Universum History

Die Frauen von Ravensbrück - Verfolgt und vergessen

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1938/39 errichtet das Naziregime im Norden der Provinz Brandenburg das größte Konzentrationslager für Frauen: Ravensbrück. Rund 120.000 Frauen und Kinder, 1.200 weibliche Jugendliche und 20.000 Männer werden bis Kriegsende hier registriert. Es sind vor allem politische Häftlinge,  „Nicht-Arierinnen" wie Romnja und Sintizas oder Jüdinnen. Sie sind unmenschlicher Behandlung, Folter, grausamen medizinischen Versuchen, Hunger und Krankheiten ausgesetzt, müssen Zwangsarbeit leisten. 90.000 Menschen sterben. Die Überlebenden sind an Körper und Seele gezeichnet.

Die letzten Überlebenden

ORF/La Famiglia/Florent Hayet
Im Bild: Marie-Josée Chombart de Lauwe.

In einem ergreifenden Film erzählt „Universum History“ mit Hilfe von Zeugenaussagen der letzten Überlebenden, der Analyse von Expertinnen und Experten, 3D-Modellen und Rekonstruktionen am Freitag, dem 4. November, um 22.35 Uhr in ORF 2 die Geschichte von Ravensbrück. In der Dokumentation „Die Frauen von Ravensbrück – Verfolgt und vergessen“ von Aurélie Chaigneau, Alice Boccara und Sophie Jeaneau (ORF-Bearbeitung: Andreas Maurer) erinnern sich Frauen aus Frankreich, Polen und den Niederlanden an ihre Inhaftierung im KZ Ravensbrück sowie an die Befreiung durch die russische Armee. Um 23.20 Uhr folgt Oliver Hirschbiegels auf wahren Begebenheiten beruhendes Widerstands-Drama „Elser – Er hätte die Welt verändert“: Im Alleingang plant der einfache deutsche Handwerker Georg Elser einen Bombenangriff auf den NS-Diktator Adolf Hitler und dessen Regierungsanhänger. Doch schlussendlich fehlen dem jungen Mann 13 Minuten, die das gesamte vergangene Jahrhundert hätten verändern können.

 Ravensbrück - Terror und Folter

ORF/La Famiglia
Im Bild: Lagereingang Ravensbrück.

Noch vor Beginn des Zweiten Weltkriegs starten die Nazis eine riesige Geheimoperation. In Zügen und auf Lastwagen lässt die SS rund 900 politische Gegnerinnen und  „Nicht-Arierinnen" in die kleine Gemeinde Ravensbrück bringen, etwa 90 Kilometer nördlich von Berlin. Diese Frauen sind die ersten Häftlinge im zunächst einzigen Konzentrationslager, in das ausschließlich Frauen und Kinder deportiert werden. Später, 1941, wird auch ein kleines Männerlager hier errichtet. Das KZ Ravensbrück ist Teil eines Lagerkomplexes, gemeinsam mit dem Männerlager in der Nachbarschaft, Industriebetrieben, dem KZ Uckermark für Mädchen und junge Frauen sowie dem Siemenslager Ravensbrück.

ORF/La Famiglia/Florent Hayet
Im Bild: Jacqueline Fleury.

Ende Juni 1939 werden Romnja und Sintizas aus dem Burgenland hierher deportiert. Später kommen Frauen aus Polen und anderen von Nazi-Deutschland besetzten Ländern hinzu. Die ersten weiblichen Häftlinge müssen beim Ausbau des Lagers und beim Bau der Wohnsiedlung für die SS-Wachleute mitarbeiten. Später werden sie auch als Zwangsarbeiterinnen eingesetzt. Weshalb die Frauen hierhergebracht werden, wird ihnen nicht gesagt. Nummern lösen ihre Namen ab, als einzigen Besitz bekommen sie eine Suppenschüssel aus Blech. Ihr Verlust bedeutet, zu verhungern.

Missbrauch für grauenhafte Experimente

ORF/La Famiglia
Im Bild: Reenactment im Lager Ravensbrück.

Auch das Personal der Wärter:innen und Aufseher:innen ist überwiegend weiblich. Zwischen 1939 und 1945 werden mehr als 3.500 Aufseherinnen im KZ ausgebildet. Sie stehen ihren männlichen Kollegen an Grausamkeit um nichts nach, foltern und töten Gefangene. Obwohl Ravensbrück nicht als Vernichtungslager angelegt ist, werden Zehntausende Frauen hier ermordet. Viele Frauen werden in Ravensbrück auch für medizinische Experimente missbraucht: Um die Wirkung von Wundbrand nach Kriegsverletzungen zu simulieren, werden den Frauen Knochen, Nervenbahnen oder Muskeln chirurgisch entfernt, anschließend schieben ihnen die Nazi-Mediziner Glasscherben oder Holzsplitter in die offenen Wunden und injizieren ihnen Krankheiten wie Typhus oder Gasbrand.

Im sogenannten „Kinderzimmer“ werden die vielen im Lager geborenen Kinder ihrem Schicksal überlassen und dem Hungertod preisgegeben.

ORF/La Famiglia/Mikimo Studio
Im Bild: 3D Animation vom Lager Ravensbrück.

Ab 1941 dient Ravensbrück als Hinrichtungsstätte: Zahllose Frauen werden mit Schusswaffen exekutiert. Anfang 1945 richtet die SS im Frauen-KZ Ravensbrück in einer Baracke neben dem Krematorium eine provisorische Gaskammer ein. Hier werden zwischen Ende Jänner und April 1945 5.000 bis 6.000 Häftlinge vergast. Heute erinnern in Ravensbrück ein Mahnmal, Stacheldrahtverhaue, alte Zellentrakte, Krematorien und ein düsterer Appellhof an die Gräueltaten der Nazis.

Regie

Aurélie Chaigneau

Bearbeitung

Andreas Maurer