Universum History
Kennedys Europa - Die Reisen des jungen JFK
Er war der politische Popstar der 1960er Jahre: der US-amerikanische Präsident John F. Kennedy. Vor rund 60 Jahren schockierte seine Ermordung die Welt. Mit seinem Charisma galt der Demokrat nicht nur in den USA als Garant für eine neue Ära, auch in Europa war Kennedy äußerst populär. Legendär sein West-Berlin-Besuch 1963 und sein Ausspruch „Ich bin ein Berliner.“ Doch was die wenigsten wissen: Der junge Kennedy bereiste Europa mehrmals – auch nach Österreich verschlug es ihn immer wieder. In Tirol hatte er eine Affäre, in Wien ist ihm das Geld ausgegangen und auch am Wörthersee weilte er.
Das „Universum History“-Dokudrama „Kennedys Europa – Die Reisen des jungen JFK“ von Kai Christiansen skizziert seinen Roadtrip in spannenden Reenactments sowie bislang unveröffentlichtem Film- und Fotomaterial. Kennedys Vorliebe für Frankreich, seine anfängliche Sympathie für den Faschismus Mussolinis und die Politik Hitlers in jungen Jahren, seine Affären und persönlichen Reisenotizen auf seinen Stippvisiten in Europa – all das zeigt völlig neue Seiten des legendären Präsidenten der Vereinigten Staaten.
Der abenteuerlustige Student
Auf Empfehlung seines reaktionär-konservativen Vaters sollte John F. Kennedy die Kulturen und Länder Europas entdecken, Baudenkmäler und Museen besuchen. Das gibt einen tiefen Einblick in die Gedanken- und Gefühlswelt des späteren US-amerikanischen Präsidenten. Die Tagebücher, die er während der zweimonatigen Tour führte, sind zu großen Teilen auch ein Abriss der politischen Ereignisse und der nationalen Gepflogenheiten der damaligen Zeit. Wobei der abenteuerlustige Student seine Eindrücke akribisch notierte und mit wenig schmeichelhaften Kommentaren ausschmückte. Die Aufzeichnungen Kennedys sind dramaturgischer Leitfaden der Dokumentation. Auf seinen Reisen in Frankreich, Italien und Österreich flirtet der junge Kennedy, lässt sich vom kulturellen Erbe begeistern und beginnt über politische Zusammenhänge nachzudenken. Ein junger Mann, der seinen Weg im Leben sucht.
Vom Reporter zum Präsidenten
John F. Kennedys umfangreiche Tagebücher, Notizen und Briefe erwecken seine Gedankenwelt zu neuem Leben, machen seine Begegnungen, Einsichten, seine Entwicklung und seine Fehleinschätzungen nachvollziehbar. Der Film zeigt den jungen Kennedy als diplomatischen Grünschnabel, politischen Naivling und gescheiterten Frauenhelden. Die Nationalsozialisten findet er auf seinen Reisen als junger Mann noch faszinierend, später wird ihm klar, was für eine Gefahr von ihnen ausgeht. Auch aus seiner Begeisterung für Mussolinis Faschismus macht er kein Hehl. Erst nach und nach distanziert sich Kennedy von den reaktionären politischen Vorstellungen seines Vaters. Im zerstörten Berlin befragt er 1945 als Reporter die vom Krieg traumatisierten Menschen und ist erschüttert von ihren Schicksalen. Später reift er zum besonnenen Politiker, der gegenüber der UdSSR eine Doppelstrategie aus Machtdemonstration und Verhandlungsbereitschaft entwickelt.
„Ich bin ein Berliner“
Das neutrale Österreich war 1961 Schauplatz des ersten Aufeinandertreffens der Regierungschefs der Supermächte USA und Sowjetunion. Auf Vermittlung von Bruno Kreisky trafen sich John F. Kennedy und Nikita Chruschtschow zu einem Gipfel, der dem Abbau der Spannungen zwischen Ost und West im Kalten Krieg dienen sollte. Zwei Jahre später sollte Kennedy am Berliner Rathaus seinen berühmten Satz „Ich bin ein Berliner“ von sich geben.
Die Koproduktion von NDR, ARTE, ARD, RBB und ORF analysiert, wie viel Kalkül und Wahrheit hinter dieser Aussage standen. Auf jeden Fall hat John F. Kennedy Europa kennen und lieben gelernt. Seine Idee eines starken geeinten Europas an der Seite der USA ist auch knapp 50 Jahre später noch visionär. So nah an seinen eigenen Aussagen und Einschätzungen wurde die Geschichte John F. Kennedys wohl noch nie zuvor erzählt. Kennedy-Biograf Alan Posener, der Herausgeber seiner Tagebücher Oliver Lubrich, die österreichische Historikerin Barbara Stelzl-Marx und US-Politologin Alina Polyakova ordnen die Szenen und Tagebuchzitate ein.