Universum History

Zwischen Gott und König - Dante Alighieri und seine Zeit

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Er gilt als bekanntester Schriftsteller des heutigen Italien, war ein bedeutender katholischer Philosoph und Politiker, sein Gesicht ziert die italienischen 2-Euro-Münzen: Dante Alighieri. Dante wird 1265 in Florenz geboren, ist gläubiger Katholik, tritt jedoch für die Trennung von Kirche und Staat ein. Ein Affront für die Kirche zur damaligen Zeit. Als Papst Bonifatius VIII. Florenz mit Gewalt unter päpstliche Führung stellt und die Toskana in den Kirchenstaat eingliedert, muss Dante fliehen. Im Exil widmet er sich der Dichtkunst – als Chronist seiner Zeit. Seine Werke sind so auch politische Zeitdokumente, analytisch und pointiert.

ORF/GA&A Productions
Im Bild: Philipp IV., genannt der Schöne (Francesco Petruzzelli).

Im opulenten Film „Zwischen Gott und König – Dante Alighieri und seine Zeit“ von Diego D'Innocenzo, Luca Marchetti, Mariangela Barbanente und Jesus Garcés Lambert (ORF-Bearbeitung Tobias Gassner-Speckmoser) gewährt „Universum History“ am Freitag, dem 30. September, um 22.35 Uhr in ORF 2 zum 550. Geburtstag der „Divina Commedia“ Einblicke in das Leben und Schaffen des italienischen Nationaldichters. Aufwendig gedrehte Spielszenen und Interviews mit renommierten Expertinnen und Experten lassen eine Zeit auferstehen, in der erstmals die Autorität der Kirche in Frage gestellt wird.

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Im Bild: Papst Bonifatius VIII. (Gipeto)

Zwischen kirchlicher und weltlicher Vormachtstellung

Dante Alighieri wird in eine komplexe politische Situation hineingeboren: Ende des 13. Jahrhunderts zerfällt das Heilige Römische Reich – das einst mächtigste Reich der Erde besteht nur noch aus einzelnen Kleinstaaten, darunter Florenz. Als Papst Bonifatius VIII. die Stadt an sich reißt, muss er einen Deal mit den Franzosen eingehen. Das wird ihm zum Verhängnis. Nicht nur der Papst will die Vormachtstellung in Europa haben, sondern auch Frankreichs König Philipp IV., genannt Philipp der Schöne. Die beiden wetteifern um Macht und Einfluss; ein Kampf, in dessen Zentrum die Frage nach weltlicher oder kirchlicher Vormachtstellung steht. Philipp der Schöne lässt den Papst verhaften und setzt ein neues Oberhaupt an die Spitze der Kirche, diesmal unter seiner weltlichen Hand.

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Im Bild: Dante Alighieri (Bernardo Casertano).

Was ist gut, was ist böse?

Im Exil wird Dante zum Chronisten seiner Zeit. Hier entsteht ab etwa 1307 Dantes Hauptwerk, die „Divina Commedia“, die „Göttliche Komödie“. Sie begründet die italienische Sprache als Schriftsprache und gilt als bedeutendste Dichtung der italienischen Literatur und als eines der größten Werke der Weltliteratur. In der „Commedia“ hält er die politischen Kämpfe der Zeit – den Konflikt zwischen den Anhängern des Kaisers bzw. des Papstes, der das mittelalterliche Italien beherrscht – fest und bringt ihn auf eine philosophische Ebene. Das Werk ist in Hölle, Fegefeuer und Paradies aufgeteilt und behandelt große moralische Fragen wie: Was ist Gut, was ist Böse?

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Im Bild: Dante Alighieri (Bernardo Casertano) und Beatrice (Maria Grazia Toccaceli).

Das anfangs noch nur „Commedia“ benannte Werk erfreut sich bald großer Beliebtheit. Es ist nicht wie die meisten großen Werke dieser Zeit in lateinischer Sprache verfasst, sondern im Italienischen „vulgare illustre“, der einfachen Sprache. Dantes späterer Verehrer Giovanni Boccaccio macht aus der „Commedia“ die „Divina Commedia“, also die „Göttliche Komödie“. Nicht, weil das Werk von Gott handelt, sondern weil er das Werk an sich „göttlich“ fand.