Universum History

Die Freimaurer - Alptraum der Diktatoren

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Adolf Hitler, Benito Mussolini und Francisco Franco — Sie mobilisieren die Massen mit ihren zerstörerischen Ideologien. Andersdenkende wie Freimaurer werden verfolgt.

 Die verschwiegene Bruderschaft weckt den Argwohn der Demagogen. Alle drei sind besessen von der Vorstellung einer freimaurerischen Verschwörung gegen sie und ihre Ziele. Die 90-minütige „Universum History“-Neuproduktion „Die Freimaurer – Alptraum der Diktatoren“ von Luigi Maria Perotti und Carlo Ghiani (ORF-Bearbeitung: Sabine Aßmann) erzählt am Freitag, dem 14. Juli, um 22.35 Uhr in ORF 2 die Geschichte der europäischen Diktaturen mit Blick auf jene berühmte Geheimgesellschaft, die in den Jahren der Unterdrückung nahezu ausgelöscht wird.

ORF/GA&A Productions
Im Zweiten Weltkrieg wird die berühmte Geheimgesellschaft der Freimaurer zum erklärten Erzfeind von Europas Diktatoren.

Von der Aufklärung bis ins 20. Jahrhundert 

Im Sommer 1945 liegt Europa in Trümmern. Der Zweite Weltkrieg ist zu Ende, die Zerstörungen in den betroffenen Ländern sind enorm. In der Not der Nachkriegszeit erweisen sich die Vereinigten Staaten als verlässlicher Partner. US-Präsident Harry S. Truman schickt zudem eine besondere Kommission nach Europa. Geleitet wird sie von Ray Denslow, einem Freimaurer. Fünf Wochen lang reist Ray Denslow durch die vom Krieg schwer gezeichneten Länder. Sein Auftrag: eine Bestandsaufnahme der Freimaurerei in Europa nach Jahren der Diktatur und Unterdrückung.

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Der Freimaurer Ray Denslow reist 1945 im Auftrag von US-Präsident Harry S. Truman nach Europa.

 Die Bruderschaft geht in ihren Ursprüngen auf die Handwerker im mittelalterlichen England zurück. Im Jahr 1717 kommt es in London zur Gründung der ersten Großloge, das Datum gilt als Geburtsstunde der modernen Freimaurerei. Mitglieder legen bei ihrer Initiation einen Eid ab und geloben, an der sittlichen Verbesserung der eigenen Person und der Gesellschaft zu arbeiten. Die Freimaurerei breitet sich rasch aus und setzt sich für Werte wie Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit ein. Aufklärerische Werte, die etwa für die Französische Revolution, die amerikanische Unabhängigkeit oder auch die Erklärung der Menschenrechte grundlegend sind. 200 Jahre später werden die Freimaurer zum erklärten Erzfeind gleich dreier Diktatoren.

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Propagandistische Nachbildung eines Freimaurertempels in Salamaca aus der Franco-Zeit.

Die Diktatoren und die Vorstellung einer freimaurerischen Verschwörung

Den Anfang macht Benito Mussolini. Italiens Freimaurer unterstützen den aufstrebenden Politiker zunächst, doch der sucht zur Festigung seiner Macht eine mächtigere Verbündete, deren Einfluss im Land enorm ist: die Katholische Kirche. Sie steht der Bruderschaft seit rund zwei Jahrhunderten kritisch gegenüber und sorgt im Verbund mit den Faschisten schließlich für die Auflösung der Geheimgesellschaft. Auch Francisco Franco in Spanien und Adolf Hitler in Deutschland folgen Mussolinis Beispiel. Für alle drei Diktatoren werden die Freimaurer zum Feindbild, das immer und immer wieder beschworen wird, wenn auch in unterschiedlichen Ausprägungen

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Trotz Annäherung an den Nationalsozialismus wird die Freimaurerei in Deutschland verboten. 1935 findet die Schlussfeier der Absalom-Loge in Hamburg unter den wachsamen Augen der Gestapo statt.

In Deutschland etwa beherrscht zwar der Antisemitismus die Verschwörungsideologie der Nazis. Doch die Freimaurerei lässt sich damit verbinden, erläutern Experten wie der Historiker Ralf Melzer. Der Feind in Hitlers Narrativ ist die jüdisch-freimaurerische Verschwörung, die gegen Großdeutschland intrigiert. Die Folgen für die Bruderschaft und ihre Mitglieder sind drastisch — die Logen werden geschlossen, viele Freimaurer finden den Tod. In Deutschland, Italien und den besetzten Ländern Europas endet die Verfolgung mit dem Zweiten Weltkrieg, in Spanien hält sich Franco noch bis 1975 an der Macht.

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Es gibt Belege für die Gründung von Freimaurerlogen in Konzentrationslagern. Die Loge "Liberté Cherie" wurde im deutschen Lager Esterwege gegründet.

„Universum History“ zeichnet die Geschichte der Freimaurer in jener dramatischen Zeit detailreich nach und klammert dabei auch die Verstrickungen so mancher Logen in die faschistische und nationalsozialistische Ideologie nicht aus. Interviews mit Historikerinnen, Historikern und anderen Expertinnen und Experten geben Einblick in die Mechanismen und Hintergründe der Verfolgung. Teils kolorierte Archivaufnahmen machen den Blick in die europäische Vergangenheit auf beklemmende Weise lebendig. Ray Denslows Beschreibungen, die er 1945 in seinem Bericht an den damaligen US-Präsidenten Harry S. Truman festgehalten hat, bilden in Form von Reenactments den atmosphärischen Rahmen für diese packende Nacherzählung mit sehr speziellem Blickwinkel auf die Zeit der europäischen Diktaturen des 20. Jahrhunderts.