zeit.geschichte

Die wilden 1920er Jahre - Liebe und Erotik in der Zwischenkriegszeit

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In erotischer Hinsicht waren sie gar nicht so wild, die „Wilden Zwanziger", zumindest nicht in Österreich. Aber ein bisschen wild waren sie doch. Die demokratische Revolution von 1918/19 brachte erhebliche Fortschritte in Sachen Emanzipation der Frauen, der verruchte Tango eroberte von Buenos Aires aus Europa und der Bubikopf begann die weibliche Mode zu dominieren.

In Revuebars wie dem „Tabarin" in der Wiener Annagasse gab sich die lesbische Szene ein Stelldichein, in Cabarets und Nachtklubs wurde gehottet und gekokst, was das Inflationsgeld hergab. Zudem sorgte Josephine Baker 1928 im „Ronacher" mit ihrem berühmt-berüchtigten „Bananentanz" für einen öffentlichen Aufruhr unerhörten Ausmaßes. In der Presse wurde die anzügliche Darbietung zum Skandal erklärt und Vertreter der katholischen Kirche organisierten Sondergottesdienste zur Buße gegen Bakers „schwere Verstöße gegen die Moral".

Die Kulturkämpfe der Ersten Republik – am Thema Sexualität entzündeten sie sich besonders häufig. Zugleich gab es in den 1920er und 30er-Jahren erste Aufbrüche in Richtung „sexueller Befreiung" – eine Folge der Lebensreform- und der Frauenbewegung. Aber nur eineinhalb Jahrzehnte lang. Als Engelbert Dollfuß 1933/34 die Demokratie in Österreich eliminierte, war „Schluss mit Lustig". Alles, was mit den Freuden lustvoll gelebter Körperlichkeit zu tun hatte, war wieder streng reglementiert und tabuisiert. Das änderte sich erst wieder, als in den 1960er und 70er-Jahre die „Sexuelle Revolution" über die westliche Welt hinwegbrandete – dann aber wirklich.

Regie

Günter Kaindlstorfer