Anlässlich des 10jährigen Amtsjubiläums von Papst Franziskus am 13.03.:

Mensch Franziskus! Der unberechenbare Papst

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Er ist bekennender Fußballfan und gelernter Chemietechniker. Er liebte einst den Tango – und wohl eine junge Frau. 2013 wird er zum Papst gewählt. Seither hat Franziskus vieles anders gemacht als seine Vorgänger: keine roten Schuhe, kein Appartement im Papstpalast, dafür Gesten der Demut und Bescheidenheit. Ein Pontifex, der viele begeistert – und manche im Vatikan entsetzt.

Papst Franziskus legt einen fulminanten Start hin. Er kritisiert die eigene Kurie scharf. Er geht hart gegen Geldwäsche und Korruptionsfälle in der Vatikanbank vor. Er tauscht Führungspersonal im Vatikan aus, sogar einige seiner engsten Mitarbeiter. Damit schafft er sich nicht nur Freunde. „Er hat viele kompetente Leute entlassen und Chaos verursacht“, kritisiert ein Insider aus dem Vatikan. Wie schwierig es ist, etwas zu verändern, merkt Franziskus nicht zuletzt im Kampf gegen sexuellen Missbrauch.

Das Filmteam trifft den Schweizer Daniel Pittet, der als Kind von einem Priester über Jahre hinweg vergewaltigt wurde. Ein Fall unter vielen weltweit. Der Papst findet tröstende Worte. Aber die Aufarbeitung insgesamt stockt. Offene Opposition aus der Kurie gibt es beim Vorstoß des Papstes, wiederverheirateten Geschiedenen den Empfang der Kommunion zu erlauben. Und die Mehrheit der Bischöfe verweigert ihm die Gefolgschaft, als er Homosexuelle anerkennen möchte. Franziskus lässt sich nicht beirren. Er geht an die Ränder der Gesellschaft. Immer wieder besucht er Flüchtlinge, trifft Verbrecher in Gefängnissen und reist zu den Ärmsten der Armen. Er wird nicht müde, die Profitgier der Wirtschaft zu geißeln.

Papst Franziskus kämpft für eine Kirche der Armen und eine Reform der Kurie. Doch seine Gegner werden immer mehr. Kann die Revolution in der katholischen Kirche überhaupt gelingen? Woher nimmt der Mensch Franziskus seine Kraft?
ZDF/claudio peri
Papst Franziskus kämpft für eine Kirche der Armen und eine Reform der Kurie. Doch seine Gegner werden immer mehr. Kann die Revolution in der katholischen Kirche überhaupt gelingen? Woher nimmt der Mensch Franziskus seine Kraft?

Der Papst, ein Radikaler? Als Spätberufener macht Jorge Mario Bergoglio bei den Jesuiten eine steile Karriere. Mit Mitte 30 steht er an der Spitze des mächtigsten katholischen Männerordens in Argentinien. Dort herrscht eine brutale Militärdiktatur. Als zwei Jesuiten ins Visier der Junta geraten, will Jorge Bergoglio sie aus dem Armenviertel abziehen. Hat er sie damit ausgeliefert? Im Mai 1976 werden sie verhaftet und verschleppt. Bergoglio sucht Admiral Massera auf, in dessen Foltergefängnissen Tausende verschwinden. Die beiden Priester kommen frei.

Als Chef der Jesuiten gilt er damals als autoritär und arrogant und fällt in Ungnade: „Es ist sehr wahrscheinlich, dass man ihn entfernen wollte. Er reist ab und nimmt eine Auszeit in Deutschland.“, berichtet die Papst-Biografin Francesca Ambrogetti in der Dokumentation. Der spätere Papst zieht nach Boppard am Rhein. Am dortigen Goethe-Institut lernt er erst einmal Deutsch. Eine geplante Promotion in Frankfurt aber bricht er ab – er hat Heimweh. Wieder zu Hause in Argentinien, wird er abgeschoben. Er wird einfacher Beichtvater in der Provinz in Cordoba. Nach mehreren Jahren im Exil ruft ihn die Kirche schließlich zurück - als Bischof nach Buenos Aires. Er ist sanfter geworden. Mitfühlender.

Programmhinweis:

Um 11.00 Uhr zeigt ORF III in „Das ganze Interview“ ein Gespräch mit der Vatikanexpertin und Autorin Gudrun Sailer:

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Sandra Szabo im Gespräch mit Gudrun Sailer