Anlässlich zu 35 Jahre Mauerfall:

zeit.geschichte

Österreich und der Fall des Eisernen Vorhangs

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Im Sommer 1989 wird das Burgenland Schauplatz dramatischer Szenen. Während dank "Gorbi" die kommunistischen Systeme unter Druck geraten, machen sich tausende DDR-Bürger auf den Weg, um ihre Heimat zu verlassen. Ihr Ziel: das Burgenland. Über Ungarn wollen sie in den Westen fliehen. Das Leben der Burgenländer ändert sich kaum, doch im fernen Berlin wird rund drei Monate später Weltgeschichte geschrieben. 9. November 1989: Was niemand für möglich gehalten hätte, wird plötzlich wahr. Mit dem Fall der Berliner Mauer endet die Teilung Europas in West und Ost. Die Entwicklungen, die 1914 ihren Ausgang nahmen und im Zweiten Weltkrieg ihren traurigen Höhepunkt fanden, kommen nun, fast ein Jahrhundert später, zu ihrem Ende.
Auch die österreichischen Grenzen und ihre Bedeutung verändern sich ein weiteres Mal. Der abgeschottete Osten ist plötzlich ganz nah, Grenzstationen werden geöffnet, Zäune vor laufender Kamera zerschnitten. Der burgenländische Wirt Heinz Luisser erinnert sich an die DDR-Flüchtlinge: "Manche sind sogar über unseren Zaun geklettert, weil sie nicht gewusst haben, dass sie schon in Österreich sind. Sie waren ganz zerrissen, voller Blut und durchnässt."
Auch im niederösterreichischen Gmünd ist der Fall des Eisernen Vorhangs Grund zum Feiern: Grenzen, die nach 1945 unüberwindlich schienen, sind plötzlich wieder geöffnet. Im niederösterreichischen Hardegg ist die symbolträchtige Brücke über die Thaya endlich wieder passierbar. Nachbarn, die durch Jahrzehnte getrennt waren, finden langsam wieder zueinander. Jahrhundertealte Kulturlandschaften können neu aufleben und rücken mit einem Schlag vom Rand der Westlichen Welt ins Zentrum Europas.
Die ORF III-Neuproduktion wirft - 35 Jahre nach dem Fall der Mauer - einen spezifisch österreichischen Blick auf die Ereignisse des Jahres 1989: Was hat sich im Sommer 1989 im Burgenland zugetragen? Wie haben Zeitzeugen die Flüchtlingsströme erlebt? Wie haben Österreicher (in Berlin, aber auch in Österreich über die Medien) den Fall der Berliner Mauer erlebt? Wie haben Niederösterreich und das Burgenland, deren Grenzen zu großen Teilen jahrzehntelang am Eisernen Vorhang lagen, auf diese Veränderungen reagiert? Welche Hoffnungen haben die Österreicher mit den Grenzöffnungen verbunden? Wie haben sich die Beziehungen zwischen den Staaten in den letzten drei Jahrzehnten entwickelt?
Heinz Luisser, Peter Fritz (damals ORF-Korrespondent in Berlin), Birgit Schwarz (Journalistin), Christoph Benedikter (Historiker) und die damaligen Bürgermeister von Hardegg bzw. Gmünd erinnern sich an einen Sommer, der Europa verändert hat.

Regie

Birgit Mosser-Schuöcker