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Gewalt im Kreißsaal | Der Fall Fritzl - 15 Jahre danach | Schiebt Österreich die Falschen ab?

Gewalt im Kreißsaal

„Niemand hat mit mir gesprochen. Man hat mir meine Beine mit einem Gurt festgeschnallt und als nächstes fest auf meinen Bauch gedrückt.“ So schildert Veronika Konrad die Geburt ihres Sohnes. Geburtsschmerz kannte sie bereits von ihrem ersten Kind, doch was bei ihrer zweiten Niederkunft passiert ist, interpretiert sie als Gewalt.

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Gewalt bei der Geburt gefährdet die körperliche und emotionale Gesundheit von Frauen und ihren Babys.

Frauen trauen sich vermehrt Demütigungen und Machtmissbrauch durch Hebammen sowie Ärzte und Ärztinnen im Kreißsaal offen anzusprechen. Die Hebamme Margarete Wana hat die Initiative „Roses Revolution Österreich“ gegründet und will damit physische und psychische Gewalterfahrungen von Frauen während der Geburt aufzeigen. Sie fordert bessere Aufklärung der Patientinnen, mehr Personal und vor allem gezielte Kommunikationsschulungen. Andrea Poschmaier und Mariella Gittler haben drei Frauen besucht und die Krankenhäuser mit den Vorwürfen konfrontiert.

Links zum Beitrag:

Nanaya – Zentrum für Schwangerschaft, Geburt und Leben mit Kindern ist ein gemeinnütziger Verein, der sich auch als Anlaufstelle für Hilfe in Krisen etabliert hat.
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Möglichkeit einer kostenlosen Schwangerenbetreuung durch eine Hebamme des Hebammenzentrums Wien
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Das UNUM Institut ist ein Trauma und Schmerz-Kompetenzzentrum, das derzeit Hilfsangebote für belastende Schwangerschaften/Geburten aus verschiedensten Bereichen wie Psychotherapie, Physiotherapie, Cranio, Körperarbeit anbietet.
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Psychotherapeut*innen, mit Schwerpunkt Schwangerschaft und Geburt

Der Fall Fritzl - 15 Jahre danach

Am 19. April 2008 geriet das unfassbare Lügenkonstrukt des Josef Fritzl ins Wanken und einer der größten Kriminalfälle Österreichs kam ans Tageslicht. 24 Jahre lang hatte er seine Tochter im Keller des eigenen Hauses in Amstetten gefangen gehalten und unzählige Male vergewaltigt.

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Josef Fritzl hatte seine Tochter 24 Jahre im Keller in Amstetten gefangen gehalten.

Die Tochter brachte sieben Kinder zur Welt. Erst als eines dieser Kinder medizinische Hilfe benötigte, wurden die Behörden auf das Verbrechen aufmerksam. Bei der Aufklärung dieses Falles spielten auch die Medien eine große Rolle. THEMA war als eine der ersten Redaktionen vor Ort und ging schon damals der Frage nach: „Warum will niemand etwas gewusst haben?“ Ein Rückblick von Pia Bichara und Gerhard Janser.

Schiebt Österreich die Falschen ab?

„Ich kann Euch zeigen, wen man abschieben kann: den, den und den hier“, deutet Trainer Ismet Mandara auf eine Gruppe Jugendlicher. „Aber doch nicht Karen! Der raucht nicht, trinkt nicht, kommt pünktlich zum Training und hat das Zeug zum Weltmeister.“ Herr Mandara führt einen Kickbox-Klub in Linz. Der junge Armenier hat unter seiner Führung die Junioren-Weltmeisterschaften im Kickboxen gewonnen. Jetzt steht der Bursch mit seiner Familie vor der Abschiebung.

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Familie Galstyan beim Essenstransport fürs betreute Wohnen in der Corona Zeit.

Karen Galstyan lebt in Walding, einem kleinen Ort im Mühlviertel in Oberösterreich. In einer Solidaritätskundgebung haben sich hunderte Gemeindemitglieder für den Verbleib der Familie ausgesprochen. „Wenn jemand humanitären Aufenthalt bekommen soll, dann die Galstyans“, sagen sie. Bürgermeister Johann Plakolm hat die Familie während ihres Asylverfahrens begleitet und wollte für sie vor Gericht aussagen. Doch er wurde abgewiesen. „Warum werden Bürgermeister nicht gehört? Wir wissen genau, wer hier integriert ist und wer nicht“, kritisiert er. Der Diskurs über Asyl wird in den letzten Jahren immer härter geführt. „Dabei wäre es sinnvoll Arbeitskräfte, die wir benötigen, hier zu behalten“, sagt die Politikwissenschafterin Monika Mokre. Eine Reportage von Sonja Hochecker.