Woher kommst du?
Über wenige Themen wird im Feuilleton so häufig diskutiert wie über die sogenannte „Identitätspolitik“. Ganz allgemein geht es bei dem Begriff darum, dass gesellschaftlich marginalisierte Gruppen - sei es hinsichtlich ihrer Herkunft, ihres Geschlechts oder sexueller Orientierung - auf mehr Anerkennung in der Gesellschaft pochen und für eine Verbesserung ihrer politischen Position eintreten.
Wie komplex sich der Diskurs um diese letztlich sehr nachvollziehbare Forderung gestaltet, lässt sich vielleicht am besten mit einer Frage zusammenfassen, die diesem Thema eingeschrieben scheint: „Ist das schon rassistisch?“
Wenn es um Identitätspolitik geht, sind Missverständnisse nicht weit. Umso mehr ist ein reflektierter Dialog gefragt: Einen von der Kritik umjubelten Beitrag dazu liefert der Roman „Identitti“ der deutschen Autorin Mithu Sanyal.
Mithu Sanyal wurde 1971 als Tochter einer polnischen Mutter und eines indischen Vaters in Düsseldorf geboren. Sie ist dissertierte Kulturwissenschaftlerin und Autorin von Features und Hörspielen im deutschen Rundfunk. Ihr Roman „Identitti“ hat ein reales Vorbild: die amerikanische Bürgerrechtsaktivistin und Professorin für Afro-American Studies Rachel Dolezal.
2015 wurde bekannt, dass Dolezal sich fälschlich als Afro-Amerikanerin deklariert hatte und eigentlich aus einer weißen Familie stammt.
TV-Beitrag: Alice Pfitzner