Universum History

Widerstand im Reich der Mitte. Chinas Schindler

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Japanische Soldaten richteten im Dezember 1937 in Nanjing ein Blutbad an.

Im Zweiten Weltkrieg wurde nicht nur in Europa und Afrika gekämpft, auch Asien war Schauplatz von Kriegshandlungen und Massakern. So richteten japanische Soldaten im Dezember 1937 in Nanjing, der damaligen Hauptstadt der Republik China, ein Blutbad an und ermordeten Tausende Chinesinnen und Chinesen. Doch es gab in Europa und Asien Menschen, die mit großem Mut und Zivilcourage eingriffen. So rettete der deutsche Geschäftsmann John Rabe Tausende Menschen in Nanjing vor dem sicheren Tod. Und in Wien ermöglichte der chinesische Diplomat Feng Shan Ho von den Nazis verfolgten Wiener Jüdinnen und Juden die Flucht nach Schanghai. Mit Steven R. Talleys Dokumentation „Widerstand im Reich der Mitte. Chinas Schindler“ zeigt „Universum History“ am Freitag, dem 11. Februar, um 22.35 Uhr in ORF 2 ein außergewöhnliches zeitgeschichtliches Dokument, das dem Mut und der Courage dieser beiden Männer ein Denkmal setzt.

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Im Bild: Bronzebüste von John Rabe, im Garten des John Rabe Kommunikationszentrum in Heidelberg.

Gerettet von einem Luftschutzbunker

„Irgendwann bin ich aus den Leichenbergen hervorgekrochen. Ich war wohl zu jung, um mich zu fürchten. Mein ganzer Körper war voller Blut“, sagt Li Gaoshan, ein Überlebender des Massakers von Nanjing. Dabei wurden mehr Menschen getötet als durch die beiden Atombomben, die über Japan abgeworfen wurden. Doch mehr als 200.000 wurden vor den Japanern in Sicherheit gebracht – durch ein Komitee, dem ein Deutscher vorstand. John Rabe war Repräsentant eines europäischen Konzerns in China und Mitglied der NSDAP. In seinem Tagebuch beschreibt er, wie es ihm gelang, eine Sicherheitszone einzurichten, in der die Menschen vor Ermordung und Vergewaltigung Zuflucht fanden. Als die Japaner begannen, das Gebiet zu bombardieren, ließ er einen Luftschutzbunker ausheben und darüber eine Hakenkreuzflagge befestigen. So sahen die japanischen Flieger das Symbol ihres deutschen Verbündeten und der Ort blieb von den Bomben verschont. Seine Aufzeichnungen schildern ebenso dramatisch, wie 600 Menschen in seinem Zweifamilienhaus überleben konnten.

Enttäuschte Hoffnungen

Anfang 1938 brach er nach Berlin auf, um Adolf Hitler persönlich über die Gräueltaten zu informieren. Er glaubte, Hitler würde eingreifen, wenn er von den Verbrechen seiner japanischen Verbündeten in China erfahren würde. In einem Brief bat er ihn, auf die Japaner einzuwirken. Daraufhin wurde er von der Gestapo verhaftet. Dieselben Nazis, von denen er sich ein Einschreiten gegen die Gräuel in Nanjing erhoffte, gingen selbst mit skrupelloser Brutalität gegen hilflose Zivilistinnen und Zivilisten vor.

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Im Bild: Reenactment: Dr. Feng Shan Ho in seinem Büro.

Schanghai als Zufluchtsort vor dem NS-Regime

Nach den Novemberpogromen am 9. November 1938 war ein Leben für Jüdinnen und Juden unter diesem Regime nicht mehr möglich. Ein Massenexodus begann und war auch bald wieder vorbei, weil sich eine Nation nach der anderen weigerte, die jüdischen Menschen aufzunehmen. Feng Shan Ho, der chinesische Generalkonsul in Wien, stellte weiterhin Visa aus und zwar für Schanghai. Denn dort herrschten derart chaotische Zustände zwischen der lokalen chinesischen Regierung, der japanischen Besatzungsarmee und den Franzosen, dass die Pässe bei der Einreise nicht kontrolliert wurden. So gelang es mit Hilfe Feng Shan Hos, dass 18.000 Wiener Jüdinnen und Juden bis 1940 nach Schanghai emigrieren konnten. Der chinesische Botschafter in Berlin sah dadurch die Beziehungen seines Landes zu Hitlerdeutschland gefährdet, das chinesische Konsulat wurde geschlossen. Doch Feng Shan Ho machte weiter und stellte in seiner Privatwohnung weiterhin Visa aus.

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Im Bild: Jüdisches Flüchtlingsmuseum in Shanghai.

Der Chinese Feng Shan Ho, der sein Leben aufs Spiel setzte, um Menschen vor dem sicheren Tod zu retten, wurde zum Helden und Retter vieler Wiener Jüdinnen und Juden. Und der Deutsche John Rabe ist für Tausende Chinesinnen und Chinesen „der gute Mensch von Nanjing“ geworden.