'Zum internationalen Tag des Kaffees am 1.10.2024'

Universum History

Der Duft des Kaffees - Genuss und Rebellion

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Im 17. Jahrhundert gelangt etwas völlig Neues nach Europa: Der „Wein des Orients“ beginnt seinen Siegeszug.

Es waren wahrscheinlich Ziegenhirten, die vor rund 1.000 Jahren in Äthiopien die aufputschende Wirkung der Kaffeekirsche entdeckten. Die daraus gewonnene Bohne fand dann ihren Weg über Mekka nach Konstantinopel und von dort in die ganze Welt. Doch der Siegeszug des Kaffees fand nicht immer das Wohlgefallen der Herrschenden.

Kaffeekoch im ersten Café in Istanbul, vor offenem Feuer.
Leo Pinter
Kaffeekoch im ersten Café in Istanbul 1554.

Sie fürchteten sich vor der Wirkung des Getränks auf das Denken ihrer Untertanen und vor Verschwörungen in den neu entstandenen Kaffeehäusern. Verbote wurden immer wieder verhängt, zum Teil mit drakonischen Strafen. So wurden Anfang des 17. Jahrhunderts in Konstantinopel Kaffeekonsumenten in Säcke eingenäht und in den Bosporus geworfen.

Der österreichische Autor und Filmemacher Gerhard J. Rekel interessiert sich seit vielen Jahren für die Geschichte des gesellschaftsverändernden Genussmittels. Für „Universum History“ folgt er dem Duft des schwarzen Elixiers durch die Weltgeschichte. Mit aufwendigen Spielszenen zeigt er die historisch-subversive Rolle des Kaffees und lüftet so manches Geheimnis des Kultgetränks.

Frauen sitzen mit einem Mann am Boden um einen Tisch herum und trinken Kaffee. Links von ihnen steht ein Mann mit Kaffeekanne
Leo Pinter
Die Herzoginnen des französischen Hofs werden vom türkischen Gesandten Süleyman Aga in seiner Botschaft in Paris empfangen.

Das Kaffeekränzchen als Wiege eines neuen Humanismus

Hat der Kaffee tatsächlich unsere Gesellschaft verändert? Wären Aufklärung, Revolutionen und Demokratie ohne die aufgebrühten Bohnen nicht möglich gewesen? Unbestritten ist: Zur Zeit der Französischen Revolution gab es in Paris rund 900 Kaffeehäuser. Es waren die Orte, an denen sich die Ideen der Aufklärung verbreitet hatten, wo über eine andere Gesellschaft ohne König nachgedacht wurde. „Zu einem bestimmten Zeitpunkt könnte man sagen: Ein Café – eine Revolution!“, sagt der französische Historiker Alain-Jacques Tornare. Für ihn waren die Pariser Cafés nicht nur der Startpunkt der Revolution, sondern auch der Vorhof der Guillotine. Die Todesangst der Monarchen vor dem Geist der Freiheit war auch ein halbes Jahrhundert später in Wien zu spüren. Hier war das Kaffeehaus Griensteidl – in dem sich die Freigeister der Zeit trafen – im Fokus des Metternichschen Überwachungssystems.

Bild von
Sechs Männer sitzen in einem Cafe
Leo Pinter
Im Wiener Café Griensteidl. Wissenschaftler, Dichter und Journalisten wollen eine „Akademie der Wissenschaften“ gründen.
Verfolgung von Kaffeeliebhabern durch die Truppe von Murad IV.
Leo Pinter
Verfolgung von Kaffeeliebhabern durch die Truppe von Murad IV.
Prof. Dr. Chahan Yeretzian im Kaffeelabor
Gerhard Rekel
Prof. Dr. Chahan Yeretzian im Kaffeelabor der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften.
Drei Frauen mit einem Mann in einer noblen Stube beim Kaffeetrinken
Leo Pinter
Bereits 1841 führt der Hamburger Hafen 36 000 Tonnen Kaffee ein. In Berlin aber gibt es zu dieser Zeit kaum Kaffeehäuser. Wer trinkt so viel Kaffee? Die Frauen.

Aber auch das private Kaffeekränzchen soll die egalitäre Gesellschaft gefördert haben: zum Beispiel den Befreiungskampf der Frauen. Historikerin Christiane Berth von der Universität Graz: „Der Kaffee hat es Frauen ermöglicht, sich zu treffen, sich ungestört zu treffen, unter sich zu sein und Ideen auszutauschen.“ Beispiele für neue soziale Interaktionen findet man in der Geschichte viele, aber gibt es auch eine direkte Wirkung des beliebten Koffeingetränks auf unser Denken? Die Doku zeigt auch, wie sich Koffein in Echtzeit auf das menschliche Gehirn auswirkt. Der Neurowissenschafter Andreas Bauer vom Forschungszentrum Jülich resümiert: „Besonders spannend ist zu sehen, dass Kaffee ausgerechnet in den entwicklungsgeschichtlich jüngsten Regionen des Großhirns wirkt. Das sind jene Areale, die den Menschen zum Menschen machen.“