Universum History

Europas tödliche Grenze - Tragödien am Eisernen Vorhang

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Es war der gefährlichste Ort im Kalten Krieg: Die Grenze zwischen der ČSSR auf der einen, Österreich und der BRD auf der anderen Seite.

Sie war Schauplatz zahlreicher Tragödien – zwischen 1945 und 1989 kamen mehr als 1.000 Menschen auf diesen berüchtigten 800 Kilometern ums Leben, mehr als an der Berliner Mauer. Die „Universum History“-Neuproduktion „Europas tödliche Grenze – Tragödie am Eisernen Vorhang“ von Oliver Halmburger erzählt am Freitag, dem 25. März, um 22.35 Uhr in ORF 2 die Geschichte dieses mörderischen Bollwerks zwischen Ost und West, von Starkstrom führenden Zäunen, tiefen Gräben, schießbereiten Grenzsoldaten, mutigen Verzweifelten, geglückten Fluchten und tragischen Schicksalen. 30 Jahre danach soll den Opfern späte Gerechtigkeit widerfahren und die Täter sollen vor Gericht gestellt werden. Deutsche und tschechische Staatsanwaltschaften rekonstruieren die Verbrechen – gegen 41 Personen, darunter hohe Parteimitglieder der Kommunistischen Partei, soll Anklage erhoben werde. Die Dokumentation – eine Koproduktion von Loopfilm, BR, Ceska Televize, ORF und ARTE, gefördert von Filmfonds Bayern – erzählt in spektakulären Spielszenen die dramatischsten Fluchtgeschichten nach und setzt so ein gemeinsames Zeichen der Aufarbeitung. 

ORF/Loopfilm
Im Bild: Robert Ospald und Frenky am Strommast.

Der letzte Ausweg

Es ist der Grenzabschnitt, an dem es die meisten Toten am Eisernen Vorhang gegeben hat. Doch es war nicht nur eine tödliche Grenze für alle, die aus Verzweiflung dem kommunistischen Regime entfliehen wollten, sondern auch für die zumeist jungen, unerfahrenen Grenzschützer. Sie hatten ultimativen Schießbefehl auf alle Flüchtlinge, es gab Hunderte dokumentierte Suizide, die psychische und menschliche Belastung war zu groß. Die Flucht in den Westen war für viele Menschen der letzte verzweifelte Ausweg – um den Diktaturen und der Enge ihrer Heimat zu entkommen, riskierten sie ihr Leben. Prof. Barbara Stelzl-Marx, Leiterin des Ludwig-Boltzmann-Instituts für Kriegsfolgenforschung in Graz, analysiert, wie totalitäre Rahmenbedingungen die individuelle Freiheit so sehr beeinträchtigen, dass Menschen bereit sind, alles aufs Spiel zu setzen. Aber auch, dass es österreichische Opfer dieser Grenze gab und wie diese Grenze aus großen Teilen des niederösterreichischen Waldviertels ein Niemandsland machte.

ORF/Loopfilm
Im Bild: Familie Schmidt auf der Flucht.

Die späte Gerechtigkeit

Die Fluchtmittel waren vielfältig: Mit Hilfe eines Schleusers über die grüne Grenze, mit der Waffe in der Hand, mit einer selbstgebauten Seilrutsche über das Starkstromkabel oder wie die Maulwürfe unter der Grenze hinweg. Mit dem Mut der Verzweiflung, der Freiheit entgegen. Heute werden die Fälle von der Justiz aufgearbeitet. Nach intensiver Aktenforschung bringt die NGO Platform of European Memory and Conscience einige bei der tschechischen und der deutschen Staatsanwaltschaft zur Anzeige, um späte Gerechtigkeit zu erkämpfen.

ORF/Loopfilm
Im Bild: Robert Ospald und Frenky nach der Flucht.

Internationale Produktion und Dreharbeiten

Die Gemeinschaftsproduktion der damals betroffenen Länder, des Bayrischen Rundfunks, des Tschechischen Fernsehens und des ORF zeichnet die spektakulärsten und zugleich tragischsten Fluchtversuche unter Einbindung der neuesten Erkenntnisse aus den Ermittlungen und der Geschichtswissenschaft sowie mittels aufwendig gedrehter Spielszenen nach. Staatsanwaltschaften, Rechtsanwälte, ehemalige Grenzsoldaten und Vertreter/innen von NGOs kommen ebenso zu Wort wie die Schwester des jungen Maturanten Hartmut Tautz, der an der österreichischen Grenze bei Bratislava einen Fluchtversuch startete, da er in Freiheit Musik studieren wollte. Er wurde von Hunden gehetzt und zerfleischt – die Grenzsoldaten haben ihn verbluten lassen. 

ORF/Loopfilm
Im Bild: Familie Prosvic auf der Flucht.

Regie

Oliver Halmburger