Universum History

Europas erster Faschist: Benito Mussolini

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Er gilt als „Pionier“ unter den Diktatoren des 20. Jahrhunderts, als Erfinder und Ikone des Faschismus – der Italiener Benito Amilcare Andrea Mussolini (1883–1945). Der selbstinszenierte Kult um seine Person, für den er gezielt die Massenmedien einsetzte, ist legendär. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts gründete der Duce eine radikal-nationalistische, antisozialistische, faschistische Bewegung, die brutal gegen Andersdenkende und Juden vorging. Im Oktober 1922, vor genau 100 Jahren, übernahm Mussolini mit dem Marsch auf Rom die Macht in Italien. Mit der Dokumentation „Europas erster Faschist – Benito Mussolini“ von Mark Stevenson (ORF-Bearbeitung: Andrea Lehner) zeigt „Universum History“ am Freitag, dem 28. Oktober, um 22.35 Uhr in ORF 2 eine spannende Analyse des Begründers des Faschismus und seiner Massenbewegung, deren Ideologie u. a. in Italien wieder salonfähig gemacht wird.

 Die Macht der Manipulation

Er galt als Witzbold unter den Diktatoren, als kleiner Tyrann, der im Schatten von Hitler und Stalin regierte. Für Hitler war Benito Mussolini jedoch als erster faschistischer Herrscher das große Vorbild. Umgekehrt soll Mussolini über Hitler nach deren erstem Zusammentreffen gesagt haben: „Dummer kleiner Clown“. Von der Untergrabung der Justiz bis zur Indoktrinierung von Kindern lieferte der Duce seinem faschistischen Kollegen in Deutschland strategisches Know-how und die nötige Polemik, um die Bevölkerung zu manipulieren, die Regierenden unter Druck zu setzen und die Macht zu ergreifen. In der „Achse Berlin-Rom“ (später auch Tokio) schließen die Faschisten ein Bündnis.

ORF/PBS/Cream Productions/Chris Lazar
Im Bild: Jonathan Davies als Benito Mussolini.

Die Schwarzhemden - ,,Faschistische Kampfbünde“

Als junger Mann ist Mussolini glühender Anhänger des Sozialismus. Seine Erfahrungen im Ersten Weltkrieg bringen jedoch nicht nur seine Gesundheit, sondern auch sein Weltbild ins Wanken und er wendet sich dem Nationalismus zu. Schwer verwundet kommt er 1917 aus dem Krieg nach Hause. 1919 gründet er eine paramilitärische, antisozialistische Bewegung, die sich „Faschistische Kampfbünde“ nennt – die sogenannten Schwarzhemden. Ihre zentralen Themen sind militärische Macht, extreme Vaterlandsliebe und die „Überlegenheit des italienischen Volkes“. Italien solle wieder im imperialen Glanz der Vergangenheit erstrahlen. Glorifiziert wird das antike Rom.

1922 mobilisiert er etwa 30.000 Schwarzhemden für eine – notfalls auch gewaltsame – Übernahme der Macht in Italien. Bei ihrem „Marsch auf Rom“ besetzen die Schwarzhemden Regierungsgebäude, Verkehrsknotenpunkte und militärische Einrichtungen. Italiens König Viktor Emanuel III. kapituliert und akzeptiert Mussolini als neuen Regierungschef. In den darauffolgenden Jahren errichten die Faschisten mit Mussolini an der Spitze eine totalitäre Diktatur, der mehr als 400.000 Menschen zum Opfer fallen.

ORF/PBS/Cream Productions
Im Bild: Benito Mussolini.

Mussolini, Duce del Fascismo

Ab 1925 steht Mussolini als Duce del Fascismo („Führer des Faschismus“) und Capo del Governo („Chef der Regierung“) an der Spitze des faschistischen Regimes in Italien, von 1922 bis 1943 ist er Ministerpräsident des Königreiches Italien. Danach herrscht er über die „italienische Sozialrepublik“. Mussolinis ausgeprägter Instinkt für das Spielen mit den Ängsten und Nöten der Menschen bringt ihm viele Sympathien aus dem Volk. Er verherrlicht die „reinen Italiener“ und beschwört eine Welt herauf, in der Männer tapfere Krieger und Frauen hingebungsvolle Mütter sind. Mit dieser Vision rechtfertigt er antisemitische Rassengesetze, die die jüdische Bevölkerung diskriminieren, und legt den Grundstein für eine Ideologie, die Europa ins Chaos stürzt und mit dem Zweiten Weltkrieg einen tragischen Höhepunkt findet. Am 28. April 1945, zwei Tage vor Hitlers Selbstmord, wird Mussolini vermutlich von kommunistischen Partisanen erschossen.

Bearbeitung

Andrea Lehner