'85 Jahre Novemberpogrom'

Universum History

Abgehört - Hitlers Telefon

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April 1942. Mitten im Krieg kommt es im Keller eines unscheinbaren Hauses in einem Pariser Vorort zu einer waghalsigen Aktion:

Unter den Augen der deutschen Besatzer leitet eine Gruppe französischer Telefontechniker mit immensem technischen Aufwand eine Fernmeldeleitung um, die Paris mit Berlin verbindet. Der Lauschangriff gelingt und über mehrere Monate hinweg werden die Telefonverbindungen der Nationalsozialisten abgehört. Sogar Hitler selbst wird belauscht. Die neue „Universum History“-Dokumentation „Abgehört — Hitlers Telefon“ von Laurent Bergers und Marie Gatard (ORF-Bearbeitung: Sabine Aßmann) erzählt am Freitag, dem 3. November, um 22.35 Uhr in ORF 2 die packende Geschichte einer außergewöhnlichen Abhöraktion nach.

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Die Telefonhauptverbindungen der Nazis werden umgeleitet - und können so abgehört werden

Abhöraktion der militärischen Kommunikation

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wird die Geschichte der Widerstandsgruppe um den französischen Fernmeldetechniker Robert Keller bekannt: Gemeinsam mit Mitarbeitern des französischen Geheimdienstes und der Post- und Telegraphengesellschaft PTT setzt Keller eine unvorstellbare Abhöraktion um, in deren Fokus die militärische Kommunikation der deutschen Wehrmacht steht. Mit immensem technischen Aufwand gelingt es der Gruppe, die beiden Fernmeldeleitungen anzuzapfen, die die Telefone in Paris und Berlin verbinden. Heer, Luftwaffe, Kriegsmarine und Gestapo tauschen auch auf diesem Weg sensible Informationen aus. Der französische Widerstand hört dank Keller und seinen Männern über Monate mit. Zunächst schöpfen die Nationalsozialisten keinen Verdacht. Kriegsrelevante Informationen werden über verschlungene Wege an die Engländer weitergeleitet. Schließlich wird Robert Keller in einem anonymen Schreiben denunziert. Die Gestapo nimmt zunächst ihn fest, dann weitere Mitarbeiter der Gruppe. Das wahre Ausmaß der Aktion bleibt den Deutschen doch bis zuletzt verborgen. Keller und seine Männer entgehen zwar der Todesstrafe, werden jedoch in Konzentrationslager der Nationalsozialisten deportiert. Keller stirbt am 14. April 1945 im KZ Bergen-Belsen, kurz vor der Befreiung durch britische Truppen. Nach dem Krieg wird Keller posthume Ehrung zuteil. Er gilt heute als ein Held der französischen Résistance.

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In einer waghalsigen Aktion zapfen französische Telefontechniker 1942 die Fernmeldeleitungen an, die Paris mit Berlin verbinden. Ziel der Abhöraktion: hochrangiges Nazi-Militär

Technische Meisterleistung

Der Historiker Georg Hoffmann vom Heeresgeschichtlichen Museum Wien ordnet die Geschehnisse in einen politischen und zeitgeschichtlichen Kontext ein und beschreibt etwa, wie der französische Geheimdienst in der unbesetzten Zone, in Vichy-Frankreich im Untergrund gegen die Deutschen gearbeitet hat. Gerhard Fürnweger vom Historischen Telekomarchiv erklärt für „Universum History“ die technischen Details der aufwendigen Abhöraktion und macht so die große Leistung der Männer um Robert Keller verständlich. „Das Unternehmen war eine mutige, anspruchsvolle, technische Meisterleistung“, lautet sein Urteil.

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Für die Abhöraktion muss eine gewaltige Menge an Equipment installiert werden

Einblick in die Arbeit des französischen Widerstands

Die „Universum History“-Doku erzählt mit Hilfe von spannenden Reenactments die Geschichte jener waghalsigen Abhöraktion nach – von der ersten Idee über die minutiöse Planung und die komplexe technische Umsetzung bis hin zum traurigen Ende. Historisches Bildmaterial macht die Zeit und die handelnden Personen lebendig. Der Film ermöglicht so einen seltenen Detailblick in eine Aktion des französischen Widerstands.

Bearbeitung

Sabine Aßmann