Universum History

Klima - Krisen - Kriege: Der Untergang Roms

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Wie Klimawandel und Krankheiten das römische Reich schwächten.

Ein instabiles Klima und Krankheiten dürften den Untergang des Römisches Reichs beschleunigt haben. Die Antoninische Pest (165 bis ca. 180) zu Zeiten Kaisers Marc Aurel gilt als erste große Epidemie und führt zu wirtschaftlichem Zusammenbruch, Bevölkerungsrückgang, Bürgerkrieg – und zum Abstieg Westroms. Jahrzehnte später brechen die nächsten Seuchen aus – mit tiefgreifenden Auswirkungen auf das Römische Reich. Möglicherweise trug auch eine Kälteperiode dazu bei, dass wilde Rennmäuse vom Land in die wärmeren Städte zogen und zur Verbreitung der Pestflöhe beitrugen. 

Im Rahmen des MUTTER ERDE-Schwerpunkts „Bye Bye CO2!“ untersucht „Universum History“ in der Dokumentation „Klima – Krisen – Kriege: Der Untergang Roms“ den möglichen Einfluss von Klimawandel und Krankheiten auf den Zusammenbruch des Römischen Reichs. Mit Drohnenflügen, Reenactments und den Aussagen internationaler Expertinnen und Experten zu den neuesten archäologischen, biologischen und geologischen Erkenntnissen zeigt der Film von Jonathan Drake (ORF-Bearbeitung: Andrea Lehner) eindrucksvoll, welche Rolle Epidemien und das Klima auf Hochblüte und Untergang großer Imperien hatten.

Drohnenaufnahme von Rom im Sonnenuntergang
ORF/Off The Fence/© Impossible Factual/Source Moonraker
Im Bild: Rom hatte zwar ein ausgeklügeltes Kanalsystem, aber die privaten Häuser waren nicht daran angeschlossen. Die Fäkalien und der Müll, der zum Grossteil auf den Strassen entsorgt wurde, machten Rom zu einer stinkenden Kloake.

Prädestiniert für Krankheitsausbrüche

Am Höhepunkt seiner Macht lebten rund 75 Millionen Menschen im Römischen Reich, etwa ein Viertel der damaligen Weltbevölkerung. Das Imperium erstreckte sich von Syrien bis Spanien, von Oberägypten bis Nordengland. Klimaveränderungen und eingeschleppte Infektionskrankheiten beförderten den Niedergang. Die Bevölkerung Roms war von den großen Handelsnetzwerken abhängig, über die große Mengen an Lebensmitteln aus den entferntesten Regionen in die Stadt gelangten. Intensive Landwirtschaft, Bergbau, Handel und die große Menge an Menschen, die es zu ernähren und zu beherbergen galt, wirkten sich dramatisch auf die Umwelt aus. Die Kombination aus warmem Klima und intensiver Flurbereinigung begünstigte den Ausbruch der tödlichen Malaria. In den unhygienischen, schmutzigen Städten entstanden diverse Krankheiten, die vor allem in den Sommermonaten die Todesraten in die Höhe schnellen ließen.

Claudius Galenus heute bekannt als Galen von Pergamon
ORF/Off The Fence/© Impossible Factual/Source Moonraker
Im Bild: Claudius Galenus heute bekannt als Galen von Pergamon, sammelte als Wundarzt medizinische Erfahrungbei den schwer verwundeten Gladiatoren.

Malaria und Pest bricht aus

Von Galen von Pergamon, dem neben Hippokrates bedeutendsten Arzt der Antike, ist überliefert, dass das Römische Reich am Höhepunkt seiner Machtherrschaft von einer Epidemie heimgesucht wurde. Viele Historikerinnen und Historiker führen die Pocken als deren Ursache an. Es sollte nicht die letzte und einzige Epidemie sein. Als die tödlichste Seuche das Römische Reich im 6. Jahrhundert heimsuchte, hatten die Herrscher bereits die Kontrolle über große Teile des alten Territoriums, inklusive Italien, an Invasoren und Migranten aus Zentraleuropa verloren. Der neue tatkräftige Kaiser Justinian war gerade dabei, die Gebiete zurückzuerobern, als Yersinia pestis zuschlug – der Erreger der Lungen- und Beulenpest.

Klima im Wandel

DNA-Forschungen haben gezeigt, dass dasselbe Pathogen später die Pest im Mittelalter auslöste. Die Justinianische Pest trat in mehreren Wellen in einem 15- bis 25-jährigen Rhythmus auf und dürfte eine sehr hohe Zahl an Opfern gefordert haben. Sie drang bis in die entlegensten Gebiete vor, wie neue wissenschaftliche Erkenntnisse zeigen. Die Analyse von Baumjahresringen legt nahe, dass der Ausbruch der Pest durch einen enormen Vulkanausbruch ausgelöst worden sein könnte. Dieser löste einen Klimawandel aus, der wiederum die ökologischen Grenzen zwischen Mensch- und Tierpopulationen durchbrochen haben könnte.

Wüstenforschungsinstitut in Nevada (Desert Research Institute) von oben
ORF/Off The Fence/© Impossible Factual
Im Bild: Bleispuren in jahrtausendealtem grönländischen Eis, das im Wüstenforschungsinstitut in Nevada (Desert Research Institute) untersucht wird, geben Aufschluss über die römische Wirtschaftsleistung in den ersten zwei Jahrhunderten n.Chr.

Bearbeitung

Andrea Lehner