Mann mit schwarzem Hut und grauem Sakko schaut in die Kamera, hinter ihm Bilder des Nationalsozialismus
ORF/ZDF/Raimonds Birkenfelds
Cioma Schönhaus (Juri Senft) ist einer von tausenden Jüdinnen und Juden, die in Berlin untertauchen müssen, um sich vor der Deportation in den Osten zu retten.
'Novemberpogrome 1938'

Universum History

Der Passfälscher- Widerstand im Untergrund

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Mutiger Widerstand trotz ständiger Gefahr: Cioma Schönhaus flüchtet vor den Nazis und lebt im Untergrund. Von dort aus fälscht er Pässe und rettet damit jüdische Leben.

Berlin 1943: Der 20-jährige Cioma Schönhaus lebt im Untergrund und fälscht Ausweise für sich und andere Jüdinnen und Juden. Originale Tonaufnahmen von Schönhaus führen durch das neue Dokudrama „Der Passfälscher – Widerstand im Untergrund“ von Elin Carlsson und Sigrun Laste, das im Rahmen des ORF-Schwerpunkts zu den Novemberpogromen 1938 (Details unter presse.ORF.at) am Freitag, dem 7. November, um 22.35 Uhr in ORF 2 und auf ORF ON die Geschichte von Widerstand und der Sehnsucht eines jungen Menschen nach Selbstbestimmung im NS-Regime erzählt.

Nahaufnahme von Fingern, die einen antiquierten Pass fälschen
ORF/ZDF/Jürgen Rehberg
Als begabter Zeichner fälscht Schönhaus Kennkarten, indem er die Fotos austauscht und Staatssymbole nachzeichnet.

Widerstand im Untergrund

Der Zweite Weltkrieg tobt im vierten Jahr. Der Holocaust ist in vollem Gang. Mehr als 50.000 Berliner Jüdinnen und Juden werden verschleppt. Auch die Eltern von Cioma Schönhaus erhalten einen Deportationsbefehl. Weil er selbst noch nicht auf der Liste steht, taucht Cioma Schönhaus, so wie Tausende andere auch, unter. Als begabter Zeichner fälscht Schönhaus Ausweisdokumente, die ihm und anderen Jüdinnen und Juden eine scheinbar legale Identität verschaffen. Er arbeitet mit dem protestantischen Widerstandsnetz „Bekennende Kirche“ zusammen und verhilft Hunderten Verfolgten zur Flucht.

Mann in Nadelstreifanzug siitzt in Halle und sieht nach oben
ORF/ZDF/Jürgen Rehberg
Cioma Schönhaus´ Eltern wurden 1942 ins Konzentrationslager deportiert. Beide starben noch im selben Jahr.

Die „Methode Schönhaus“

Für seine Arbeit als Passfälscher braucht Cioma Schönhaus Original-Ausweise von sogenannten „arischen“ Deutschen: offizielle Kennkarten. Das, was man heute unter einem Personalausweis versteht. Cioma Schönhaus tauscht die Fotos auf den Ausweisen aus und zeichnet den Reichsadler samt Hakenkreuz auf das neue Foto. In der „Universum History“-Doku versucht die Restauratorin Hildegard Homburger einen Ausweis nach der „Methode Schönhaus“ zu fälschen. „Man hat pro Stück eigentlich nur einen Versuch, um ein gutes Ergebnis hinzukriegen“, stellt sie dabei fest.

Mann mit Schnauzbart und Brille sitzt auf Stuhl und spricht über Archivakten vor ihm auf dem Tisch
ORF/ZDF/Jurek Wieben
Sascha Schönhaus hat mit seinem Vater oft über die NS-Zeit gesprochen.

Flucht in die Freiheit

Schönhaus ist fest entschlossen, nicht in die Fänge der Nationalsozialisten zu geraten. Welche Überlebensstrategie er entwickelt hat und wie er mit dem Druck der ständigen Gefahr umgegangen ist, erzählt er viele Jahre später seinem Sohn Sascha. Der erinnert sich: „Er hat gesagt: So funktioniere ich. Ich mache dies, ich lebe diesen Plan, bis ich merke, hier kommt die Einbahnstraße. Dann wird der Plan geändert.“

Ein folgenschwerer Fehler zwingt Cioma Schönhaus dazu, seinen Plan zu ändern. Er flüchtet mit dem Fahrrad mehr als 800 Kilometer quer durch Deutschland in die Schweiz. Getragen von der Originalstimme des Protagonisten erzählt „Der Passfälscher – Widerstand im Untergrund“ die Geschichte einer unerschrockenen Persönlichkeit, die sich in Lebensgefahr begibt, um andere vor dem Holocaust zu retten.

Tonaufnahmegerät
ORF/ZDF/Jürgen Rehberg
Eine originale Tonbandaufnahme von Cioma Schönhaus führt durch die Dokumentation.