiel ausgibt.

Fanny wird zur Trendsetterin

Fanny Murray wird zur Hauptfigur in einem Roman und sogar zur Fashion-Trendsetterin. Während die noblen Damen der Upper Class Fannys Hüte, Kleider und Frisuren nachahmen, schneiden die Männer ihr Abbild aus Zeitschriften aus und verstecken es in den Sakkotaschen oder Taschenuhr-Etuis. Kunstdrucke mit ihrem Porträt verkaufen sich zu Tausenden und zählen zu den ersten „Pin up“-Bildern der Welt.

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Die Kurtisane Fanny Murray wird zur Modeikone.
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Die Edelkurtisane lässt sich nicht mehr mit Almosen abspeisen.
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William Hogarths „Gin Lane“ (1751) thematisiert das Übel von Armut und Kriminalität in Londons Straßen.
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Die größte Gefahr für Kurtisanen: Geschlechtskrankheiten.
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Wer schwanger wurde, flog aus dem Bordell.
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Fanny Murray schreibt einen Brief, der ihr Leben verändert.
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Fanny Murray Arm in Arm mit ihrem Ehemann David Ross.

Doch der kometenhafte Aufstieg der Kurtisane währt nur kurz: Nach dem frühen Tod ihres Mannes Sir Richard Atkins bleibt sie mit 27 Jahren mit hohen Schulden zurück und muss wieder als Prostituierte arbeiten. Die Gläubiger drängen auf Zahlung und setzen sie unter Druck, ehemalige Liebhaber und Verehrer lassen sie im Stich – doch dann lernt sie den Schauspieler David Ross kennen. Endlich kann Fanny ein neues Kapitel in ihrem Leben aufschlagen. Mit Ross bleibt sie bis zu ihrem Tod 1778 verheiratet.

Bearbeitung

Andreas Maurer