zeit.geschichte

Baumeister der Republik - Die Landeshauptleute: Ulrich Ilg

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Die neue Folge der Reihe „Baumeister der Republik“ porträtiert einen der wichtigsten Männer Vorarlbergs in der Zweiten Republik. Er erlebte beide Weltkriege mit, wurde mit 29 Jahren ins Kabinett von Engelbert Dollfuß berufen, kehrte unter Schuschnigg Wien den Rücken und wurde in der Nachkriegszeit erster Landeshauptmann von Vorarlberg - Ulrich Ilg.

Ulrich Ilg wird als Sohn von Franz Josef und Magdalena Ilg nach seinem Großvater mütterlicherseits Ulrich getauft. Die bäuerliche Welt, in die er geboren wird, ist von traditionellen Werten bestimmt. Beide Eltern der Familie Ilg sind Bauern und wohnen in einem Rheintalhaus im damals noch ländlichen Stadtbezirk Hatlerdorf. Während der junge Ulrich Ilg die Volksschule in Dornbirn besucht, kommt es 1914 zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs, wo auch sein Vater zur Armee eingezogen wird. Vater Franz Josef Ilg ist Feuer und Flamme für die Politik und schickt seine Söhne in politische Veranstaltungen, schlägt ihnen ein Studium vor. Doch der Sohn lehnt ab und geht stattdessen in eine Landwirtschaftsschule.

Nach Kriegsende schreibt sich Ilg 1920 in den ersten Kurs in der neu errichteten landwirtschaftlichen Fachschule in der Mehrerau in Bregenz ein. Er wird vollkommen überraschend als erst 22-jähriger, politisch bis dato unerfahren, zum Obmann des Vorarlberger Bauernbunds gewählt. Im Alter von 29 Jahren wird er als jüngstes Mitglied ins Kabinett von Bundeskanzler Engelbert Dollfuß als Staatssekretär für Land- und Forstwirtschaft berufen. Mit dem Tod von Dollfuß verliert Ilg seine Stelle und will auch für Kurt Schuschnigg nicht mehr als Staatsekretär arbeiten. Er geht zurück nach Vorarlberg und heiratet die Frau eines verstorbenen Freundes. Mit Ihr gründet er eine Großfamilie. Als der Vater stirbt teilt sich Ulrich Ilg mit seinem Bruder die Landwirtschaft.

1938 marschieren die deutschen Truppen in Vorarlberg ein. Ilg bleibt in Dornbirn, weil er als Bauer für die Versorgung der Bevölkerung zuständig ist. Glücklicherweise bleibt Vorarlberg wegen der Nähe zur Schweiz von großen Bombenangriffen verschont. Bereits wenige Tage nach Kriegsende engagiert sich der vormalige Staatssekretär für Landwirtschaft und eigenständige Landwirt Ilg dafür, dass den Bauern in Vorarlberg eine Vergrößerung der Anbauflächen zur Sicherung der Ernährung der Zivilbevölkerung zugestanden wird. Diesem Wunsch wurde von der französischen Militärregierung schließlich am 6. Mai 1945 entsprochen.

Die Zusammenarbeit mit den Besatzungsbehörden ist von Anfang an sehr fruchtbar. Ilg wurde von den Franzosen als einflussreiche Persönlichkeit der Vorkriegszeit ohne nationalsozialistische Beeinträchtigung geschätzt. Sie setzten ihn als Präsident des Vorarlberger Landesausschusses, welcher zugleich exekutive und legislative Funktionen wahrnahm, ein. Am 25. November 1945 konnte, nachdem auf einer Länderkonferenz in Wien im September die rechtlichen und verfassungstechnischen Fragen geklärt worden waren, erstmals seit 1932 eine freie Landtagswahl in Vorarlberg abgehalten werden. Bei dieser wurde die ÖVP unter der Führung Ulrich Ilgs mit über 70 % der Stimmen gewählt.

Ulrich Ilg vermeidet parteipolitische Auseinandersetzungen. Eine einheitliche Arbeitsweise mit allen politischen Kräften ist sein oberstes Gebot. Ulrich Ilg schafft es immer mehr in Verhandlungen Erleichterung für das Land zu erreichen. Nach einer schweren Wahlniederlage der Volkspartei auf Bundesebene im Jahr 1962 trat er zwei Jahre später als Landeshauptmann zurück. Er zog sich aber nicht wie üblich aus der Politik zurück, sondern trat freiwillig ins zweite Glied zurück und stand seinem Nachfolger Herbert Keßler noch vier weitere Jahre als Finanz- und Hochbaureferent in der Landesregierung zur Seite. Ilg zog sich schließlich im Jahr 1969 mit der Amtseinführung der neu gewählten Landesregierung Keßler II aus der Landespolitik zurück.