Kunst - Ob du willst oder nicht
Man trifft auf sie im Straßenbild, in den Anlagen Wiener Gemeindebauten oder in der freien Natur – und das, ob man will oder nicht: Kunst im öffentlichen Raum. In seiner Doku erkundet Martin Vogg, was die kulturpolitischen Gründe sind, dass Bund, Länder und Gemeinden, aber auch Unternehmen und private Initiativen Kunstwerke für den öffentlichen Raum in Auftrag geben. Geht es um die Förderungen von Künstler*innen, einen kulturellen Mehrwert für die Bevölkerung oder um bloße Behübschung?
Wien hat hier eine besonders lange Tradition, die von den Anfängen des „Roten Wien“ in der ersten Republik bis in die Gegenwart reicht. Niederösterreich wiederum setzt in den letzten Jahrzehnten eine besonders große Zahl an qualitativ hochwertigen Arbeiten im ländlichen Raum um.
Regisseur Vogg spürt der Wechselwirkung zwischen Öffentlichkeit und künstlerischem Schaffensprozess nach. Dazu spricht er mit den Künstler*innen Iris Andraschek, Peter Sandbichler, Mona Hahn, sowie mit Tobias Urban und Florian Reither von der Künstlergruppe Gelitin über ihre künstlerischen Zugänge.
Und er befragt die Kurator*innen Cornelia Offergeld, Michael Zinganel und Katharina Blaas, wie sie mit dem Spannungsfeld von künstlerischem Anspruch und öffentlicher Erwartung umgehen. Die Kunsthistorikerin Irene Nierhaus blickt zurück in die Geschichte von Kunst am Bau im Roten Wien.
Die Dokumentation greift auch Aufreger und Skandale rund um die Kunstwerke auf: Alfred Hrdlickas Mahnmal gegen Krieg und Faschismus im heutigen Helmut Zilk-Park sorgte zunächst von erwartbarer Seite für Widerstand, später, als er die Skulptur „straßenwaschender Jude“ im Miniaturformat seriell produzierte, für breite Kritik – Nippes für die Anrichte. Markus Lüpertz´ Mozart-Plastik in Salzburg – vom Künstler als Hommage bezeichnet - wurde als Sakrileg angesehen, denn dieser Wolfgang Amadeus hat üppige weibliche Rundungen, die eher an die Venus von Willendorf gemahnen.
Die Künstlergruppe Gelitin – damals noch Gelatin – reizte mit ihrer Skulptur „Arc de Triomphe“ viele Salzburger*innen bis zur Ausfälligkeit. Der Jüngling, der in Brückenstellung mit erigiertem Penis für Wasserspiele sorgt, die in Schloss Hellbrunn nie geduldet würden, musste schließlich abtransportiert werden – so wurden der Freiheit der Kunst in Österreich deutlich Grenzen gesetzt.
Letztlich erkundet die Doku, wieviel Kunst im öffentlichen Raum den Menschen zumutbar ist - ob es ein Zuviel an Arbeiten geben kann oder ob nicht viel mehr Arbeiten für den öffentlichen Raum notwendig wären, um positiv auf das Kunstverständnis in der Bevölkerung einzuwirken.