Universum History

Rätselhafte Pfahlbauten - Versunkenes Erbe der Steinzeit

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Alte Pfahlbauten in europäischen Seen und Mooren geben der Wissenschaft Aufschluss über längst vergangene Zeiten.

Es sind archäologische Fundgruben im Herzen Europas: die Überreste von Pfahlbauten. Diese Holzhütten auf Pfählen an Seen und in Mooren waren einst eine verbreitete Siedlungsform im Alpenraum. Tausende Jahre waren sie unter Wasser verborgen, bis Mitte des 19. Jahrhunderts die ersten Bauten am Zürichsee entdeckt wurden. Seither sind sie Gegenstand akribischer Erforschung. Unter Wasser bleiben Alltagsobjekte aus prähistorischer Zeit oft erstaunlich gut erhalten; sie geben Auskunft über das Leben unserer Vorfahren. Archäologinnen und Archäologen rekonstruieren ganze Pfahlbausiedlungen und machen sie zugänglich. Die spannende „Universum History“-Dokumentation „Rätselhafte Pfahlbauten“ von Philippe Nicolet erzählt ihre Geschichte.

Modell eines Pfahlbaudorfes, zahlreiche Häuser sind Holzhäuser sind aneinandergereiht
ORF/NVP Nicolet Vidéo Productions
Im Bild: Modell eines Pfahlbaudorfes, wie es vor 3000 Jahren ausgesehen hat.

7.000 Jahre alte Babyfläschchen

Die Errichtung von Pfahlbauten vor bis zu 7.000 Jahren ist untrennbar mit einem radikalen Umbruch in der Urgeschichte der Menschheit verbunden: Die Verbreitung von Ackerbau und Viehzucht führt zur Sesshaftwerdung des Menschen. Mancherorts wurden Häuser und Dörfer direkt im Wasser, am Ufer von Seen oder Flüssen errichtet. In Österreich gibt es etwa Fundstellen am Attersee im Salzkammergut oder am Keutschacher See in Kärnten. Die besondere Bauweise der Siedlungen mit ihren Wohnhütten auf hölzernen Pfählen hat den Pfahlbauten ihren Namen gegeben. Vier Jahrtausende lang bleibt diese Siedlungsform nahezu unverändert erhalten, bis die Menschen aufgrund steigender Wasserspiegel die Pfahlbauten aufgeben müssen. Spuren dieser frühen Siedlungen finden sich im gesamten Alpenraum und sind unter Wasser teils erstaunlich gut erhalten geblieben, wie die „Universum History“-Dokumentation zeigt. So wurden zahlreiche Keramiken gefunden, die für unterschiedliche Zwecke, wie zum Beispiel als Babyfläschchen, hergestellt wurden. Die Vielzahl und der gute Erhaltungszustand der Funde ermöglichen es Archäologinnen und Archäologen, die prähistorischen Siedlungen erstaunlich präzise zu datieren.

Kelle aus Holz vor weißem Hintergrund
ORF/NVP Nicolet Vidéo Productions
Im Bild: Holzkelle die in Fiavé in Norditalien entdeckt wurde.

Fundstellen auch in Österreich

Mehr als 1.000 Pfahlbausiedlungen wurden bisher im Alpenraum identifiziert. Die 111 repräsentativsten Fundstellen wurden 2011 in die Welterbe-Liste der UNESCO aufgenommen — fünf davon liegen in österreichischen Gewässern. Eine besonders erstaunliche Entdeckung wurde am Bodensee gemacht: Hier konnte im Inneren eines Pfahlbauhauses ein bemalter Fries rekonstruiert werden, der eine Kombination weiblicher Darstellungen mit einem baumförmigen Motiv zeigt. Ein Brand hat diese Wanddekoration vor rund 6.000 Jahren konserviert. In Norditalien wurden mit Symbolen versehene Tontafeln entdeckt — uralte Spuren eines frühen Schriftsystems. Überreste von Nahrung, Kleidung, Schuhwerk oder Korbwaren lassen den prähistorischen Alltag detailreich lebendig werden. Die Funde liefern zudem Erkenntnisse über den Beginn von Landwirtschaft und Viehzucht in Mitteleuropa.

 

„Universum History“ zeigt die spannende Arbeit der Archäologinnen und Archäologen bei der Erforschung der vielfältigen Funde und dem damit verbundenen Kulturerbe. Und sie weckt Interesse und Neugier auf mehr: Denn am Grund so manchen Sees schlummern noch weitere Überraschungen aus prähistorischer Zeit.

Archäologe in Taucheranzug schreibt Unterwasser Notizen auf zu einem gefunden Objekt vor ihm am Meeresgrund
ORF/NVP Nicolet Vidéo Productions
Im Bild: Archäologen tauchen am Lac du Bourget, um ein Dorf aus der späten Bronzezeit zu untersuchen.

Gestaltung

Philippe Nicolet

Pierre Corboud