Philosophisches Forum
Tyrannei der Empfindsamkeit - Was darf man noch sagen?
Die Frage, was „politisch korrekt“ noch gesagt werden darf und was nicht, wird heute oft sehr emotional diskutiert. Zahlreiche gesellschaftliche Diskussionen, Rassismus, Gender-Debatten oder die Diskussion um Corona-Maßnahmen sind nur Beispiele dafür.
Mit der Sensibilität steige auch die Aggression, klagen Kritiker: Nehmen pauschale Verurteilungen Andersdenkender zu? Verhärten sich die gesellschaftlichen Fronten? Manche meinen, es sei nun Widerstand gegen eine „Tyrannei der Empfindsamkeit“ gefordert, die vorschreibt, was noch zu sagen „gestattet“ ist und was nicht. Für andere hingegen überwiegen die positiven Seiten der neuen Sensibilität, die mit gewaltloser Sprache Rücksicht auf andere nimmt, niemanden zu vereinnahmen sucht und sich kulturell nichts ungebührlich „aneignen“ will.
Eine gesteigerte Empfindsamkeit, eine Achtsamkeit gegenüber der Welt, gegenüber den Menschen, mit denen man lebt, habe auch viele Vorteile, so der Philosoph Konrad Paul Liessmann: Sensibilisierungs- und Kultivierungsprozesse – „aufzupassen, wie es anderen Menschen geht, war immer ein sehr sinnvolles Programm“. Neu sei hingegen die Annahme, „dass das subjektive Gefühl, das, was ich empfinde, das erste und entscheidende Kriterium sein muss für das, was zumutbar und zulässig ist“. Eine Gefühlswelt konstrastiere somit mit einer anderen Gefühlswelt – ein Problem, weil Gefühle nicht „beeinspruchbar“ seien wie rational nachvollziehbare Argumente.
In welche neue Phase gesellschaftlicher Entwicklung sind wir damit getreten? Was bedeutet das alles für Meinungsaustausch und öffentlichen Diskurs? Ein Philosophisches Forum, moderiert von Barbara Stöckl und Konrad Paul Liessmann.
Gäste:
- Svenja Flaßpöhler (Philosophin)
- Marie-Luisa Frick (Philosophin)
- Alexander Somek (Rechtsphilosoph)
- Vanessa Spanbauer (Freie Journalistin und Historikerin)
Moderation
Barbara Stöckl
Konrad Paul Liessmann
Redaktion
Helmut Tatzreiter