Universum History

Die Schlacht am Little Bighorn - Der letzte Triumph der Sioux

Werbung Werbung schließen

Was versteckt sich hinter dem Mythos Little Bighorn?

Sie gilt als berühmteste Schlacht im „Wilden Westen“ und wurde zum Mythos für Sieger und Besiegte: Little Bighorn. 1876 fügten die Krieger des legendären Sioux-Häuptlings Sitting Bull der Armee der „Bleichgesichter“ unter General Custer eine verheerende Niederlage zu. Trotz des Sieges markiert die Schlacht das Ende der Nomadenkultur der nordamerikanischen Ureinwohner. Auf US-amerikanischer Seite wird die Niederlage in mehr als 50 Hollywood-Filmen zur unendlichen Märtyrer-Saga und bis heute für Propagandazwecke missbraucht. Archäologische Untersuchungen des Schlachtfelds und die Berichte von Augenzeugen rücken die Schlacht nun aber in ein neues Licht, wie die „Universum History“-Dokumentation „Die Schlacht am Little Bighorn – Der letzte Triumph der Sioux“ von Molly Hermann (ORF-Bearbeitung: Josef Peter Glanz) am Freitag, dem 6. Mai, um 23.05 Uhr in ORF 2 zeigt.

ORF/The Biscuit Factory
Im Bild: Custer und siebte Kavallerie reiten in die Schlacht (Steve Alexander, Shea Wallis, Philip Heidgen, Jonathan Rumsey).

Custer: das Bild eines heldenhaften Generals

George Armstrong Custer, der General mit dem langen blonden Haar, galt lange Zeit als Nationalheld der USA. Ein Märtyrer für die Sache der Zivilisation, der bis zur letzten Kugel bei seinen Männern an jenem Hügel über dem Little Bighorn River ausgeharrt hatte. Und auf der anderen Seite eine Übermacht nomadischer, sogenannter „Indianer“, die den Fortschritt aufhalten wollten, und hier ihren letzten Sieg über die Männer der U.S. Army errangen. Auch mit Unterstützung von Custers Witwe wurde die Niederlage in der US-Geschichte und zahlreichen Filmen als Kampf eines heldenhaften Generals gegen die „Wilden“ verklärt. Eine Bierfirma nutzte diesen Mythos und ließ in 150.000 Saloons des Landes das Bild des langhaarigen Generals aushängen. Lange Zeit prägten diese rassistischen Vorurteile den US-amerikanischen Mythos um die Schlacht am Little Bighorn. Seit die Behandlung der Urbevölkerung bei der Eroberung Amerikas als Unrecht begriffen wird, hat sich zum Ende des 20. Jahrhunderts das Bild der Schlacht am Little Bighorn und das von General Custer gewandelt.

ORF/The Biscuit Factory/Francisco
Im Bild: Lakotaindianer (Seth Bissonette, Armand Davis Jefferson-Dust, Lyle Sandoval, Jon Gonzales, Dancing Elk Lucas, Jarod Figueror) rücken in die Schlacht vor.

Ein Versuch der Eliminierung

Maßgeblich dafür sind auch Berichte von Zeitzeugen, die Custer als militärischen Karrieristen darstellen, dem jedwedes Unrechtsbewusstsein im Kampf gegen die Ureinwohner gefehlt habe – was durchaus dem damaligen Zeitgeist der europäischen Kolonialisten entsprach. Die legendäre Schlacht am Little Bighorn war zwar der größte militärische Erfolg der indigenen Stämme gegen die US-Armee, markiert aber auch das Ende der Eigenständigkeit der vielfältigen Kulturen Nordamerikas. Es war ein Resultat des Verdrängungs- und Vernichtungsprozesses, der vom 16. Jahrhundert bis ins 20. Jahrhundert andauerte. Die europäischen Einwanderergesellschaften betrachteten die Ureinwohner als „minderwertig“ und versuchten sie zu eliminieren – durch gezielte Assimilationspolitik, dabei vor allem durch Verschleppung der Kinder in Internate, die Absonderung in Reservate, Zwangsumsiedelungen und Segregation sowie durch Strafexpeditionen, bei denen ganze Dörfer ausgelöscht wurden.

ORF/The Biscuit Factory
Im Bild: Red Horse (Jon Gonzales) zeichnet die Schlacht nach.

Die Dokumentation „Die Schlacht am Little Bighorn – Der letzte Triumph der Sioux“ zeichnet mit aufwendig produzierten Spielszenen den Verlauf der historischen Schlacht nach und bezieht aktuelle Ergebnisse der wissenschaftlichen Aufarbeitung historischer Quellen – wie Zeichnungen und Augenzeugenberichte überlebender indigener Schlachtteilnehmer – mit ein. Anthropologinnen und Anthropologen, Historiker/innen und Indigenen-Vertreter/innen erläutern die neuesten Erkenntnisse über jene Schlacht, die zur Legende wurde – und es heute noch ist.

Gestaltung

Molly Hermann

Bearbeitung

Josef Peter Glanz