Menschen & Mächte

Kaiser Franz Joseph und der 1. Weltkrieg

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Die Dokumentation beleuchtet die ersten drei Kriegsjahre, von 1914 bis zum Tod Kaiser Franz Josephs im November 1916.

Andreas Novaks „Menschen & Mächte“-Dokumentation „Kaiser Franz Joseph und der Erste Weltkrieg“ beleuchtet die Kriegsjahre 1914 bis 1916 aus österreichischer Perspektive und bringt auch die mittlerweile vergessene Ostfront wieder in Erinnerung. Während der geografisch nähere Krieg gegen Italien, der Gebirgskampf in den Dolomiten, in der öffentlichen Erinnerung stärker haften blieb, sind die Kämpfe, aber auch die Kriegsverbrechen der k. u. k. Truppen im ehemaligen Galizien, der heutigen Westukraine, fast völlig vergessen.  

„Der Krieg könnte zum Sargnagel für die Monarchie werden“, meinte der österreichische Generalstabchef Conrad von Hötzendorf im Herbst 1914 im Gespräch mit Kaiser Franz Joseph. Dieser antwortete in einer Mischung aus Resignation und Fatalismus: „Wenn die Monarchie schon zugrunde geht, dann soll sie wenigstens anständig zugrunde gehen.“

"Kaiser Franz Joseph und der 1. Weltkrieg": Bündnispartner Kaiser Wilhelm II. mit deutschen Militärs
ORF
Bündnispartner Kaiser Wilhelm II. mit deutschen Militärs

Anständig zugrunde gehen bedeutet im kaiserlichen Weltbild „am Feld der Ehre“. Am 28. Juli 1914 unterzeichnet Franz Joseph die Kriegserklärung an Serbien. Am Anfang steht eine Mischung aus Kriegslust, politischem Leichtsinn, fatalen Fehleinschätzungen und konstruierten Fakten. Die gewünschte Begrenzung auf einen lokalen Konflikt erfüllt sich ebenso wenig wie der erwartete rasche Sieg im Blitzkrieg.

Während das mit Österreich-Ungarn verbündete deutsche Heer gegen Frankreich vorrückt, kämpfen die k. u. k. Truppen nicht nur erfolglos gegen die kleine serbische Armee, sondern verlieren auch die ersten Schlachten gegen die Zarenarmee im Osten. Ohne militärische Unterstützung deutscher Truppen wäre die Niederlage Österreich-Ungarns bereits Ende 1914 besiegelt gewesen. 

In den tschechischen, ungarischen und kroatischen Heeresverbänden sollten schon bald nationalistische Strömungen die Kampfmoral unterminieren. „Für Kaiser, Gott und Vaterland“, dieser alten Doppeladler-Devise setzten Frankreich, England und Russland eine gezielt in die Kaiserarmee hineingetragene Freiheits- und Nationalstaatenpropaganda entgegen.

Die Schlachtfelder des Ersten Weltkriegs wurden erstmals zu Schauplätzen breiter optischer Dokumentation durch Film und Fotografie. Nicht nur in Österreich wurde die Bedeutung dieser beiden Medien als Propagandainstrumente erkannt und genutzt.

"Kaiser Franz Joseph und der 1. Weltkrieg": Das dekorierte Infanteriebataillon 3/35, aufgenommen vermutlich im September, Oktober 1915 in der Nähe von Tolmein (Tolmin) an der Isonzofront; 5. Armee, Stargl.
ORF/ÖNB
Das dekorierte Infanteriebataillon 3/35, aufgenommen vermutlich im September, Oktober 1915 in der Nähe von Tolmein (Tolmin) an der Isonzofront; 5. Armee, Stargl.

Film und Fotografie verdeutlichten auch die völlig neue und schreckliche Form des Krieges: den ersten technisierten und industrialisierten Krieg der Menschheitsgeschichte. Die Zeiten auf wenige Tage begrenzter Infanterie und Kavallerieschlachten waren vorbei. Nun traten von moderner Kriegstechnik unterstützte Millionenheere zu Massenschlachten gegeneinander an. Fronten, die sich früher auf Waldstücke, Dörfer oder einzelne Städte reduzierten, waren nun auf mehrere hundert Kilometer erweitert.

Franz Joseph hatte über den Einsatz mörderischer Kampfmittel wie Giftgas zu entscheiden, über Kriegstechnik, die seinen im 19. Jahrhundert geprägten militärischen Ehrenkodex zum tragischen Anachronismus machten. 

"Kaiser Franz Joseph und der 1. Weltkrieg": Gasalarm im Schützengraben, Rogatin, Ostgalizien, Winter 1916, Deutsche Südarmee
ORF/ÖNB
Gasalarm im Schützengraben, Rogatin, Ostgalizien, Winter 1916, Deutsche Südarmee

Steigende Engpässe bei der Nahrungsmittel- und Rohstoffversorgung reduzieren spätestens ab 1916 die Kriegsbereitschaft an der „Heimatfront“ dramatisch.

"Kaiser Franz Joseph und der 1. Weltkrieg": Kriegsgefangene bei Tuchla im Oportal, südwestlich von Stryi in den Karpaten gelegen, Herbst 1915, Deutsche Südarmee
ORF/ÖNB
Kriegsgefangene bei Tuchla im Oportal, südwestlich von Stryi in den Karpaten gelegen, Herbst 1915, Deutsche Südarmee

Als Franz Joseph am 21. November 1916 stirbt, wird das folgende Staatsbegräbnis zum symbolischen Vorboten des Untergangs der Donaumonarchie.

Gestaltung

Andreas Novak