85 Jahre Novemberpogrome

85 Jahre Novemberpogrome

Multimedialer ORF-Programmschwerpunkt

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Mit den Novemberpogromen am 9./10. November 1938 begann die systematische Vertreibung, Enteignung und Vernichtung der jüdischen Bevölkerung in der Zeit des Nationalsozialismus. Im Rahmen eines ORF-Programmschwerpunkts erinnern ORF2, ORF III und Ö1 an die dramatischen Geschehnisse des Jahres 1938.

Auf dem Programm stehen in ORF2 u. a. die ORF-Premiere des Historiendramas „Martha Liebermann – Ein gestohlenes Leben“ sowie die „Menschen & Mächte“-Dokumentationen „Alter Hass, neuer Wahn. Antisemitismus – Geschichte eines tödlichen Vorurteils“ und „Auf Wiedersehen Mama, auf Wiedersehen Papa“.

ORF III überträgt die „Gedenkfeier anlässlich 85 Jahre Novemberpogrome 1938“ live aus dem Parlament und zeigt u. a. im Rahmen eines „zeit.geschichte“-Abends die Dokumentation „Meine jüdische Familie“ sowie die Neuproduktion „Novemberpogrom 1938 – Die Nacht, als die Synagogen brannten“.

Ö1 beschäftigt sich u. a. mit dem „Shoah-Gedenken der Zukunft“ und auch die Berichterstattung im ORF.at-Netzwerk, der ORF-TVthek und im ORF TELETEXT steht im Zeichen des ORF-Programmschwerpunkts „85 Jahre Novemberpogrome“.

ORF-Premiere des Historiendramas „Martha Liebermann – Ein gestohlenes Leben“ und „Menschen & Mächte“-Neuproduktion „Alter Hass, neuer Wahn. Antisemitismus – Geschichte eines tödlichen Vorurteils“ in ORF2

In ORF2 stand am Dienstag, dem 31. Oktober, um 21.05 Uhr die TV-Premiere der „Universum History“-Dokumentation „Maria Theresias dunkle Seite – Die Vertreibung der Juden aus Prag“ auf dem Programm. Der Film von Monika Czernin erzählt die letzte große Vertreibung der Juden im alten Europa vor dem Holocaust als ein Drama, das angesichts von Fremdenfeindlichkeit und wiedererstarktem Antisemitismus hoch aktuell ist.

Religionen der Welt: Leben nach dem Holocaust: Drei Familiengeschichten“ geht am Samstag, dem 4. November, um 16.55 Uhr im Gespräch mit Töchtern und Enkelinnen von Holocaust-Überlebenden der Frage nach, wie Generationen danach mit dem Trauma umgehen und welche Verantwortung in Bezug auf Erinnerungskultur sie bereit zu übernehmen sind.

Heimat Fremde Heimat“ beschäftigt sich im Beitrag „Jüdische Traumata: Von alten und neuen Wunden“ am Sonntag, dem 5. November, um 13.30 Uhr mit der Frage, inwieweit jene Menschen, die die Verfolgung durch das NS-Regime und die Konzentrationslager überlebt haben, ihre Traumata an ihre Kinder und Enkelkinder weitergeben und wie der aktuelle Terror sich auf diese Menschen ausgewirkt hat. 85 Jahre nach den Novemberpogromen wurden in Israel am 7. Oktober 2023 etwa 1.400 Menschen von der Terrororganisation Hamas getötet. Wie hat sich diese Schreckensnachricht auf die Shoah-Überlebenden in Österreich ausgewirkt? Jüdinnen und Juden unterschiedlicher Generationen sprechen über seelische Wunden, Narben und Retraumatisierung.

Weiters analysiert die 2021 entstandene Dokumentation „Jud Süß 2.0 – Von der NS-Filmpropaganda zum Online-Antisemitismus“ von Felix Moeller im „dokFilm“ (5. November, 23.05 Uhr) die in Zeiten der COVID-Krise merkbar zugenommenen antisemitischen Stereotype in Internet und Social Media.

Am Mittwoch, dem 8. November, steht um 20.15 Uhr das mehrfach ausgezeichnete Historiendrama „Martha Liebermann – Ein gestohlenes Leben“ mit Thekla Carola Wied in der Titelrolle als ORF-Premiere auf dem Programm. Basierend auf den Motiven des Romans „Dem Paradies so fern“ von Sophia Mott dokumentiert Regisseur Stefan Bühling die letzten Lebenswochen der jüdischen Witwe des Malers Max Liebermann und ihre Versuche, der Deportation durch die Nationalsozialisten zu entkommen.

