Universum History

Notre Dame - Mythos und Wahrheit

Werbung Werbung schließen

Um die 800 Jahre alte Notre Dame Kathedrale ranken sich zahlreiche Mythen, nicht erst seit ihrem Brand.

Als am 15. April 2019 ein Brand in Notre Dame ausbrach, richtete die Weltöffentlichkeit ihren Blick auf die berühmte Pariser Kathedrale. Die Angst war groß, dass dieses Meisterwerk gotischer Baukunst für immer zerstört werden würde. Der verheerende Brand hatte weltweit Bestürzung ausgelöst. Zum dritten Jahrestag des Unglücks wirft die neue „Universum History“-Dokumentation „Notre Dame – Mythos und Wahrheit“ von Emmanuel Blanchard (ORF-Bearbeitung: Margarita Pribyl) einen Blick zurück auf die mannigfaltige Geschichte der Kathedrale. Experten und Expertinnen aus den Bereichen Architektur, Geschichte und Baukunst berichten über ihre Erkenntnisse zur fast 800-jährigen Geschichte Notre Dames.

Hauptaltar der Notre Dame de Paris
ORF/Arte France/Program33
Im Bild: Hauptaltar Notre Dame de Paris.

 Architektonisches Meisterwerk

Einzigartig, außergewöhnlich und unvergleichbar: Das war die der Jungfrau Maria geweihte katholische Kathedrale von Anfang an. Heutige Besucherinnen und Besucher haben sich längst an die blassgraue Farbe von Notre Dame gewöhnt. Doch im Mittelalter waren die Fassaden mit bunten Malereien überzogen, teils sogar mit Gold. Die verwendeten Farben waren sehr kräftig: lebendiges rot, gelb oder grün. Um die riesigen Wassermengen, die bei einem durchschnittlichen Regenguss auf Notre Dame niederprasseln, für die Fassade des Gebäudes schonend abzuleiten, ließen sich die Architekten etwas einfallen. Sie ließen die oberen Spitzbögen aushöhlen, sodass das Wasser dort gesammelt und ferner abgeleitet werden konnte. Die steinernen Wasserspeier, die Gargouilles, wie sie im Französischen heißen, zählen zu den ältesten der Geschichte.

Gotische Hauptportal der Kathedrale Notre Dame de Paris mit Bas-Relief des jüngsten Gerichts
ORF/Arte France/Program33
Im Bild: Gotische Hauptportal der Kathedrale Notre Dame de Paris mit Bas-Relief des jüngsten Gerichts.

Dass die Kathedrale im Laufe der Jahrhunderte zum Monument mit Strahlkraft bis weit über die Grenzen Frankreichs hinaus wurde, geht wohl auf das Konto eines Dichters: Victor Hugo. 1831 veröffentlichte er einen Roman, der Weltruf erlangte: „Der Glöckner von Notre Dame“. Hätte Hugo nicht auf die Kathedrale aufmerksam gemacht, gäbe es das Meisterbauwerk heute eher nicht in seiner ganzen Pracht. Gut ein Jahrzehnt nach Erscheinen des Romans wird ein Autodidakt, genialer Zeichner und Verehrer der mittelalterlichen Architektur im Jahr 1843 mit der Restaurierung betraut: Eugène Viollet-le-Duc. Ihm sind nicht nur wertvolle Erkenntnisse über die Baukünste seiner Vorgänger zu verdanken. Er hat zudem viele Zeichnungen selbst entworfener Fabelwesen angefertigt. Über seine umfassende Restaurierung des Monuments Mitte des 19. Jahrhunderts äußerte sich Eugène Viollet-le-Duc folgendermaßen: „Ein Gebäude zu restaurieren, heißt nicht, es zu erhalten, zu reparieren oder zu überarbeiten, sondern es in einem völlig neuen, nie zuvor dagewesenen Zustand wiederherzustellen.“

 Zerstört und Wiederaufgebaut

Seit drei Jahren wird Notre Dame wieder restauriert. Es gilt, den im Jahr 2019 abgebrannten Spitzturm zu ersetzen und vielleicht, mit Maß und Ziel, Spuren der heutigen Zeit einzuarbeiten. „Notre Dame – Mythos und Wahrheit“ beleuchtet die lange Geschichte der schier für die Ewigkeit errichteten Kathedrale. Mit Hilfe von 3D-Rekonstruktionen der Architektur werden vergangene Bauphasen – vom Beginn im 12. Jahrhundert bis weit in die Neuzeit – sichtbar gemacht.  

Spitzturm der Pariser Kathedrale Notre Dame
ORF/Arte France/Program33
Im Bild: Spitzturm der Pariser Kathedrale Notre Dame.

Gestaltung

Emmanuel Blanchard

Bearbeitung

Margarita Pribyl