Universum History

Die Wikinger-Kriegerin - Amazone des Nordens

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Ein archäologischer Sensationsfund stellt das gängige Klischee der Wikinger auf den Kopf.

Rotbärtig, furchtlos, brutal. Das ist das gängige Klischee der Wikinger – jener Seefahrer aus dem Norden, die vom 9. bis zum 11. Jahrhundert mit ihren räuberischen Kriegszügen Europa in Angst und Schrecken versetzten. Ein archäologischer Sensationsfund stellt dieses Bild nun aber gänzlich auf den Kopf: Eine Grabstätte, in der eine Frau mit Waffen und ihren Pferden bestattet wurde, beweist, dass offenbar auch Frauen hohe soziale Positionen innehatten. Obwohl historische Quellen in England, Dänemark, aus dem arabischen Raum und die nordischen Sagas von kämpfenden Wikinger-Frauen berichten, hat die Wissenschaft dies bislang außer Acht gelassen. Nun ist es bewiesen: Auch Frauen zogen in den Krieg. In der aufwendigen Spieldokumentation „Die Wikinger-Kriegerin – Amazone des Nordens“ von Sebastian Peiter und David Bartlett (Bearbeitung: Margarita Pribyl) zeichnet „Universum History“ am Freitag, dem 17. Juni, um 22.35 Uhr in ORF 2 das Leben der fiktiven Wikinger-Kriegerin Signe nach und definiert die sozialen Verhältnisse der nordischen Kultur neu. Der Film entstand als Koproduktion von Smithsonian Networks, SVT, ORF und ZDF.

ORF/Urban Canyons 2019/Leif Eiranson
Im Bild: Signe macht sich bereit für einen Kampf.

Die Geschichte einer mutigen Heerführerin

150 Jahre lang galt ein Skelett aus einem Kammergrab im schwedischen Birka als das eines hochrangigen Wikinger-Kriegers. DNA-Analysen haben nun aber ergeben: Es war eine Frau – bestattet mit Speer, Axt, anderen Waffen und ihren zwei Pferden. Frauen haben demnach ebenso zur Waffe gegriffen, ja sogar hohe militärische Funktionen innegehabt wie Männer – wenn dies auch möglicherweise die Ausnahme darstellte. Die mit spektakulären Spiel- und Kampfszenen aufbereitete Dokumentation zeichnet, basierend auf diesen letzten Erkenntnissen, das Leben einer jungen Häuptlingstochter nach, die es mit Mut und Unerschrockenheit zur Heerführerin schaffte.

ORF/Urban Canyons 2019/Evald Hansen/Bethman
Im Bild: Eine Zeichnung des weiblichen Grabers der Birka nach der Ausgrabung.

Wenn die DNA-Analyse neue Erkenntnisse bringt

Über lange Zeit gab es keine Belege für Wikinger-Kriegerinnen. Bis ein Grab auf einer kleinen Insel in Zentralschweden ein mehr als 1.000 Jahre altes verblüffendes Geheimnis preisgab. Auf dieser Insel liegt Birka, vom 8. bis 10. Jahrhundert der wichtigste Handelsplatz Skandinaviens. Mehr als 4.000 Grabstätten wurden im Umland dieser Garnisonsstadt bislang entdeckt, die berühmteste war die eines offenbar mächtigen Kriegers. Es wurde Anfang des 20. Jahrhunderts freigelegt und galt als Paradebeispiel für ein Kriegergrab. Bis sich aufgrund der DNA-Analyse der Knochen des Skeletts herausstellte, dass der vermeintliche hochrangige Krieger eine Frau war.

ORF/Urban Canyons 2019/Sebastian Peiter
Im Bild: Malusha, Signe & Aalgut bereiten sich auf die Reisen in den Osten vor.

Ausgehend von diesem bemerkenswerten archäologischen Fund entstand die Geschichte der fiktiven Wikinger-Kriegerin Signe. Die 20-jährige Tochter eines Wikinger-Häuptlings lebt Mitte des 10. Jahrhunderts und jagt seit ihrer Kindheit in den dichten Wäldern Zentralschwedens Tiere für ihr Fell und ihr Fleisch. Nach erfolgreichem Beutezug machen sich Vater und Tochter auf den Weg zur größten Handelsstadt der Wikinger: Birka. Doch der Weg dorthin ist gefährlich, da es Diebe auf die Handelsgüter abgesehen haben. Bei einem Überfall wird Signes Vater ermordet. Als einziges Kind des Häuptlings muss sie gemäß der Wikinger-Tradition die Familienehre retten und den Tod ihres Vaters rächen. Als Signe auf die impulsive Maluscha trifft, findet sie in ihr eine verwandte Seele. Auch die junge Sklavin hat ihren Vater verloren. Leben und Kampf der beiden Frauen werden in aufwendigen Reenactements nachgezeichnet und werfen ein völlig neues Licht auf die sozialen Verhältnisse und Geschlechterrollen in dieser nordischen Gesellschaft.

ORF/Urban Canyons 2019/Sebastian Peiter
Im Bild: Sklavin Malusha wird vom Werkstattbesitzer bestraft.

Sklaven spielten eine bedeutsame Rolle

Eine weitere Erkenntnis der modernen Archäologie: Wikinger betrieben Handel und ließen Gefangene für sich arbeiten. Ohne Sklaven hätte die Wikinger-Gesellschaft nicht funktioniert. Sie erledigten Arbeiten auf Bauernhöfen, in Werkstätten und als persönliche Diener in Haushalten. Über Gepflogenheiten und Gebräuche geben namhafte Wissenschafterinnen und Wissenschafter Auskunft, wie etwa die schwedische Archäologin und Genetikerin Charlotte Hedenstierna-Jonson, die gemeinsam mit ihrem Team belegen konnte, dass der hochrangige Wikinger-Krieger im Kammergrab eine Frau war.

Ein spektakulärer neuer Blick auf die sagenumwobene Kultur der Wikinger – und Wikingerinnen – Skandinaviens.