Die Produktion erhielt beim Festival de Télévision de Monte-Carlo die Goldene Nymphe als bester Fernsehfilm, Thekla Carola Wied wurde als beste Darstellerin ausgezeichnet.

„Die Judenfratzen – hau ma’s gleich ins Feuer!“ Die Pogromnacht des 9. November 1938 machte klar, dass auch im Österreich des 20. Jahrhunderts Nachbarn zu mörderischen Menschenjägern werden konnten. Seit dem Mittelalter zieht sich eine Blutspur des Juden-Hasses durch die österreichische Geschichte. Robert Gokl analysiert in der neuen „Menschen & Mächte“-Dokumentation „Alter Hass, neuer Wahn“ zum 85. Jahrestag der Novemberpogrome Ursachen und Folgen dieses gewalttätigen Antisemitismus und dokumentiert am Mittwoch, dem 8. November 2023, um 22.30 Uhr in ORF 2, wie antisemitische Vorurteile und Juden-Hass nach 1945 weiterwirkten. Der Antisemitismus bleibt eine Gefahr für die Demokratie, auch 85 Jahre nach dem Novemberpogrom. Die Dokumentation wurde vom ORF produziert und von der VGR (Verwertungsgesellschaft Rundfunk) gefördert.

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Alter Hass, neuer Wahn: Antisemitismus - Geschichte eines tödlichen Vorurteils

Nach Robert Gokls „Menschen & Mächte“-Neuproduktion folgt um 23.25 Uhr Gokls Dokumentation „Auf Wiedersehen Mama, auf Wiedersehen Papa“ über sogenannte „Kindertransporte“ in den Westen, durch die rund 10.000 Kinder und Jugendliche dem sicheren Tod entkamen. Die „Menschen & Mächte“-Produktion erzählt die Geschichte ihrer traumatischen Flucht, schildert die Probleme der Integration in der Fremde und die posttraumatischen Folgen bis heute.

Um 0.15 Uhr folgt Wolfgang Glücks vom ORF im Rahmen des Film/Fernseh-Abkommens kofinanzierter Spielfilm „38 – Auch das war Wien“ nach dem Roman „Auch das war Wien“ von Friedrich Torberg mit u. a. Sunnyi Melles und Tobias Engel.

Aus aktuellem Anlass widmet sich eine von Sandra Szabo präsentierte „Orientierung“-Spezialausgabe am Sonntag, dem 12. November 2023, um 12.30 Uhr in ORF 2 dem Thema Antisemitismus aus unterschiedlichen Blickwinkeln. Einer der Beiträge, „Etty und Leonard im Dialog“, erinnert an Etty Hillesum und Leonard Cohen, deren Lyrik intensiv vom Holocaust beeinflusst ist. Die aus den Niederlanden stammende jüdische Intellektuelle Hillesum wurde mit 29 Jahren am 30. November 1943 im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau ermordet, der 1934 geborene kanadische Singer-Songwriter hat sich zeitlebens mit der Shoah beschäftigt. Die szenische Lesung in der Tribüne Linz verbindet das Werk der jüdischen Autorin Hillesum mit den Liedern und Gedichten des jüdischen Sängers Cohen.

„Was ich glaube“ (16.55 Uhr) beschäftigt sich mit dem Thema „Erinnern und Gedenken“.

Um 23.05 Uhr ist Lars Eidinger in Chris Kraus’ vom ORF im Rahmen des Film/Fernseh-Abkommens kofinanziertem Kinofilm „Die Blumen von gestern“ (23.05 Uhr) als Holocaust-Forscher und Nachfahre prominenter NS-Täter zu sehen. Mitten in der tiefsten Lebenskrise bekommt dieser mit dem französischen Shootingstar Adèle Haenel ausgerechnet eine Assistentin zur Seite gestellt, die die Enkelin eines Holocaust-Opfers ist. Es entspinnt sich eine tragikomische – weltweit preisgekrönte – Geschichte.

ORF III mit Live-Übertragung der „Gedenkfeier anlässlich 85 Jahre Novemberpogrome 1938“ aus dem Parlament und „zeit.geschichte“-Abend

Auch ORF III widmet dem Anlass einen TV-Schwerpunkt: So überträgt „ORF III LIVE“ am Donnerstag, dem 9. November, um 17.00 Uhr die „Gedenkfeier anlässlich 85 Jahre Novemberpogrome 1938“ aus dem Plenarsaal des Parlaments.

