Universum History
Der Duft des Kaffees - Genuss und Rebellion
Es waren wahrscheinlich Ziegenhirten, die vor rund 1.000 Jahren in Äthiopien die aufputschende Wirkung der Kaffeekirsche entdeckten. Die daraus gewonnene Bohne fand dann ihren Weg über Mekka nach Konstantinopel und von dort in die ganze Welt. Doch der Siegeszug des Kaffees fand nicht immer das Wohlgefallen der Herrschenden.
Sie fürchteten sich vor der Wirkung des Getränks auf das Denken ihrer Untertanen und vor Verschwörungen in den neu entstandenen Kaffeehäusern. Verbote wurden immer wieder verhängt, zum Teil mit drakonischen Strafen. So wurden Anfang des 17. Jahrhunderts in Konstantinopel Kaffeekonsumenten in Säcke eingenäht und in den Bosporus geworfen.
Der österreichische Autor und Filmemacher Gerhard J. Rekel interessiert sich seit vielen Jahren für die Geschichte des gesellschaftsverändernden Genussmittels. Für „Universum History“ folgt er dem Duft des schwarzen Elixiers durch die Weltgeschichte. Mit aufwendigen Spielszenen zeigt er die historisch-subversive Rolle des Kaffees und lüftet so manches Geheimnis des Kultgetränks.
Das Kaffeekränzchen als Wiege eines neuen Humanismus
Hat der Kaffee tatsächlich unsere Gesellschaft verändert? Wären Aufklärung, Revolutionen und Demokratie ohne die aufgebrühten Bohnen nicht möglich gewesen? Unbestritten ist: Zur Zeit der Französischen Revolution gab es in Paris rund 900 Kaffeehäuser. Es waren die Orte, an denen sich die Ideen der Aufklärung verbreitet hatten, wo über eine andere Gesellschaft ohne König nachgedacht wurde. „Zu einem bestimmten Zeitpunkt könnte man sagen: Ein Café – eine Revolution!“, sagt der französische Historiker Alain-Jacques Tornare. Für ihn waren die Pariser Cafés nicht nur der Startpunkt der Revolution, sondern auch der Vorhof der Guillotine. Die Todesangst der Monarchen vor dem Geist der Freiheit war auch ein halbes Jahrhundert später in Wien zu spüren. Hier war das Kaffeehaus Griensteidl – in dem sich die Freigeister der Zeit trafen – im Fokus des Metternichschen Überwachungssystems.
Aber auch das private Kaffeekränzchen soll die egalitäre Gesellschaft gefördert haben: zum Beispiel den Befreiungskampf der Frauen. Historikerin Christiane Berth von der Universität Graz: „Der Kaffee hat es Frauen ermöglicht, sich zu treffen, sich ungestört zu treffen, unter sich zu sein und Ideen auszutauschen.“ Beispiele für neue soziale Interaktionen findet man in der Geschichte viele, aber gibt es auch eine direkte Wirkung des beliebten Koffeingetränks auf unser Denken? Die Doku zeigt auch, wie sich Koffein in Echtzeit auf das menschliche Gehirn auswirkt. Der Neurowissenschafter Andreas Bauer vom Forschungszentrum Jülich resümiert: „Besonders spannend ist zu sehen, dass Kaffee ausgerechnet in den entwicklungsgeschichtlich jüngsten Regionen des Großhirns wirkt. Das sind jene Areale, die den Menschen zum Menschen machen.“