Universum
Vietnams tropischer Süden - Im Reich des Wassers
Doch das war lange Zeit nicht so. Der Vietnam-Krieg forderte nicht nur Millionen Opfer in der Bevölkerung, auch weite Teile der Naturlandschaften im Süden wurden zerstört. Pflanzen und Tiere haben sich ihr Reich jedoch zurückerobert. Dort wo es die Zivilisation zugelassen hat.
Die zweite Folge des neuen Vietnam-Zweiteilers aus der UNIVERSUM-Filmwerkstatt „Vietnams tropischer Süden – Im Reich des Wassers“ erzählt einzigartige Erfolgsgeschichten aus der Fauna und Flora dieses exotischen Landes. Der Film ist eine Koproduktion von Skyland Productions, Catkin Media und Flying Pangolin Film mit dem ORF in Zusammenarbeit mit arte, DocLights/NDR Naturfilm und ORF-Enterprise.
Land der Gegensätze
Überquert man den Wolkenpass in der Mitte Vietnams, ist es, als betrete man ein anderes Land. Während im Norden ein raues, kühles Klima herrscht, ist der Süden ganzjährig tropisch warm. Hier am Wolkenpass, genau gesagt in der an seinem Fuße liegenden Stadt Danang, gingen im Vietnamkrieg die ersten amerikanischen Truppen an Land.
Weite Teile Südvietnams wurden von den amerikanischen Truppen mit dem Entlaubungsmittel „Agent Orange“ besprüht, um den Vietcongs die Tarnung durch den dichten Dschungel zu nehmen und um Nutzpflanzen zur Nahrungsversorgung zu zerstören. Aber die Natur zeigt ihre Widerstandsfähigkeit. Heute ist davon kaum noch etwas zu sehen. Unweit der Millionenmetropole Ho-Chi-Minh-Stadt liegt ein letztes kleines Paradies. Umringt von Kulturland bildet der Nationalpark Cát Tiên den letzten intakten Flachlandregenwald Vietnams.
Hier traf das Filmteam auf die letzten Südlichen Gelbwangen-Schopfgibbon-Familien in Vietnam. „Ein Weibchen wurde in einer Auswilderungsstation für Primaten aufgezogen und dann frei gelassen. Es kehrt jedoch regelmäßig in die Nähe der Station zurück. Diese Gelegenheit mussten wir natürlich ergreifen“, berichtet Regisseur und Kameramann Johannes Berger. Sein Kollege Stephan Krasser ergänzt: „Ein Tier, das die Anwesenheit von Menschen gewohnt ist, aber trotzdem in der Wildnis lebt, ist natürlich ein unglaublicher Glücksfall. Wir staunten nicht schlecht, als das Weibchen nach einigen Tagen seinen Partner und die gemeinsame Tochter mitbrachte. Über den Zeitraum von zwei Jahren hatten wir dadurch Gelegenheit, die Entwicklung dieser kleinen Familie zu dokumentieren.“ Dabei gelangen faszinierende Verhaltensstudien dieser seltenen Primaten, die zu den Leitfiguren des Films wurden.
Reist man vom Cát Tiên Regenwald noch tiefer in den Süden trifft man auf Wasser. Sehr viel Wasser. Der Mekong ist die Lebensader Südvietnams. Alles fließt, gleitet und tuckert mit dem Mekong, der schließlich im Südchinesischen Meer mündet. Das Delta mit seinen neun Armen heißt bei den Einheimischen der Legende nach „Delta der neun Drachen“. Das Mekong Delta war einst eine endlose Wasserwildnis. Heute wird hier mehrmals im Jahr Reis geerntet und auf den unzähligen Wasserwegen treiben die Vietnamesen regen Handel. Naturbelassene, ursprüngliche Gebiete gibt es kaum noch. Dorthin, wo es sie gibt, reiste das Universum-Team.
So durften die Kameramänner zwei junge verspielte Zwergotter auf der Jagd im Wald beobachten und bald darauf die erfreuliche Geschichte der seltenen Siam-Krokodile erzählen. Sie galten bereits als ausgestorben, und schwimmen nun wieder in großer Zahl im weit verzweigten Mekong Delta.
Bedrohnte Wildnis
Doch nicht immer gibt es nur schöne Geschichten zu erzählen. „In einer Schutzstation, in der vor allem Tiere, die aus den Händen von Wilderern gerettet werden, gepflegt werden, trafen wir auf einen Kragenbären“, erinnert sich Regisseur und Kameramann Michael Riegler. „Er war jahrelang in einem engen Käfig eingesperrt, nur damit ihm Gallenflüssigkeit abgezapft werden konnte. Sie soll zur Heilung von Augen- und Leberbeschwerden dienen. Dies ist zwar inzwischen in Vietnam verboten, aber hält nach wie vor nicht jeden davon ab, diese begehrte Flüssigkeit für den chinesischen Markt zu gewinnen.“ Der Bär wird nicht in die Freiheit zurückkehren können.
Der illegale Wildtierhandel ist wie in vielen anderen asiatischen Ländern ein großes Problem in Vietnam. Und damit nicht genug. Der Tourismus meldet Jahr für Jahr Übernachtungsrekorde. Hotels und Straßen verdrängen die Naturräume fast überall im Land. Selbst in den Nationalparks werden die Tiere illegal bejagt. So steht die Wildnis im tropischen Süden Vietnams vor großen Herausforderungen. Wie sie diese meistert, welche Arten den Kampf verlieren könnten und welche Erfolgsgeschichten sich im Reich des Wassers abspielen, erzählt der zweite Teil der neuen Universum-Dokumentation.
Audiodeskription gefördert von VGR GmbH
Regie
Johannes Berger