zeit.geschichte
Meine Großeltern, die Nazis
Die ORF-III-Neuproduktion beschäftigt sich mit dem bisher wenig bearbeiteten Thema der Aufarbeitung der NS-Vergangenheit innerhalb sogenannter Täterfamilien. Wie werden Familiengeschichten weitergegeben? Und wie wirkt sich die Vergangenheit auf die nachfolgenden Generationen aus?
Die Erzählung beginnt in den 1930er Jahren, zeigt anhand von fotografischem und bewegtem Archivmaterial, wie sich die jungen Menschen - die späteren Großväter und Großmütter der Protagonistinnen und Protagonisten - radikalisierten. Die Geschichten spielen in Wien, Bad Ischl in Oberösterreich und Herrnbaumgarten in Niederösterreich.
Welche Lebenswege wurden eingeschlagen? Ob „Mitläufer“ in der Wehrmacht oder hoher Offizier in der SS - viele dieser Biografien lagen jahrzehntelang verbogen unter einem Mantel des Schweigens. Der Zweite Weltkrieg ist lange vorbei. Nur wenige haben noch die Möglichkeit, die Großeltern zu befragen und auf Antworten zu hoffen.
Wenn Zeitzeuginnen und Zeitzeugen sterben, sind die nachfolgenden Generationen auf Erzählungen aus zweiter Hand angewiesen. Auch drei Generationen reichen oft nicht aus, um gesellschaftliche Tabus zu brechen und die Lücken in der Familienbiografie zu füllen. Es ist viel Arbeit, sich dem zu stellen, was die Recherche ans Licht bringt. Sie sorgt für Leid, Trauer und Scham. Die Lehre aus der Vergangenheit als Verantwortung für das Heute.
Informationen zum Thema:
„Sag du es deinem Kinde“ (Friedemann Derschmidt; Löcker Verlag, zweite Auflage 2021) www.derschmidt.com
„Kinder unter Deck“ (Bettina Henkel, Regisseurin) dok.at
Günter Kaindlstorfer: Autor und Journalist www.kaindlstorfer.at
Regie
Uli Jürgens