zeit.geschichte
Baumeister der Republik - Kurt Waldheim
Kaum ein Bundespräsident Österreichs war so umstritten wie Kurt Waldheim. Der einstige Berufsdiplomat und Außenminister wurde, unterstützt von der ÖVP, 1986 nach einer Stichwahl mit dem SPÖ-Kandidaten Kurt Steyrer zum sechsten Bundespräsidenten der Zweiten Republik gewählt.
Der Wahlkampf war überschattet vom „Fall Waldheim“, der die österreichische Innenpolitik erschütterte und auch die Weltöffentlichkeit bewegte. Durch Recherchen des Nachrichtenmagazins „profil“ wurde bekannt, dass Waldheim in seiner kurz vor dem Wahlkampf erschienenen Autobiografie „Im Glaspalast der Weltpolitik“ bezüglich seines Verhaltens während der Zeit des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkriegs gelogen hatte. Die Regierung setzte daraufhin eine internationale Historikerkommission ein, um Waldheims Tätigkeiten während des Krieges zu untersuchen und zu dokumentieren. Die Historiker attestierten ihm zwar „kein persönliches schuldhaftes Verhalten“ und „keine Beteiligung an Kriegsverbrechen“, stellten jedoch fest, dass Waldheims eigene Darstellung lückenhaft und teilweise falsch war. Der Ruf des Bundespräsidenten war zerstört. Ein ehemaliger UN-Generalsekretär beschimpfte ihn als „Nazi-Schlächter“, aufgrund eines Eintrages in der US-„Watchlist“ war Waldheim die Einreise in die USA verwehrt. Der „Fall Waldheim“ markierte aber auch einen Wendepunkt im Verhältnis Österreichs zur NS-Zeit und prägte dadurch die Geschichte der vergangenen Jahre entscheidend mit. Kurt Waldheim verzichtete nach seiner Amtszeit, die 1992 endete, auf eine neue Kandidatur.
Regie
Wolfgang Winkler