Zwei Menschen stehen vor einer übergroßen Uhr
ORF/ZDF/Jan Prillwitz
Uhren sind aus unserem heutigen Leben nicht mehr wegzudenken. Dabei ist es noch nicht einmal 200 Jahre her, dass die Welt eine einheitliche Zeit bekam, deren Zonen sich ausgehend vom Nullmeridian in Greenwich bei London berechnen.
In zwei Teilen:

Universum History

Die Entdeckung der Zeit (1) - Vom Sonnenlauf zur Weltuhr

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Zeit ist heute allgegenwärtig, sie liefert den Rahmen für den Alltag. Seit jeher prägen die natürlichen Rhythmen von Tag und Nacht und der Wechsel der Jahreszeiten das Leben der Menschen.

In der zweiteiligen Dokumentation „Die Entdeckung der Zeit“ von Jens Monath und Heike Schmidt (ORF-Bearbeitung: Sabine Aßmann) erzählt „Universum History“ eine spannende Kulturgeschichte der Zeit. Der erste Teil führt von den frühen bäuerlichen Gesellschaften über die Hochkulturen Ägyptens und Chinas bis hin zur Kalenderreform im antiken Rom. Er zeigt, wie Menschen über Kontinente und Epochen hinweg versuchen, die Zeit zu verstehen und zu beherrschen.

Zeit dient damals wie heute der Ordnung

Seit Anbeginn der Menschheitsgeschichte ist die Zeit ein Rätsel und zugleich ein zentrales Ordnungsprinzip des Lebens. Die Dokumentation erzählt, wie sich frühe Gesellschaften an den Rhythmen von Tag und Nacht, von Aussaat und Ernte orientieren und daraus die ersten Systeme zur Zeitmessung entwickeln. Im alten Ägypten werden religiöse Feste anhand des Mondkalenders bestimmt. Im alten China errichten die Menschen eine hochaufragende Säulenanordnung, wohl um den Lauf der Sonne zu beobachten. Die Römer ringen mit einem komplizierten Kalender, bis Julius Caesar eine Reform einführt, die er aus Ägypten mitbringt. Doch die Geschichte der Entdeckung der Zeit endet nicht in der Antike: Der Bogen reicht bis heute, wenn hochpräzise Atomuhren die Zeit genauestens messen. Der Film greift dabei zahlreiche Fragen auf: Ist Zeit ein absoluter Wert oder doch ein relativer? Welche Rolle spielt die subjektive Wahrnehmung? Und was bedeutet Zeit eigentlich für den Menschen?

Hohe Säulen, die in China zur Zeitmessung dienten.
ORF/ZDF/Wang Dixuan
Vor 4100 Jahren maßen die Menschen in der chinesischen Provinz Shanxi die Zeit mit Hilfe von Säulen. Das Taosi-Observatorium wurde 2003 rekonstruiert.

Relative Zeitwahrnehmung

Neben Streifzügen durch die frühen Hochkulturen bietet „Universum History“ spannende wissenschaftshistorische Rückblicke auf das Verhältnis von Mensch und Zeit. Der französische Geologe Michel Siffre verbringt 1962 rund zwei Monate in einer Gletscherhöhle – ohne Uhren oder Tageslicht. Seine „innere Uhr“ stellt sich in dieser Zeit völlig um. Der amerikanische Arzt Hudson Hoagland wiederum stellt fest, dass die Körpertemperatur deutliche Auswirkungen auf die individuelle Zeitwahrnehmung hat. Seine Aufzeichnungen zeigen: Hohes Fieber lässt die Zeit gefühlt sehr langsam vergehen, während in Wahrheit nur wenige Augenblicke verstreichen.

Mann mit großer mechanischer Uhr
ORF/ZDF/Jan Prillwitz
Mit der Erfindung der mechanischen Uhr verabschiedeten die Menschen sich von der Naturzeit. Bis dahin wurde die Zeit mit Wasser-, Sonnen-, Räucher- oder Kerzenuhren gemessen.

Die Dokumentation vereint fachliche Perspektiven u. a. aus Archäologie, Astronomie, Physik und Neurowissenschaft. Expertinnen und Experten aus den unterschiedlichen Disziplinen erklären, wie Zeit in Vergangenheit und Gegenwart gedacht und gemessen wird – vom Blick in den Sternenhimmel und der Orientierung am Sonnenlauf bis hin zur atomgenauen Weltuhr. Historische Rekonstruktionen und internationale Drehorte ermöglichen nicht nur eine spannende Erzählung von der Geschichte der Zeitmessung, sondern regen auch zur Reflexion an – darüber, wie die Menschen – in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft – mit der Zeit umgehen.

Regie

Jens Monath