'Zur Krönung von King Charles III.'

zeit.geschichte

Queen Mum - Mit Schirm, Charme und Gin

Werbung Werbung schließen

Sie wollte nie Königin werden und war es dann doch mit Begeisterung – Elizabeth Bowes-Lyon

Elizabeth Bowes-Lyon (1900–2002) gilt bis heute als eine der schillerndsten Persönlichkeiten des englischen Königshauses. 15 Jahre lang herrschte sie an der Seite von König George VI. über ein Reich, das sich über fast ein Viertel des Globus erstreckte. Mit dem frühen Tod ihres Mannes musste sie das Zepter ihrer Tochter übergeben und wurde offiziell zur Queen Mum. Mit Charme, Witz und politischem Feingefühl blieb sie zeitlebens im Zentrum der Macht. Anlässlich des 70. Thronjubiläums ihrer Tochter, Queen Elizabeth II., blickt „Universum History“ in der Dokumentation „Queen Mum – Mit Schirm, Charme und Gin“ von Ben Reid (ORF-Bearbeitung: Andrea Lehner) hinter die Kulissen des englischen Königshauses und beleuchtet mit eindrucksvollen Archivaufnahmen und spannenden Interviewpassagen die Entwicklung von Elizabeth – von einer jungen Frau, die den königlichen Verpflichtungen und Einschränkungen abgeneigt war, hin zu einer außergewöhnlichen Königin, die wie kaum eine andere Menschen in ihren Bann ziehen konnte – zur Queen Mum.

König George VI (1895 - 1952), und Königin Elizabeth (Queen Mum) mit ihrer Familie, bei einem Besuch in der Kapelle am Royal Naval College, Dartmouth, 23. Juli 1939.
ORF/Renegade Pictures/ Smithsonian Channel/A. J. O'Brien/Fox Photos/Hulton Archive/Getty Images
Im Bild: König George VI (1895 - 1952), und Königin Elizabeth (Queen Mum) mit ihrer Familie, bei einem Besuch in der Kapelle am Royal Naval College, Dartmouth, 23. Juli 1939.

Heirat im dritten Anlauf

Anfang der 1920er Jahre bekam die neunte Tochter einer schottischen Adelsfamilie den ersten Heiratsantrag von Prinz Albert. Sie lehnte ab. Sie wollte ihre Freiheit nicht aufgeben und unter gar keinen Umständen im goldenen Käfig leben. Zweieinhalb Jahre lang umwarb Prinz Albert die junge Elizabeth. Erst als sich beide Mütter einschalteten, nahm sie seinen – mittlerweile dritten – Heiratsantrag an. Sie ging davon aus, dass ihr Mann als zweitgereihter Thronfolger nur wenige öffentliche Verpflichtungen wahrnehmen müsse. 13 Jahre lang führten Elizabeth und Albert ein normales Leben, abseits der Öffentlichkeit. Dann aber dankte Alberts Bruder Edward VIII. ab, um seine Geliebte Wallis Simpson zu heiraten. Und Albert musste übernehmen.

Königin wider Willen

„Es ist ein Horror“, schrieb Elizabeth ihrer Schwiegermutter Queen Mary, als klar war, dass Albert als König George VI. den Thron besteigen musste. Sie wusste, dass ihr schüchterner Mann der Rolle nicht gewachsen war. Als zweieinhalb Jahre nach der Krönung der Zweite Weltkrieg ausbrach, übernahm Elizabeth, die Königin wider Willen, die Führungsposition. In kurzer Zeit gelang es ihr, die Herzen der Bevölkerung zu erobern – sie sprach den notleidenden Menschen Mut zu, besuchte die von den Bombardements der deutschen Wehrmacht zerstörten Gebäude.

1948 im Britisches Königshaus König George VI und Königin Elizabeth (Queen Mum) in zeremoniellen Gewändern.
ORF/Renegade Pictures/ Smithsonian Channel/Popperfoto/Getty Images
Im Bild: 1948 im Britisches Königshaus König George VI und Königin Elizabeth (Queen Mum) in zeremoniellen Gewändern.

Sieben Jahre nach Ende des Krieges, 1952, starb König George VI. Mit nur 51 Jahren wurde Elizabeth Witwe, musste den Thron verlassen und wurde – in ihren Augen – zur Queen Mum degradiert. Sechs Monate lang zog sie sich nach Schottland zurück, dann holte sie Winston Churchill zurück. Als moralische Instanz sollte sie ihre Tochter, Königin Elizabeth II., vor zu viel Einfluss ihres Ehemannes Prinz Philip bewahren, dem „heimlichen König der Fettnäpfchen“.

 Populär bis zum Schluss

In der Folge wurde die Queen Mum zu einer mächtigen und bei Volk und Regierung vielfach geschätzten und beliebten Repräsentantin der englischen Krone. Auslandsreisen, Regierungsveranstaltungen und offizielle Termine meisterte sie mit Diplomatie, Charme und einem steten Lächeln, für das sie bis heute bekannt ist. Sie nahm Einfluss auf die Erziehung ihres Enkels Prinz Charles, war stets in Partylaune, machte kein Hehl aus ihrer angespannten Beziehung zu ihrem Schwiegersohn und frönte ihrer Liebe zu Pferderennen und Gin. Mit dem vielen Geld, das sie dabei ausgab, bekam sie in Zeiten wirtschaftlicher Not erstmals den Zorn der Medien zu spüren. Ihrem Ruf und ihrer Beliebtheit konnte der „Lieblingsgroßmutter“ der Nation aber nichts und niemand schaden – mit ihren bunten, schrulligen Hüten und ihren markigen Sprüchen blieb die Queen Mum bis zu ihrem Lebensende eine der populärsten Vertreterinnen der Royals. 2002 starb sie im Alter von 101 Jahren.

Königin Elizabeth (Queen Mum) mit ihrem Hund bei einem Strandspaziergang in Norfolk.
ORF/Renegade Pictures/ Smithsonian Channel/Tim Graham/Getty Images
Im Bild: Königin Elizabeth (Queen Mum) mit ihrem Hund bei einem Strandspaziergang in Norfolk.

Regie

Ben Reid

Bearbeitung

Andrea Lehner