In drei Teilen:

Universum

Wildes Skandinavien (1) - Zwischen Land und Ozean

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Fjorde, Wälder, Gletscher und Geysire – die Nordischen Länder bestechen durch die raue Schönheit ihrer unberührten Natur. Hinter den eindrucksvollen Kulissen verbergen sich faszinierende Lebensräume, die so manch Unerwartetes zu bieten haben.

Der neue UNIVERSUM-Dreiteiler WILDES SKANDINAVIEN begibt sich auf eine Reise zu den Besonderheiten der nordischen Tierwelt und trifft dabei unter anderem auf Heißsporne, Trickdiebe und Grenzgänger…

Der erste Teil der aufwändigen BBC-Dokumentation entführt die Zuseherinnen und Zuseher in die Regionen ZWISCHEN LAND UND OZEAN. Von den Stränden am Wattenmeer Dänemarks über die Fjorde Norwegens bis hin zu den Schelfeisflächen Islands – nirgendwo sind Skandinaviens Habitate wilder, extremer und unberechenbarer als hier. Auch wenn das Meer Nahrung im Überfluss bereithält – dem Leben an den Küsten sind enge Grenzen gesetzt. Eine Herausforderung für Tier und Mensch.

Golfstrom als Wärmespender

Die Fjorde und Häfen Norwegens bleiben im Winter weitgehend eisfrei. Grund dafür ist der Golfstrom, der karibische Wärme in die polare Kälte des Nordatlantiks pumpt. Das Ergebnis: ein vitaler Mix aus nährstoffreichem Wasser, der das Meer mit Leben füllt. So werden Heringsschwärme zum Festbankett für ein ungewöhnliches Jagdtrio: Buckelwale, Orcas und Menschen. Sie nutzen die Fangtechniken der jeweils anderen Arten, um die begehrte Beute leichter zu erhaschen. Den Kameraleuten gelang es in sturmgepeitschten Gewässern, diesen Run aufs Kalte Buffet mit atemberaubenden Bildern festzuhalten.

Im Vordergrund schwebt eine gelblich-orange Löwenmähnenqualle mit vielen feinen, langen Tentakeln im blauen Wasser. Im Hintergrund schwimmen weitere Exemplare.
ORF/BBC
Durch Norwegens Fjorde ziehen Schwärme von Löwenmähnenquallen mit stechenden Tentakeln, die eine Länge von bis zu 30 Metern erreichen können

Ein Augenschmaus sind Schwärme von Löwenmähnenquallen, die mit hochgiftigen, bis zu 30 Metern langen Tentakeln majestätisch in den Tiefen des Ozeans schweben. Ebenso eindrucksvoll ist die Luftakrobatik der riesigen Vogelschwärme, die auf ihren Wanderungen zu arktischen Gefilden einen Zwischenstopp an den Küsten Dänemarks einlegen. Sie finden im Wattenmeer reichlich Gelegenheit, um ihre leeren Kalorientanks aufzufüllen.

Mildere Temperaturen als in anderen Regionen der gleichen geografischen Breite machen die Küstengewässer für viele Tierarten zum attraktiven Jagdgebiet. Im Frühling füllen sich die Brutplätze auf schneebedeckten Uferklippen mit unzähligen Seevögeln, wie der Trottellumme oder dem lebhaften Papageientaucher. Der Platzmangel an Land führt nicht selten zu heftigen Auseinandersetzungen innerhalb der Nachbarschaft.

Ein Papageientaucher mit ausgebreiteten Flügeln und abgespreizten Beinen scheint vor einer schneebedeckten Felswand in der Luft zu schweben. Sein weißer Bauch ist ganz erkennbar.
ORF/BBC/Jesse Wilkinson
Nachdem er den Winter draußen auf See verbracht hat, kehrt ein Papageientaucher zu seiner Brutkolonie auf der Insel Hornoya in Norwegen zurück

Auch der Seeadler hat seine liebe Not mit dem Nachwuchs: Ungeübte Jungtiere vermeiden nur allzu gerne das schwierige Fangen der Fische im Wasser und setzen lieber auf Beuteraub. Sie stehlen den Erwachsenen die fettreiche Kost einfach unter den Klauen weg. Auch so manch possierlicher Fischotter, der es sich zum Schmausen auf dem Schelfeis gemütlich macht, wird zum Opfer dieser frechen Fressattacken.

Herausfordernde Lebensbedingungen

Wie mühsam und gefährlich das Landleben für Meeressäuger werden kann, zeigt das Beispiel der Kegelrobben auf den schwedischen Inseln in der Ostsee. Den Jungtieren bleiben nach ihrer Geburt nur drei Wochen, bis sie von ihren Müttern verlassen werden. Sie müssen daher bereits im Babyalter ihre Fertigkeiten im Schwimmen und Jagen perfektionieren. Aber die Felsen, die in der kalten Luft sofort vereisen, geben ihnen kaum Halt, und die Brandung spült sie ins offene Meer. Ein dramatisches Schicksal, das viele nicht überleben. 

Ein Kegelrobbenbaby auf felsigem Untergrund. Das graue Fell schimmert samtig, seine Augen sind schwarz und rund.
ORF/BBC/Jonas Stenstrom
Nur drei Wochen nach ihrer Geburt werden Kegelrobbenbabys von ihren Müttern auf einer abgelegenen Felseninsel in Schweden ausgesetzt

Steigende Meerestemperaturen und die Folgen jahrzehntelanger Überfischung setzen das ausgeklügelte Gleichgewicht in den skandinavischen Meeren stark unter Druck. Der norwegische Biologe und Fotograf Audun Rikardsen zeichnet daher die Bewegungsmuster von Orcas auf, aus deren Daten er Rückschlüsse auf das Verhalten der Heringsschwärme zieht. So hofft er, zu deren Schutz beitragen zu können.

Das Leben in einer Region, in der die Möglichkeiten der Natur begrenzt sind, hat viele Skandinavier für einen achtsameren Umgang mit der Umwelt sensibilisiert. „Friluftsliv“ – Leben in der freien Natur – ist mehr als ein Freizeitvergnügen, es ist ein Lebensstil, in dem sich die Norweger bewusst der Natur aussetzen. Wie etwa Hege Ringard, eine Base-Jumperin, die sich in einem Flügelanzug von tausend Meter hohen Felsen stürzt, um frei über den Fjorden zu schweben. Ein Abenteuer, von dem sie sagt, dass es sie aufs Engste mit der Natur verbindet.

Regie: Tuppence Stone

Audiodeskription gefördert von VGR GmbH

Bearbeitung

Wolfgang Stickler