Universum History

Unser Österreich: Kärnten - Ein Jahrhundert unterm Mittagskogel / Koroška - Stoletje pod Jepo

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„Universum History“ zeigt am Freitag, dem 9. September, um 23.05 Uhr in ORF 2 die Dokumentation „Unser Österreich: Kärnten – Ein Jahrhundert unterm Mittagskogel / Koroška – Stoletje pod Jepo“. Im Mittelpunkt des Films von Robert Schabus und Andrina Mračnikar (szenische Regie) steht die außergewöhnliche Geschichte der kärntnerisch-slowenischen Familie Ressmann aus Ledenitzen/Ledince. Die „Universum History“-Produktion wird im Zweikanalton (deutsch und slowenisch) ausgestrahlt. Der Film entstand als Koproduktion von ORF, Graf Film und BMBF, gefördert von Zukunftsfonds der Republik Österreich, Land Kärnten und Carinthia Film Commission. Gedreht wurde u. a. in Klagenfurt, Ledenitzen, Petschnitzen, Finkenstein, Camporosso, Malborghetto, Pischeldorf und Maria Saal.

ORF/Graf Film/Archiv Franc Rehsmann
Im Bild: Familie Ressmann im Lager Hagenbüchach.

Eine gespaltene Gesellschaft

Menschen im Bann des Nationalismus – die Geschichte Kärntens im 20. Jahrhundert ist davon dramatisch geprägt. Inmitten eines Kulturraums, der italienische, slowenische und deutsche Einflüsse hat, die hier über Jahrhunderte zusammenkamen, sorgte der Nationalismus für Narben, die erst mit dem Verständnis für ein vielsprachiges Europa langsam verheilen. Im 7. Jahrhundert als Karantanien von den Slawen gegründet, war es bis zum Ende der Donaumonarchie ein Kronland, das auch Gebiete des heutigen Italien und des heutigen Slowenien umfasst. Mit der Grenzziehung nach dem Ersten Weltkrieg sorgte der Nationalismus des 20. Jahrhunderts für eine gespaltene Gesellschaft.

ORF/Graf Film/Arnold Pöschl
Im Bild: April 1942: Die Familie wird von der Gestapo vertrieben – die Großmutter bleibt verzweifelt zurück.

Das aussergewöhnliche Schicksal der Familie Ressmann

Mittendrin im Geschehen eines Jahrhunderts: der Hof der Familie Ressmann im Rosental am Fuß des Mittagskogels, eines Karawanken-Gipfels an der Grenze zu Slowenien und nahe Italien – eine Region, die im Lauf der Zeit gleich mehrfach militärisch umstritten war. Im Ersten Weltkrieg entstand unweit von hier die Front gegen Italien. Mit dem Ende der Monarchie lag ihr Hof in einem Gebiet, das vom neu gegründeten Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen beansprucht wurde und erst nach der Volksabstimmung am 10. Oktober 1920 bei Österreich blieb.

Der Film begleitet ein außergewöhnliches Familienschicksal vom Ersten Weltkrieg bis heute. Der Lauf des 20. Jahrhunderts wird über vier Generationen anhand der Geschichte der kärntnerisch-slowenischen Familie aus Ledenitzen/Ledince erzählt: Die Erinnerungen an den Ersten Weltkrieg von Franc Ressmann senior wurden von seinem Sohn Franc junior als Buch unter dem Titel „Rod pod Jepo“ (deutsch: „Eine slowenische Chronik aus Kärnten 1914–1945“) herausgegeben. Franc junior und seine Brüder Joško und Hajnžek berichten von ihrer Kindheit und Jugend im aufkeimenden Nationalsozialismus. 1942 wird die Familie Ressmann, wie Hunderte andere kärntnerisch-slowenische Familien auch, in ein Zwangsarbeitslager des NS-Regimes deportiert.

ORF/Graf Film/Arnold Pöschl
Im Bild: Juli 1945: Die Familie Ressmann kehrt nach ihrer Deportation im April 1942 wieder auf den Tratnikhof zurück. In der Mitte ist Franc sen., der von seinem Enkel Hans gespielt wird.

Sich nach dem Krieg neu orientieren

Ihr Zuhause, der Tratnikhof im Rosental, wird von sogenannten „Optanten“ aus Camporosso im Kanaltal übernommen. Diesen deutsch- und slowenischsprachigen Altösterreichern wurde angeboten, Italien zu verlassen und „heim ins Reich“ auf die frei gewordenen Höfe der deportierten Kärntner Sloweninnen und Slowenen zu siedeln. Nach Kriegsende kehren alle Mitglieder der Familie Ressmann heim auf ihren Hof. Die Kanaltaler Optanten gehen zurück nach Italien. Die Ressmanns, traumatisiert von Aussiedlung und Lagerhaft, müssen sich im Europa der Nachkriegszeit neu orientieren. Der Konflikt um die slowenische Minderheit in Kärnten schwelt lange und bricht im „Ortstafelsturm“ 1972 wieder mit Gewalt an die Oberfläche, ein verstörendes Erlebnis auch für Stefan Ressmann, heute Bauer am Tratnikhof. Es dauert Jahrzehnte, bis das Europa ohne Grenzen und das Dreiländereck Kärnten/Slowenien/Friaul als bereichernder, offener Kulturraum erlebt wird, was Stefan und seine Tochter Theresia, zweisprachige Volksschullehrerin, heute mit vorsichtigem Optimismus in die Zukunft Südkärntens blicken lässt.

Gestaltung

Robert Schabus

Andrina Mracnikar