In zwei Teilen:

Universum History

Klima - Krisen - Kriege: Kollaps in der Bronzezeit

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Bereits vor 3.000 jahren bedrohte ein Wandel des Klimas die Menschheit.

Vor rund 3.000 Jahren fanden im Mittelmeerraum mehrere Zivilisationen ein jähes Ende. Die Reiche der Hethiter, Mykener, Babylonier und Assyrer verschwanden binnen weniger Jahre und sogar Ägypten, die Großmacht am Nil, begann zu verfallen. Kunst und Kultur gingen verloren, der Handel kam zum Erliegen. „Das war wie ein Reset-Knopf“, bringt es der Archäologe Lee Drake auf den Punkt, „die westliche Welt stand wieder am Anfang“. Blühende Kulturen gingen überraschend schnell unter – und mit ihnen ihre Sprachen und Schriftsysteme.

Mensch aus der Bonrzezeit mit Waffe in der Hand
ORF/Off The Fence/© Impossible Factual/Source Moonraker
Im Bild: Auf seinem Totemtempel in Medinet Habu in Theben hat Ramses III. seine Leistungen für die Nachwelt dokumentieren lassen. Die Inschriften und Malereien zeigen eine Welt, die in Krieg und Chaos zu versinken scheint.

Lange wurde über die Ursachen für den Untergang dieser hochentwickelten Gesellschaften gerätselt. Seit mehr als 100 Jahren beschäftigen sich Archäologie und Prähistorie mit dem Kollaps der Bronzezeit, mit völlig unterschiedlichen Ergebnissen. Durch die Vernetzung der Forschungen und die Kooperation von Forschungsteams mehrerer Disziplinen wie Klimatologie, Archäologie, Ethnobotanik und Geschichte hat sich ein neues, erstaunliches Bild ergeben: Schuld an dieser großflächigen Katastrophe waren keine isolierten, voneinander unabhängige Einzelereignisse, sondern ein unheilvolles Zusammenwirken von Klima, Mensch und Natur. „Universum History“ präsentiert in der spannenden Dokumentation „Klima – Krisen – Kriege: Kollaps in der Bronzezeit“ von Jonathan Drake (ORF-Bearbeitung: Andrea Lehner) eine neue, faszinierende Perspektive auf die antike Welt vor mehr als 3.000 Jahren und liefert aktuelle Hinweise auf eine der brennenden Fragen der Gegenwart – welchen Einfluss hat das Klima auf den Menschen und wie viel Gestaltungsspielraum hat der Mensch, wenn sich regional isolierte Einzelereignisse zu einem globalen Klimawandel entwickeln?

Klimawandel auch damals rasch und verheerend

Die wissenschaftlichen Daten, gewonnen aus der Analyse von Pollenresten, Plankton vom Meeresboden oder von über Jahrhunderte in Höhlen entstandenen Stalagmiten, weisen alle in dieselbe Richtung – auf einen Klimawandel. Die Forschungsergebnisse lassen vermuten, dass diese Zustände schnell einsetzten, sich etablierten und dann über Jahrhunderte anhielten. Die bronzezeitlichen Gesellschaften entlang des Mittelmeers und im Nahen Osten reagierten zutiefst sensibel auf die sich verändernden Umweltbedingungen. Doch trotz aller Versuche, sich etwa mit neuen landwirtschaftlichen Strategien anzupassen, waren sie machtlos. Ägypten etwa musste sein Reich in Kanaan – dem heutigen Israel – aufgeben, da die Lebensadern der Nilfluten, von denen es abhing, immer schwächer und schwächer wurden.

Drohnenaufnahme von Nil
ORF/Off The Fence/© Impossible Factual/ Source Moonraker
Im Bild: Zwischen 1280 und 1220 v. Chr. ließ die Nilflut nach und ein Großteils des Nils trocknete aus.

Mordende Seevölker nur Klimaflüchtende?

Überlieferungen zufolge war Ägyptens letzter großer Pharao, Ramses III., auch konfrontiert mit Invasionen mysteriöser „Seevölker“, die Städte niederbrannten, ganze Regionen verwüsteten und Chaos in seinem Reich hinterließen. Heutige wissenschaftliche Erkenntnisse zeigen: Die mordenden und brandschatzenden „Seevölker“, die er angeblich besiegte, waren in Wahrheit vorwiegend harmlose Migranten aus dem nahen Mittelmeerraum, die sich entlang der Küste niederließen. Sie kamen, weil ihre von Dürren und Hungersnöten geplagte Heimat unbewohnbar geworden war.

Ruinen mit einer durchgehenden Straße
ORF/Off The Fence/© Impossible Factual
Im Bild: Die Ruinen von Megiddo, einst ein wohlhabender Stadtstaat und die Hochburg von Ramses III in der Bronzezeit.

In aufwendig gedrehten Reenactments, Computeranimationen und spektakulären Drohnenaufnahmen zeichnet „Universum History“ nach, wie das Zusammenwirken von Klima, Mensch und Umwelt das Leben auf unserem Planeten bedrohen kann.

Bearbeitung

Andrea Lehner