Dritter und letzter Teil:

Universum History

Die Welt der Ritter (3) - Die letzten ihrer Art

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Längst wäre er vergessen, hätte ihn nicht ein bekanntes Zitat berühmt gemacht: Götz von Berlichingen.

 

„Universum History“ porträtiert am Freitag, dem 31. März, um 23.20 Uhr in ORF 2 „die letzten Ritter ihrer Art“. Der dritte und letzte Teil der ORF-ZDF-Koproduktion „Die Welt der Ritter“ von Christian Feyerabend, Carsten Gutschmidt und Robert Wiezorek versucht mit Hilfe von Reenactments die Spannung greifbar zu machen, die vor und während eines Turniers herrschte, und zeigt in einem spektakulären Experiment, was im Detail passiert, wenn zwei Ritter mit voller Wucht aufeinanderprallen.

ORF/ZDF/Jiri Skupien
Ein Ritter auf dem Weg zum Buhurt. Bei dieser frühen Turnierform kämpften zwei Reitergruppen in Scheingefechten gegeneinander. Trotz der eigentlich friedlichen Übung wurden bei jedem dieser Turniere viele Ritter und Edelknechte schwer verletzt oder fanden den Tod.

Götz von Berlichingen gilt als Raubritter, der seinen Lebensunterhalt mehr schlecht als recht durch Fehden, Überfälle und Lösegelderpressungen bestritt. Ganz anders dagegen Kaiser Maximilian: Er veranstaltete glanzvolle Ritterturniere und verfasste Ritterromane. Zwei Ritter, wie sie unterschiedlicher nicht sein konnten.

Das Recht des Ritters 

Das sogenannte Götz-Zitat ist weithin bekannt. Doch auch dieser kämpferische Satz stammt von Götz von Berlichingen: „Wo immer Unrecht ist, nehme ich mich der Sache an.“ Im 16. Jahrhundert verhilft Götz von Berlichingen den Hintersassen, den von den Grundherren abhängigen Bauern, immer wieder zu ihrem Recht, er treibt Buß- und Strafgelder ein und sorgt für Schadenersatz. Sogar mit der reichen Stadt Nürnberg, mit Bischöfen und Fürsten legt er sich an – selbstverständlich immer gegen eine entsprechende Beteiligung. Somit verhält sich Götz von Berlichingen nur teilweise anders als seine Standesgenossen in den Jahrhunderten davor. Aber im 16. Jahrhundert ist die Welt der Ritter eine andere: Was aus mittelalterlicher Sicht das Recht des Ritters war, wird nun, zu Beginn der Neuzeit, zum kriminellen Delikt.

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Wie bei jedem heutigen Sportereignis: Die Fans sind begeistert und feuern ihre Helden an.

Kaiser Maximilian I. engagiert sich gänzlich anders als Götz von Berlichingen: Der „letzte Ritter“, wie er sich selbst bezeichnet, findet viele Anknüpfungspunkte zu ritterlichen Traditionen: Er veranstaltet spektakuläre Turniere und versucht sich sogar als Dichter von Ritterromanen. Im Alltag jedoch war Maximilian kein mittelalterlicher Ritter, sondern ein moderner Fürst. In der Kriegsführung setzt er auf ein Heer aus Landsknechten, denn Ritter von Stand sind ihm viel zu teuer und nicht effektiv genug. Seine Kavallerie besteht längst nicht mehr nur aus Rittern. Ein halbes Jahrtausend beherrschten die Ritter das Kriegsgeschehen, mit Maximilian geht das Zeitalter der „Männer in Eisen“ zu Ende.

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Als Privatmann war Kaiser Maximilian ein großer Ritterfan. Regelmäßig ließ er aufwändige Turniere ausrichten, an denen er auch selbst teilnahm.

Der „Ritter-Grand-Prix“ des Mittelalters

Kaiser Maximilian war gewissermaßen der erste „Freizeitritter“ der Geschichte und nahm damit alle modernen Ritter-Events und Onlinespiele vorweg. Tatsächlich waren seine Turniere vor allem eine großartige Show, ein sportliches Großereignis, das Besucher/innen aus ganz Europa anlockte. Und so ein „Ritter-Grand-Prix“ des Mittelalters war mindestens genauso gefährlich wie moderne Autorennen. Immer wieder stürzten Ritter bei diesem „Extremsport“ zu Tode oder wurden von splitternden Lanzen verletzt. So mancher Helm, der eigentlich schützen sollte, führte im Turnier zum Genickbruch. Wer es sich leisten konnte, ließ eine Genickstütze an Helm und Panzer schrauben – auch eine Erfindung des Mittelalters.

Gestaltung

Christian Feyerabend