zeit.geschichte

Am Rand - "Asoziale" in der NS-Zeit

Werbung Werbung schließen

Die neue ORF-III-Dokumentation der Regisseurin Uli Jürgens beschäftigt sich mit einer vergessenen Opfergruppe des NS-Regimes, den sogenannten „Asozialen“. Anhand von Dokumenten, Fotografien, persönlichen Zitaten und filmischem Archivmaterial werden Lebenswege von Menschen erzählt, die der nationalsozialistischen Vorstellung eines gesunden Volkskörpers nicht entsprachen.

Sie galten als „arbeitsscheu“ oder „gesellschaftsfremd“, ihnen wurde ein „unmoralischer Lebenswandel“ attestiert: AlkoholikerInnen, Unterstandslose, Mütter von verwahrlosten Kindern, Prostituierte, Kleinkriminelle. Doch wer entschied darüber, wer als „asozial“ gilt? Meist brauchte es nicht viel, um aufgegriffen, registriert und weggesperrt zu werden. Die Konsequenzen hatten mit Fürsorge nichts zu tun: Einzelhaft, Sterilisation, Zwangsarbeit und die Deportation in ein Konzentrationslager als ständige Drohung.

Verfolgt wurden auch Jugendliche, die der oppositionellen Bewegung der „Schlurfs“ angehörten. Es waren junge, extravagant gekleidete GroßstädterInnen, die in verruchten Lokalen wie der Steffl-Diele Swing und Jazz hörten.

Nur wenige ehemalige „Asoziale“ beantragten nach dem Krieg eine Entschädigung, kaum jemand wurde als Opfer des Nationalsozialismus anerkannt. Viele lebten weiterhin am Rand der Gesellschaft, waren ihr Leben lang stigmatisiert. Die TäterInnen sind zum Großteil davongekommen.

Informationen zum Thema:

„Stigma Asozial“ (Amesberger, Halbmayr, Rajal; Mandelbaum 2020) www.mandelbaum.at

„Arbeitsscheu und moralisch verkommen“ (Amesberger, Halbmayr, Rajal; Mandelbaum 2019) www.mandelbaum.at

Regie

Uli Jürgens