Einen „zeit.geschichte“-Abend am Samstag, dem 11. November, eröffnet die neue Dokumentation „Meine jüdische Familie“ (19.25 Uhr) von Fritz Aigner und Ulrike Berger, die zeigt, was die österreichische Geschichte für einzelne Familien bedeuten kann.

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Meine jüdische Familie

Danach rekonstruiert die Neuproduktion „Novemberpogrom 1938 – Die Nacht, als die Synagogen brannten“ (20.15 Uhr) von Regisseurin Uli Jürgens den Ablauf der Geschehnisse in der Nacht von 9. auf 10. November 1938.

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Novemberpogrom 1938 - Die Nacht, als die Synagogen brannten

In dem von Sabrina Peer und Ernst Pohn gestalteten anschließenden Zweiteiler „Arisierung“ stehen „Der große Raubzug“ (21.05 Uhr) und „Die verlorenen Jahre“ (21.55 Uhr) im Mittelpunkt. Den Schwerpunkt beschließt die Dokumentation „Der Riss der Zeit – Die Vertreibung von Intelligenz und Kultur“ (22.45 Uhr) von Helene Maimann.

Ö1 u. a. über „Das Shoah-Gedenken der Zukunft“

Im Vorfeld des 85. Jahrestages der November-Pogrome 1938 beschäftigt sich „Logos“ mit der „Zukunft des Erinnerns“: „Gedenkkultur am Beispiel der evangelischen Kirche in Österreich“ ist Thema am Samstag, dem 4. November, ab 19.05 Uhr in Ö1. Viktor Ullmanns Lieder und andere Musik aus dem KZ Theresienstadt – u. a. interpretiert von der in Wien lebenden Sopranistin Shira Karmon, begleitet von der Pianistin María Garzón – sind in „Anklang“ am Montag, dem 6. November, ab 10.05 Uhr in Ö1 zu hören.

In der Ö1-Reihe „Im Gespräch“ (21.00 Uhr) spricht Renata Schmidtkunz am Donnerstag, dem 9. November, mit „Falter“-Journalistin Anna Goldenberg und Historikerin und Buchautorin Lilly Maier über „Das Shoah-Gedenken der Zukunft“. Goldenberg, geboren 1989 in Wien, ist die Enkelin zweier Shoah-Überlebender. Über die Rettung ihres Großvaters Hans Bustin durch den Arzt Josef Feldner schrieb sie 2018 das Buch „Versteckte Jahre: Der Mann, der meinen Großvater rettete“. Für Lilly Maier, geboren 1992 in München, aufgewachsen in München und Wien, veränderte die Begegnung mit einem Shoah-Überlebenden ihr Leben: Am 30. März 2003 lernte sie Oswald Kernberg kennen. Er hatte 1939 mit einem Kindertransport Österreich Richtung Frankreich verlassen. Als er 2003 seine alte Wohnung in Wien wiedersehen wollte, traf er dort auf die damals elfjährige Lilly Maier und ihre Familie. Aus Annäherung und Freundschaft wurde ein Buch, das 2018 erschien: „Arthur und Lilly: Das Mädchen und der Holocaust-Überlebende“.

Berichterstattung im ORF.at-Netzwerk, der ORF-TVthek und im ORF TELETEXT

Das ORF.at-Netzwerk erinnert im Rahmen der aktuellen Berichterstattung an die Novemberpogrome und informiert über Gedenkveranstaltungen. U.a. spannt die digitale Plattform ORF Topos in einer ausführlichen multimedialen Story einen Bogen von den Novemberpogromen vor 85 Jahren zum Antisemitismus in der Gegenwart.

Auf der ORF-TVthek werden die Sendungen des TV-Schwerpunkts – vorbehaltlich vorhandener Online-Lizenzrechte – als Live-Stream bzw. nach der TV-Ausstrahlung für sieben Tage als Video-on-Demand bereitgestellt. Historische Aufnahmen, Dokumentationen und persönliche Erinnerungen sind darüber hinaus in der Rubrik „History“ in den Videoarchiven „Das Schicksalsjahr 1938“ und „Österreichs Zeitzeuginnen und Zeitzeugen“ verfügbar.

Der ORF TELETEXT widmet sich im Rahmen seiner aktuellen Berichterstattung ebenfalls den Geschehnissen im November 1938 und berichtet über Gedenkveranstaltungen.