Universum History

Der Orient-Express - Mit Volldampf Richtung Osten

Werbung Werbung schließen

Der Orient-Express führte Ende des 19. Jahrhunderts über acht Grenzen.

Er steht für eine Revolution des Reisens und für die Verbindung zwischen Westen und Osten. Sein Name erinnert an die Sehnsucht nach der Ferne und den Aufbruch in eine unbekannte Welt:
der Orient-Express. Er führte Ende des 19. Jahrhunderts über acht Grenzen und war mit komfortablen Schlaf- und Speisewagen ausgestattet. Und das in einer Zeit quälend langsamer Postkutschen und unzähliger Grenzkontrollen, in der die Menschen den Besuch anderer Länder noch als Tortur empfanden. Hinter dem „König der Züge“ steckt ein mutiger Pionier: George Nagelmackers. In einem jahrzehntelangen Kampf gelingt es ihm, trotz Vorurteilen, Fremdenhass und bürokratischer Hindernisse Paris über Wien mit Konstantinopel – dem heutigen Istanbul – zu verbinden. Mit Gerhard Rekels Dokumentation „Der Orient-Express – Mit Volldampf Richtung Osten“ zeigt „Universum History“ am Montag, dem 25. Juli 2022, um 11.55 Uhr in ORF 2 das Porträt eines Vordenkers der Völkerverständigung. Die ZDF/ORF-Produktion erzählt in spannenden Spielszenen die Geschichte einer der legendärsten Zugsverbindung der Geschichte.

ORF/Gruppe 5 Film/Moritz Herberg
Im Bild: Der ehemalige Schlafwagenschaffner und Orient Express Liebhaber Peter Flug entdeckt in Budapest die Dampflok 204, die den Orient Express von Budapest bis Bukarest gezogen hat.

Der „Zug der Züge“

In einer Zeit abgeriegelter Staaten in Europa, des Misstrauens zwischen Regierungen und bürokratischer Hindernisse trug der Belgier George Nagelmackers mit einer revolutionären Idee zu Völkerverständigung und Überwindung von Grenzen bei: Den „Zug der Züge“, wie der Orient-Express auch genannt wird, aufs Gleis zu setzen, erforderte Vision und Durchhaltewillen. Mehrmals drohte das ambitionierte Projekt zu scheitern, denn Nagelmackers stand mit seiner Schlafwagengesellschaft, der damaligen Compagnie Internationale des Wagons-Lits (CIWL), vor der Pleite. Doch er hielt beharrlich an seinem Ziel fest, Europas Metropolen mit Nachtzügen zu verbinden. Die Premierenfahrt im Jahr 1883 vom Gare de l'Est in Paris über Wien in Richtung Konstantinopel, bildet – in opulenten Reenactments dargestellt – die Rahmenhandlung dieses Films über die damals einzigartige Verbindung zwischen Orient und Okzident. Diese erste Fahrt leitet eine Revolution des Reisens ein: Nagelmackers etabliert ein Netz von Nachtzügen, das die europäischen Metropolen erstmals miteinander verbindet – und das auf eine für damalige Verhältnisse vollkommen neue Art.

ORF/Gruppe 5 Film/Leo Pinter
Im Bild: König Ferdinands Adjudant (Zoltan Pataki) richtet die Pistole auf George Nagelmackers.

Der Waggon Nr. 2419 D war ein Ort für Kriegsverhandlungen

„Universum History“ begibt sich auf Spurensuche in die sagenumwobene Gründerzeit des Orient-Express. Relikte gibt es nur noch wenige und doch konnten sie aufgestöbert werden: Original-Lokomotiven in Wien, Budapest und Nürnberg sowie der einzige noch fahrtüchtige Teakholz-Speisewagen. Darüber hinaus erläutern Fachleute, mit welchen diplomatischen Raffinessen es gelingen konnte, die überaus schwierigen geografischen und menschlichen Grenzen zu überwinden.

Ein Bahnwagen des legendären Orient-Express machte Geschichte: Im Waggon Nr. 2419 D wurde im Jahr 1918 auf einer Lichtung der nordfranzösischen Stadt Compiègne die Beendigung der Kampfhandlungen zwischen dem Deutschen Kaiserreich und den Streitkräften der Entente vereinbart. Und 22 Jahre später erzwang Hitler in genau diesem Waggon die endgültige Kapitulationserklärung Frankreichs. Vieles ist während der spektakulären Reisen des Orient-Express geschehen, offenbar nur eines nicht: ein Mord, wie von Agatha Christie beschrieben, ist in den vornehmen Waggons angeblich nie passiert.

Gestaltung

Gerhard Rekel