zeit.geschichte

Hitlers Angst und Görings Lederhose. Flüsterwitze im Nationalsozialismus

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„Hitler hat jetzt die Sahara gekauft, was glaubst du warum? Um den deutschen Volksgenossen noch mehr Sand über den Endsieg in die Augen streuen zu können.“ Gerade in totalitären Systemen schaffen sich die Unterdrückten und Verfolgten Ventile und heitere Kompensationen für die repressive Tristesse des (Kriegs)Alltags. Im Nationalsozialismus nannte man das Flüsterwitze, erzählt mit vorgehaltener Hand, leise und auch nicht Jedermann. Denunzianten saßen überall. Ertappte wurden nach dem Heimtücke-Gesetz als Volksschädlinge abgeurteilt.

Alfred Pietsch (91), Zeitzeuge aus Wien auf der Wiener Mariahilferstraße, wo er als „Pimpf“ Hitler vorbeifahren sah.
ORF
Alfred Pietsch (91), Zeitzeuge aus Wien auf der Wiener Mariahilferstraße, wo er als „Pimpf“ Hitler vorbeifahren sah.

Bald nach dem Einmarsch waren viele Witze über die Piefke und Preußen im Umlauf, über deren angebliche Gründlichkeit und arrogante Besserwisserei. Sie stellten jedoch nicht unmittelbar die NS-Diktatur in Frage. Die Themen der Witze sind Zeitreisen durch Regime und Kriegsjahre. Mit Kriegsbeginn wurden Flüsterwitze als Wehrkraft zersetzend geahndet, darauf konnte auch die Todesstrafe stehen, es wurde aber niemand dafür hingerichtet. Je schlechter die Kriegslage, je mehr sich der „Endsieg“ als Illusion entpuppte, desto schärfer die Sanktionen, desto häufiger wurde die Todesstrafe auch vollstreckt. Witze über das Ende signalisieren gleichzeitig den Neubeginn. „Hitler, Göring, Himmler und Goebbels sitzen im Luftschutzbunker. Ein Volltreffer. Wer überlebt? Na wir!“

Christian Rathner (Buch und Regie) und Alfred Dorfer.
ORF/Hubert Mican
Christian Rathner (Buch und Regie) und Alfred Dorfer.

Ein Film von Christian Rathner