Start der Reihe: 'Ikonen des Friedens'

Universum History

Bertha von Suttner - Die Waffen nieder!

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Ikonen des Friedens - alles umsonst?

Der Krieg ist so alt wie Europa – und jetzt tobt er wieder hier am Kontinent. Der aggressive Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine zerstörte die Illusion des friedlichen europäischen Miteinander. Ungehemmt drehen sich Aufrüstung und Gewaltspirale nach oben – militärisch wie verbal. Wer für Abrüstung, Verhandlungen oder gegen Waffenlieferungen ist, gilt plötzlich als naiv und verantwortungslos. Doch was heißt das in der Bewertung des Schaffens und Wirkens der gewaltfreien Kämpfer und Kämpferinnen der Geschichte, die zivilen Ungehorsam und Widerstand, Verhandlungen und Kompromisse als ihre Waffen wählten?

Hinweis: Auch Ö1 widmet Menschen, die Friedensarbeit leisten, eine siebenteilige Serie in der Sendereihe „Hörbilder“: Die Komplexe Kultur des Friedens

Der gewaltfreie Kampf in 4 Portraits

„Universum History“ präsentiert ab Freitag, dem 5. August, um 22.35 Uhr in ORF 2 in der vierteiligen Serie „Ikonen des Friedens“ zwei Frauen und Männer, die sich dezidiert für Gewaltfreiheit aussprachen: Bertha von Suttner („Bertha von Suttner – Die Waffen nieder!“, 5. August), die österreichische Friedensnobelpreisträgerin, Pionierin der internationalen Friedensbewegung, Mahatma Gandhi („Mahatma Gandhi – Kampf ohne Gewalt“, 12. August), der mit den Prinzipien „Gewaltlosigkeit“ und „ziviler Ungehorsam“ die Unabhängigkeitsbewegung in Indien geprägt hat, Martin Luther King („Martin Luther King – ‚I have a dream‘, 19. August), den Pastor und Bürgerrechtsaktivisten, der erfolgreich mit gewaltfreien Methoden das Ende der Rassentrennung und Diskriminierung der schwarzen Bevölkerung in den USA erzwang. Und Betty Williams („Betty Williams – Nordirlands Friedensfrauen“, 26. August), die in Nordirland die Frauen der verfeindeten Bürgerkriegsparteien in der Bewegung „Peace People“ vereinte und mit landesweiten Protestmärschen für eine Beilegung der kriegerischen Auseinandersetzung protestierte. Bertha von Suttner, Martin Luther King und Betty Williams erhielten den Friedensnobelpreis, Mahatma Gandhi gilt bis heute als Ikone der Gewaltfreiheit. Alles umsonst?

ORF/Hans Leitner
Im Bild: nachgestellte Szene: Die junge Bertha von Suttner.

Die Vorkämpferin der Friedensbewegungen des 20. und 21. Jahrhunderts

Sie war die bedeutendste Friedenskämpferin des ausgehenden 19. Jahrhunderts und wurde mit ihrem Antikriegswerk „Die Waffen nieder!“ weltberühmt. Bertha von Suttner. Ihr Roman entlarvt angeblich männliche Tugenden wie Mut, Tapferkeit und Kampfeswillen und schildert in naturalistischer Weise die Folgen der Kriegsgräuel. Suttner wird zur öffentlichen Person, tourt rund um die Welt und wird zur wichtigsten Friedensaktivistin. Von den einen für ihr Engagement bewundert, von den anderen ob ihrer Naivität verspottet, erhält sie als Anerkennung ihrer Leistungen 1905 den Friedensnobelpreis, den Alfred Nobel ihr zu Ehren gestiftet hat. Die Doku zeigt in Reenactments und mit Archivaufnahmen das spannende Leben dieser Vorkämpferin der Friedensbewegungen des 20. und 21. Jahrhunderts.

ORF/Hans Leitner
Im Bild: Bertha von Suttner reist als junge Komtess Kinsky nach Paris, um ihre Stellung bei Alfred Nobel anzutreten.

Bertha von Suttner in Wien, Paris und im Kaukasus

Bertha von Suttner, geborene Gräfin Kinsky, stammt aus einer verarmten böhmischen Adelsfamilie und muss als 30-Jährige im Hause Suttner ihren Lebensunterhalt als Gouvernante verdienen. Dort verliebt sie sich in den um sieben Jahre jüngeren Sohn der Familie, wird entlassen und als Privatsekretärin an Alfred Nobel nach Paris vermittelt. Ihr Paris-Aufenthalt währt nur acht Tage, doch wird hier der Grundstein für ihre lebenslange Freundschaft mit Alfred Nobel gelegt. Bertha kehrt heimlich nach Wien zurück, heiratet Arthur von Suttner und flieht mit ihm in den Kaukasus, wo sie beide neun lange Jahre vom kärglichen Erlös ihrer schriftstellerischen Tätigkeit leben. 1889 veröffentlicht sie ihren Antikriegsroman „Die Waffen nieder!“. Mit der erschütternden Darstellung tragischer Einzelschicksale als Folge des Krieges trifft sie einen wunden Punkt; ihre Leserschaft ist aufgewühlt.

ORF/Hans Leitner
Im Bild: Bertha von Suttner, Schriftstellerin, Journalistin und Friedenskämpferin.

Suttner warnte vor dem Ersten Weltkrieg

Über Nacht wird Bertha von Suttner berühmt und zur wichtigsten Aktivistin der Friedensbewegung, zur „Friedens-Bertha“, wie die deutschnationalen Kreise sie abschätzig nennen. Sie organisiert Friedensaufrufe, lässt Flugblätter und Broschüren drucken, um zu internationaler Solidarität aufzurufen und Feindbilder abzubauen. 1891 gründet sie die „Österreichische Gesellschaft der Friedensfreunde“, 1892 die Deutsche Friedensgesellschaft, sie nimmt an internationalen Kongressen in Bern, Antwerpen und Hamburg teil und ist 1899 an den Vorbereitungen zur ersten Haager Friedenskonferenz beteiligt. Auf monatelangen Vortragsreisen durch Europa und die USA wirbt sie für Abrüstung und die Einrichtung internationaler Schiedsgerichte, mit denen sie hofft, kriegerische Auseinandersetzungen verhindern zu können. Und sie ist überzeugt, dass den Frauen Sitz und Stimme im „Rat der Völker“ gebühre und ruft sie zu besonderem Einsatz für den Frieden auf. 1905 wird ihr der Friedensnobelpreis verliehen, den Alfred Nobel, der ihre Aktivitäten finanziell unterstützt, ihr zu Ehren gestiftet hat. Bertha von Suttner muss aber auch Spott und Ächtung ertragen. Ihre Tätigkeit wird als „unweiblich“ kritisiert. Sie aber ist von ihrer Friedensmission bis an ihr Lebensende erfüllt. Ihre größte Niederlage erlebt sie nicht mehr – sie stirbt 1914, wenige Wochen vor Beginn des Ersten Weltkriegs, vor dem sie so oft gewarnt hatte.

„Bertha von Suttner – Die Waffen nieder!“ – Ein Film von Edith Stohl und Klaus Hipfl

Gestaltung

Edith Stohl