Eine Plattform für Politik?
Terroralarm, Reisewarnungen, Drohnen-Verbote und strenge Flaggenregeln – im sonst so beschaulichen, ruhigen Basel wappnen sich Sicherheitskräfte, Behörden und die EBU für das Großereignis Eurovision Song Contest.

Wie schon im Vorjahr in Malmö haben Pro-Palästina-Aktivisten zu Protestaktionen und Demonstrationen aufgerufen und fordern wegen des immer noch andauernden Gazakriegs den Ausschluss Israels aus dem internationalen Musikwettbewerb.

Auch wenn die Verantwortlichen der European Broadcasting Union schon seit der Gründung im Jahr 1956 den Songcontest als reine Musikveranstaltung verstanden wissen wollen, zeigt der Blick in die Geschichte, dass das Event seit dem Kalten Krieg auch eine politische Plattform war. Elf Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg sollte die Veranstaltung der Völkerverständigung dienen.

Doch die weltpolitische Lage macht auch vor dem ESC nicht halt. Etwa 1968, als der spanische Kandidat auf Katalanisch singen wollte, was dem Franco Regime ganz und gar nicht gefiel, war die Sprache damals doch Synonym für Freiheit und Demokratie. Stattdessen schickten sie eine Sängerin mit einer spanisch-englischen Version des Liedes. Titel: „La La La“. Der Song gewann.

10 Jahre später in Paris, als klar war, dass Israel mit Izhar Cohen gewinnen würde, brach Jordanien die Übertragung ab und verkündete frech den belgischen Beitrag als Siegertitel. Nicht nur die - vermeintlichen - Botschaften der Lieder oder Feindschaften zwischen verschiedenen Ländern sorgten hier und da für Aufregung.

Nationale Jurys haben von Anfang an bis heute oft keinen Hehl daraus gemacht, mit welchem Teilnehmerland sie befreundet sind oder welches sie offen abstrafen. So ging es sicher nicht um die Musik, als die nationale Jury Russlands 2014 mit null Punkten auf den Auftritt der Drag Queen Conchita Wurst reagierte. Aber das russische Publikum wählte sie auf den dritten Platz. Bekanntlich gewann Conchita den ESC haushoch.
Der kulturMONTAG mit einem Blick in die Geschichte und einer Live-Schaltung zu Pop-Redakteur Dietmar Petschl nach Basel zur aktuellen Lage.
TV-Beitrag: Stefan Schlager