Menschen & Mächte

Der 1. Mai - Ein Feiertag macht Geschichte

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Die Dokumentation von Robert Gokl ist ein filmische Zeitreise zurück in die wechselvolle und spannungsreiche Geschichte des 1. Mai - vom illegalen Kampftag der Arbeiterbewegung am Ende des 19. Jahrhunderts bis hin zum Staatsfeiertag mit Volksfestcharakter heute. 

Tag der Arbeit und Frühlingsfesttag

Als die Delegierten des Gründungskongresses der Sozialistischen Internationale 1889 in Paris eine einmalige „Internationale Kundgebung zum 1. Mai 1890“ beschlossen, konnten sie nicht ahnen, welche Auswirkungen diese Entscheidung haben würde – gerade und vor allem in Österreich. Hier war dieser 1. Mai von Anfang an nicht nur Kampftag für heute selbstverständliche Rechte wie Wahlrecht oder Achtstundentag, sondern auch „heiliger Feiertag der Arbeit“, Tag einer „proletarischen Klassenfeier“, „Weihefest der sozialistischen Zukunft“. Im Gegensatz zu diesem Kampf- und Festtag der Arbeiter stand in den Alpenländern allerdings eine sehr viel ältere, noch vorchristliche Tradition des 1. Mai als Frühlingsfesttag – mit Maibaum, Maifest und Maifeuer.

"Menschen & Mächte: Der 1. Mai. Ein Feiertag macht Geschichte": Ein Maibaum wird geschmückt.
ORF/Historisches Archiv ORF/Fritz Kern
Ein Maibaum wird geschmückt.

Dieser Doppelcharakter prägt die österreichische Geschichte des 1. Mai. Gokls Film zeigt, wie alle politischen Lager diesen Tag nützten oder missbrauchten. Beinahe zeitgleich mit dem Arbeiterfesttag 1. Mai kam auch ein neues Medium auf: der Film. Und der 1. Mai wurde jahrzehntelang festgehalten, Jahr für Jahr, von den zwanziger Jahren über die Zeit des Ständestaates, der NS-Diktatur, der Nachkriegszeit bis in die Kreisky-Jahre und ins 21. Jahrhundert.

Ein Feiertag mit Sonderstellung

Heute hat der 1. Mai einen festen und unbestrittenen Platz im Feiertagskalender Österreichs. Immer noch aber nimmt er unter den vielen vor allem katholischen Feiertagen eine Sonderstellung ein – als „politischer“ Feiertag mit „kultisch-vorchristlichen“ Wurzeln. Damit bleibt ihm allerdings nicht das Schicksal aller Feiertage erspart: Immer mehr geht in der Freizeitgesellschaft der ursprüngliche Sinn des Feiertags verloren. Was bleibt, ist ein „Feier-Tag“ als „freier Tag“, ein „Tag der Arbeit“, der für viele einfach nur mehr ein „Tag ohne Arbeit“ ist.

Gestaltung

Robert Gokl