
I am from Austria - Wie der Song zur Hymne wurde
Besonders erfolgreich war der Song am Anfang nicht. Platz 6 in den heimischen Charts belegte „I am from Austria“ 1990 als beste Platzierung. Keine Topplatzierung für den erfolgsverwöhnten Rainhard Fendrich. Die Erfolgsgeschichte des Liedes begann da aber erst. Heute gilt „I am from Austria“ als die inoffizielle Hymne Österreichs. Dabei hat der Ursprung des Liedes mit einer Zeit zu tun, in der viele nicht so stolz waren, Österreicher zu sein. Die Skandale der 1980er und die Waldheim-Affäre waren Beweggründe für Fendrich, den Song zu schreiben. Die Dokumentation zeigt, was das Geheimnis von „I am from Austria“ ist und wie der Song zur Hymne geworden ist.
Es ist Ende der 1980er Jahre. Rainhard Fendrichs Karriere läuft wie geschmiert. Die Konzerte sind reihenweise ausverkauft, seine Singles landen regelmäßig an der Spitze der heimischen Charts. Zudem tritt er als Showmaster auf und ist auch als Schauspieler gefragt – ein Allroundtalent, wie es die österreichische Showbranche nicht besser hätte erfinden können.
Der blonde Barde, der ansonsten auf humorvolle und doppelbödige Texte setzt, spielt in dieser Zeit seinem chilenischen Produzenten Tato Gomez ein neu geschriebenes Lied vor. „Es war sehr berührend für mich“, meint der heute 72-jährige Musiker, der mittlerweile im Wienerwald lebt. „Teile meines Selbst – aus den Bergen, den Seen, den Gletschern – haben darin geklungen. Es hat mich sehr bewegt, dass er so einen Text schreibt. Das war wirklich aus seinem Herzen.“

Das Lied wurde zwar auf dem Album eher unauffällig in der Mitte der Trackliste platziert und nicht eigens als Single ausgekoppelt, doch seinen Siegeszug in die Herzen der Österreicher konnte das nicht bremsen. Es gibt wohl kaum jemanden in Österreich, der nicht zumindest den Refrain von „I am from Austria“ mitsingen kann. Es ist ein Lied, das Menschen vereint, ein Wir-Gefühl erzeugt, ohne dabei auszugrenzen. Damit – und durch seine unglaubliche Popularität – erfüllt es den Zweck einer Hymne. Auch wenn sich der Autor und Komponist Rainhard Fendrich gegen diese Interpretation wehrt: „Das Lied war nie als Hymne gedacht. Eine Hymne ist immer eine kritiklose Bewunderung von etwas – das ist es sicher nicht. Es war eher als ein kritisches Lied gedacht, das sich mit der Vergangenheit Österreichs auseinandersetzt, aber trotzdem eine große Verbundenheit mit meinem Heimatland dokumentieren soll.“

In der ORF-Dokumentation „I am from Austria – Wie der Song zur Hymne wurde“ von Florian Kröppel, wird nicht nur die Entstehungsgeschichte dieses Klassikers erzählt. Die Popularmusikwissenschafterin Christa Bruckner-Haring analysiert den musikalischen Aufbau und erklärt die Wirkung der Komposition. Der Germanist Christoph Janacs, der zuletzt einen Sammelband über die österreichischen Hymnen herausgegeben hat, taucht in die Tiefen des Textes ein und erkennt Parallelen zwischen Fendrichs Werk und gängigen Hymnentexten.
Die Direktorin des Hauses der Geschichte Österreich, Monika Sommer, wirft einen Blick auf die politischen Verhältnisse Österreichs zur Zeit der Entstehung des Liedes. Die 1980er Jahre waren durchaus ein Jahrzehnt der politischen Skandale – von der Misswirtschaft beim Bau des AKH über die kriminellen Machenschaften im Weinbau bis hin zu einem mörderischen Versicherungsbetrug mit politischer Brisanz. Und doch war es ein anderer Skandal, der für die Entstehung des Liedes von entscheidender Bedeutung war: Als Kurt Waldheim seine Präsidentschaftskandidatur bekannt gab, wurden für ihn unangenehme Wahrheiten aus seiner Wehrmachtszeit ans Tageslicht geholt. Die Welt schaute wieder auf Österreich. Doch ganz anders als von vielen erhofft. Und Fendrich, der zu jener Zeit in den USA lebte, schaut zurück auf sein Heimatland. Der Rest ist Musikgeschichte.
Regie
Florian Köppel
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