Universum History
Bloody Mary - Queen im Schatten ihrer Schwester
Doch wer und wie war die „Blutige Maria“, die erste dynastische Königin (1553–1558), die sich trotz aller Frauenfeindlichkeit im England des 16. Jahrhunderts als Regentin durchsetzte? Woher kommt gerade ihr Ruf als blutrünstige und brutale Herrscherin? Wieso gilt Maria als „Bloody Mary“ und nicht etwa ihr Vater König Heinrich als „Bloody Henry“? Heute weiß man: Es war ihre Konkurrentin und Halbschwester Elizabeth I, die ihr auf den Thron folgte und alles daransetzte, Mary als rückständige und unfähige Königin darzustellen. So entstand schon in der frühen Neuzeit eine Art „Hate Speech“ um „Bloody Mary“, deren Wirkmacht bis heute nachklingt.
Zwei Schwestern im Kampf um die Krone
Das neue „Universum History“-Dokudrama „‚Bloody Mary‘ – Queen im Schatten ihrer Schwester“ von Andrea Oster, das ORF 2 am Freitag, dem 16. Dezember, um 22.35 Uhr zeigt, bedient sich eines Kunstgriffs: Nicht Mary Tudor erzählt ihre eigene Lebensgeschichte, sondern ihre größte Feindin – ihre Schwester Elizabeth I. In die Rolle der exzentrischen Elizabeth schlüpft Schauspielerin Marie-Christine Friedrich. Der Film entstand als Koproduktion von Metafilm, Ifage, ORF, ZDF/Arte, ZDF Info, VAM, Fernsehfonds Austria und CSI. Im Frühjahr 2023 folgt „Kampf um die Krone – Mary Stuart versus Elizabeth I“.
Die erste weibliche Regentin auf Englands Thron
Mit der Dokumentation über „Bloody“ Mary I Tudor versetzt „Universum History“ das Publikum ins Zeitalter der Renaissance, als Gewaltherrscher wie die florentinischen Medici, die spanischen Habsburger oder die englischen Tudors sich grenzenloser Macht gewiss sein konnten. Der Film blickt hinter Queen Marys „Horrorfassade“ und zeigt, welche Frau und Persönlichkeit sich hinter der königlichen Maske verbarg. Sie ist als „Bloody Mary“ in die Geschichte eingegangen, als Englands blutrünstige Horror-Queen. Die „katholische Maria“ – wie sie auch genannt wurde – hat mehr als 300 protestantische „Ketzer“ auf dem Scheiterhaufen verbrennen lassen. Ihr wahrer Name ist Queen Mary I Tudor – sie ist die erstgeborene Tochter des legendären Tudor-Königs Heinrich VIII. und Halbschwester der nicht minder berühmten Königin Elizabeth I. Und was die Geschichte rund 450 Jahre nach ihrem Tod beinahe vergessen hat: Mary Tudor war die erste weibliche Regentin auf Englands Thron, die erste dynastische Königin, die sich trotz aller frauenfeindlicher Sitten jener Zeit dieselben umfangreichen Machtbefugnisse erstritt, die zuvor schon ihr Vater besaß. Dass sie als „Bloody Mary“ in Erinnerung bleibt, geht vor allem auf ihre ehrgeizige Schwester Queen Elizabeth I zurück. Auch sie war eine Getriebene ihrer Zeit und nutzte ebenso Witz wie Charme, Lügen und Intrigen, um sich als Frau auf Englands Thron zu behaupten. Elizabeth I lässt während ihrer eigenen, 45 Jahre währenden Regierung Englands erste Königin als gewaltsam und blutig darstellen: Je düsterer das Bild von der erzkatholischen Mary für die Nachwelt erscheint, desto strahlender konnte ihr eigenes Bild wirken – das der siegreichen „Gloriana“, die England ein für alle Mal vom Aberglauben an die rückständische Papstkirche befreit hat. Zu dem Zweck ließ Queen Elizabeth I – kaum hatte sie den Thron ihrer jung gestorbenen Schwester erklommen – eine düstere Hetzpropaganda in die Welt setzen. Während Gemälde, die Mary als stolze erste Königin von England zeigen, verschwinden, kommen Bilder und theologische Kampfschriften in Umlauf, die Mary für alle Zeit mit Blut und Terror verbinden sollten. Dass auch Elizabeth I rund 700 Aufständische und katholische Missionare hinrichten ließ, wurde so gezielt in den Hintergrund gerückt.
Die Manipulation der öffentlichen Meinung
Mary war getrieben davon, eine gottgefällige Königin und eine gute Ehefrau zu sein – und diese Vorstellungen ließen sie strategische Fehlentscheidungen treffen. Etwa, dass sie ihrem Ehemann, dem spanischen König Philipp II., englische Truppen für seine Kriege auf dem Festland zur Verfügung stellte. Geschickt nutzte ihre Halbschwester und Nachfolgerin, Königin Elizabeth I, diese Fehler als Steilvorlage, um die öffentliche Meinung zu manipulieren. So entstand schon in der frühen Neuzeit eine Art „Hate Speech“ um „Bloody Mary“, deren Wirkmacht bis heute nachklingt. Möglich machte dies vor allem die damals noch junge Erfindung des Buchdrucks – eine revolutionäre Innovation.