zeit.geschichte

Hitlers österreichische Helfer - Die Gauleiter (2/2)

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Sie waren Nazis der ersten Stunde und Adolf Hitlers fanatischste Helfer auf österreichischem Boden. Die Rede ist von den so genannten Gauleitern der Ostmark. Teil zwei der Doku-Reihe von Regisseur Christian Hager zeigt die Entwicklung dieser regionalen Führungselite der NSDAP vom Höhepunkt ihrer Herrschaft bis zu ihrer Entmachtung.

Nach dem so genannten Anschluss an Nazi-Deutschland wurde das ehemals österreichische Staatsgebiet in sieben Gaue unterteilt. Jedem Gau stand ein Gauleiter vor, der große politische Macht ausübte und ausschließlich Hitler weisungsgebunden war. Mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges im September 1939 wurden die meisten Gauleiter zu Reichsverteidigungskommissaren ernannt, um Hitlers Vernichtungskrieg auf wirtschaftlicher und logistischer Ebene aktiv zu unterstützen. Und sie beteiligten sich auch aktiv an der Planung und Durchführung des Holocaust.

Der zweite Teil dieser Filmreihe dokumentiert die Verbrechen von Hitlers österreichischen Helfern und zeigt ihr unrühmliches Schicksal nach dem Zusammenbruch des NS-Regimes, das meist mit Verurteilung, Flucht oder Suizid endete. Christian Hagers Dokumentarfilm ist die erste Produktion in der Geschichte des österreichischen Fernsehens, die sich explizit mit den Gauleitern der Ostmark beschäftigt. Ein spannender und exklusiver Beitrag zur Erinnerungskultur.

Kurz-Profile der einzelnen Gauleiter:

August Eigruber, Gauleiter von Oberdonau: Der gebürtige Steyrer trat bereits 1922 der NSDAP bei und arbeitete später auch im Untergrund für die Partei. Ab 1938 übernahm er die Leitung des neu gegründeten Reichsgaues Oberdonau. Er galt als Vertrauter und Du-Freund von Adolf Hitler. Der als cholerisch bekannte Eigruber war einer der Hauptverantwortlichen für die Massenmorde im KZ Mauthausen und wurde 1947 für seine Verbrechen hingerichtet.

Friedrich Rainer, Gauleiter von Salzburg und später Kärnten: Der promovierte Jurist war federführend am Anschluss beteiligt und wurde unmittelbar danach Gauleiter von Salzburg, wo er vor allem die Kulturpolitik im nationalsozialistischen Sinne gleichschaltete. Später wurde Rainer auch Gauleiter von Kärnten, wo er eine brutale Germanisierungspolitik gegenüber den Kärntner Slowenen verfolgte. 1947 wurde er in Jugoslawien zum Tode verurteilt.

Franz Hofer, Gauleiter von Tirol-Vorarlberg: Tirol und Vorarlberg wurden während der NS-Herrschaft zu einem Reichsgau zusammengefasst. Als Gauleiter fungierte Franz Hofer, der sich im Rahmen seiner Position massiv an jüdischem Eigentum bereicherte. Hofer instrumentalisierte auch die alpenländische Kultur für propagandistische Zwecke und betrachtete die Tiroler Schützenverbände als seine Privatarmee. Er konnte nach Kriegsende in Deutschland untertauchen.

Sigfried Uiberreither, Gauleiter der Steiermark: Der promovierte Jurist Sigfried Uiberreither wurde wegen seines Ehrgeizes auch als „Dr. Übereifer“ bezeichnet. Tatsächlich war er ein williger Erfüllungsgehilfe Hitlers, vor allem in Hinblick auf die steirische Rüstungsindustrie. Uiberreither ließ während seiner Amtszeit zahlreiche Menschen erschießen, konnte jedoch nach Kriegsende flüchten. Unbehelligt von der Justiz, führte er bis zu seinem Tod ein bürgerliches Leben in Deutschland.

Tobias Portschy, stv. Gauleiter der Steiermark: Tobias Portschy sollte ursprünglich Gauleiter des Burgenlandes werden. Das Bundesland wurde jedoch während der NS-Zeit aufgelöst und so wurde Portschy lediglich stellvertretender Gauleiter der Steiermark. Portschy ist übrigens der einzige Ostmark-Gauleiter, der nach Kriegsende bereitwillig Interviews gab. Ausschnitte daraus sind auch im vorliegenden Doku-Zweiteiler zu sehen.

Hugo Jury, Gauleiter von Niederdonau: Der ehemalige Militärarzt der k.u.k. Armee galt als glühender Verfechter der nationalsozialistischen „Rassenhygiene“. Dr. Jury hatte es besonders auf geistig und körperlich Behinderte abgesehen. Als Gauleiter von Niederdonau betrieb er mehrere Stützpunkte der so genannten Gesellschaft für Rassenhygiene, wo unzählige Menschen getötet wurden. Zu Kriegsende tötete Hugo Jury sich selbst.

Baldur von Schirach, Gauleiter von Wien: Baldur von Schirach entstammte einem deutschen Adelsgeschlecht und arbeitete sich innerhalb der NSDAP bis zum Reichsjugendführer hoch. Später übernahm er die Gauleitung von Wien. Die Deportation abertausender Jüdinnen und Juden bezeichnete er wörtlich als „aktiven Beitrag zur europäischen Kultur“. Schirach wurde in Nürnberg zu 20 Jahre Haft verurteilt.

Hubert Klausner, Gauleiter von Kärnten (bis 1939): Hubert Klausner galt als wichtiger Parteistratege der Nazis für den Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich. Der ehemalige Bundesheer-Offizier übernahm dann später auch die Gauleitung von Kärnten. 1939 starb Klausner dann plötzlich an einem Hirnschlag. Gerüchten zufolge könnte er auch einem Giftanschlag der SS zum Opfer gefallen sein, denn Klausner hatte parteiintern viele Neider.

Gustav Adolf Scheel, Gauleiter von Salzburg (ab 1941): Der gebürtige Deutsche Gustav Adolf Scheel war zunächst Reichsstudentenführer und machte gleichzeitig Karriere bei der SS. Als SS-Funktionär war er für die Deportation unzähliger Menschen im Elsass verantwortlich. Ab 1941 übernahm er die Gauleitung von Salzburg. Nach Kriegsende wurde der promovierte Mediziner kurzfristig inhaftiert und arbeitete später als Arzt in Hamburg.

Regie

Christian Hager