Jahrzehnte in Rot Weiß Rot

Die 40er Jahre - Trauma und Hoffnung

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Der ORF setzt seine Erfolgs-Serie der „Jahrzehnte in Rot-Weiß-Rot“ fort. Nach der Zweiten Republik folgen 2024 die Jahrzehnte der Ersten Republik: die 20er Jahre mit Charleston und Bubikopf, die 30er Jahre zwischen Weltwirtschaftskrise, Wunderteam und Nationalsozialismus und die 40er Jahre mit Weltkrieg, Befreiung, wieder Frieden und Demokratie. Cornelius Obonya, Erika Pluhar, Georg Stefan Troller, Ursula Strauss, Tarek Leitner, Herbert Prohaska und viele andere Österreicherinnen und Österreicher erzählen, wie ihre Familien diese drei Jahrzehnte erlebten. Jahrzehnte, in denen sich das Leben der Menschen radikal veränderte. Am Montag, dem 30. Dezember, stehen um 22.30 Uhr in ORF2 und auf ORF ON „Die 40er Jahre – Trauma und Hoffnung“ (Regie: Wolfgang Stickler) im Mittelpunkt.

„Meine Eltern waren überzeugt, das führt zu einer Katastrophe“, erinnert sich Peter Michael Lingens, geboren 1939. Erika Pluhar, ebenfalls 1939 geboren, ist überzeugt: „Der Krieg hat mein Leben bestimmt!“ In der „Ostmark“ ist alles verboten, was nicht auf „brauner“ Linie ist. Tagsüber Propaganda mit Marschmusik und Führer-Huldigung, abends oberflächliche Unterhaltung in Kino, Radio und Theater. Gehirnwäsche zur Unterdrückung aller Erinnerungen an Demokratie und Freiheit. Und als Anstiftung zu begeisterter Befehlsbefolgung in Krieg und Massenvernichtung.

In New York, London und Moskau aber lebt die Idee eines freien demokratischen Österreich weiter. Hunderttausende Österreicherinnen und Österreicher, darunter viele Prominente aus Politik, Wissenschaft und Kunst, sind im Exil. Sie bewahren ihre Österreich-Identität und arbeiten für die Befreiung der Heimat. Viele melden sich in die alliierten Armeen, Tausende verlieren im Kampf um ein freies Österreich ihr Leben. Barbara Coudenhove-Kalergi: „Es gab in England das Young Austria Movement, die waren betont österreichisch patriotisch.“

Aber auch unter nationalsozialistischer Diktatur bewahren viele Menschen ihre demokratische, österreichische Identität – im Verborgenen. Wenige sind bereit zu aktivem Widerstand – viele von ihnen verlieren ihr Leben. Denunziert oft von Nachbarinnen oder Kollegen. „Wenn einer in diese Mühle gerät, dann ist dieser eine fast kein Mensch mehr“, meint Wolfgang Paterno. „Mein Großvater hat gesagt, dass sich die SS in Innsbruck aufführt. Und er hat gezweifelt am Endsieg.“ Großvater Hugo Paterno wurde denunziert und hingerichtet.

1945 ist es so weit: Nach Monaten der Bombenangriffe erreicht die Front die Ostmark. Für die einen die Befreiung, für andere eine Besetzung durch die Alliierten. Österreich ist wieder Demokratie, aber es bleiben viele Fragen. Tarek Leitner: „Mein Vater hat gesagt: In Wirklichkeit hab ich schon so viel hinter mir, dass ich gar nicht weiß, wo ich anfangen soll.“ Die vom NS-System Ermordeten und Vertriebenen fehlen im ganzen Land. Lebensmittel sind rationiert. Wichtige Infrastruktur wird in Stand gesetzt, während in Nürnberg bei den Kriegsverbrecherprozessen auch Österreicher verurteilt werden. Helmut Butterweck, geboren 1927: „Ich habe wirklich geglaubt, dass alle, die Nazi waren, begriffen haben, dass das ein Verbrechen war.“

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Gleichzeitig wird an einem Neubeginn gearbeitet, einer Zweiten Republik. Viele der ins Exil Geflohenen kehren zurück. Viele mehr aber bleiben im Exil und werden von der neuen Regierung auch nicht zur Rückkehr eingeladen. Ein neues Österreich-Bewusstsein entsteht – anknüpfend an die Visionen und Hoffnungen der Ersten Republik. Aber ernüchtert die Vergangenheit verdrängend, pragmatisch, großkoalitionär und sozialpartnerschaftlich. Lohn-/Preisabkommen und Marshallplan legen den Grundstein für einen wirtschaftlichen Aufschwung. Mit den westlichen Besatzungstruppen kommen neben Freiheit und Demokratie auch Kaugummis, Jazz und Konsumgesellschaft. Peter Henisch: „Man hat gehört, in Amerika haben die Menschen einen Kühlschrank. Und ein Bad mit einer Badewanne. Und das werden wir auch alles haben.“