Thema Spezial
Wenn das Wasser kommt: Menschen im Ausnahmezustand
„Ich habe mich fürs Leben entschieden und bin durchs Fenster raus aus dem Haus“, sagt Werner Haselmayer aus Atzenbrugg im niederösterreichischen Tullnerfeld. „Ich habe jeden Ziegelstein meines Hauses selbst aufeinandergelegt und jetzt dieses Chaos“, sagt Josef Steindl aus dem Nachbarort Rust. Und Alfredo Rodriguez aus demselben Ort erzählt: „Unsere Existenz ist komplett zerstört. Die Kinder verstehen gar nicht, was passiert ist. Das Auto, unsere Dokumente, alles ist weg.“
Innerhalb von wenigen Tagen hat es vor allem in Niederösterreich und Wien bis zu 400 Liter pro Quadratmeter geregnet. In Niederösterreich sind fünf Menschen ums Leben gekommen. 22 Dämme sind gebrochen, viele sind unterspült. Die Perschling im Tullnerfeld hat deutlich mehr Wasser geführt, als für ein 100-jähriges Hochwasser berechnet war. Auch andere kleine Flüsse wie die Pielach, die Lainsitz und die Große Tulln sind stark angeschwollen. In anderen Regionen Österreichs gab es Schneefall bis in tiefe Lagen. Jetzt steigen die Temperaturen, die Schneeschmelze wird sorgenvoll beobachtet.
Dazu kam extrem starker Wind mit orkanartigen Böen. Der Sturm hat vor allem in der Steiermark Verwüstungen angerichtet. „Ich bin in der Nacht durch das Fenster in die zerstörte Schule geklettert, um für den Anfang wenigstens meinen Laptop zu retten“, sagt die Schuldirektorin von Sankt Radegund in der Steiermark, Kristina Anhofer-Muhri.
In Wien und vielen Regionen Niederösterreichs hat der Hochwasserschutz funktioniert und schlimmeres verhindert. Teilstücke der U-Bahnen in Wien mussten sicherheitshalber gesperrt werden, ebenso Streckenabschnitte der ÖBB. Autobahnen waren überschwemmt und unpassierbar. Einsatzkräfte aus ganz Österreich, das Bundesheer, freiwillige Helferinnen und Helfer sowie tausende Nachbarinnen und Nachbarn helfen zusammen und stehen den Betroffenen bei. Es ist nicht nur eine Hochwasserwelle, sondern auch eine Welle der Hilfsbereitschaft.
In einem THEMA Spezial mit Christoph Feuerstein erzählen Helfer und Betroffene, was noch zu retten war und was verloren ist. Die persönlichen Schicksale hinter den Schlagzeilen werden sichtbar.