zeit.geschichte

Baumeister der Republik - Rudolf Kirchschläger

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Rudolf Kirchschläger war als Diplomat am Zustandekommen von Staatsvertrag und Neutralitätsgesetz beteiligt. Als Botschafter erlebte er 1968 den „Prager Frühling“ hautnah mit und folgte mit der Ausstellung tausender Visa nicht der Weisung seiner Vorgesetzten, sondern seinem Gewissen. Als Außenminister sorgte Kirchschläger nach dem Militärputsch in Chile dafür, dass Flüchtlinge in der österreichischen Botschaft in Santiago Zuflucht fanden. 1974 wurde der parteilose Katholik schließlich zum Bundespräsidenten gewählt, und sechs Jahre später mit fast 80 Prozent der Wählerstimmen und der Unterstützung von SPÖ sowie ÖVP eindrucksvoll bestätigt - ein bis heute unerreichter Rekord.

Rudolf Kirchschläger war der erste Bundespräsident der Zweiten Republik, der mit seinem prägnanten Sprachstil auch heimischen Kabarettisten eine Plattform bot. Vor allem aber seine mahnenden Worte vom „Trockenlegen der Sümpfe und sauren Wiesen“ im Umfeld diverser Skandale zu Beginn der 1980er Jahre, sind in Erinnerung geblieben. Als erster „Altpräsident“ Österreichs konnte sich Kirchschläger auch nach zwei vollen Amtsperioden, die 1986 endeten, in seiner Position als moralische Instanz noch zu brennenden Fragen der Innenpolitik zu Wort melden. Diese Gelegenheit nutzte er bis zu seinem Tod im Jahr 2000 allerdings nur selten.

Regie

Christian Reichhold