Die Zukunft des Reisens

Statt Flugscham terran?

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Ob in der Salzburger Getreidegasse, an den Stränden in „Bella Italia“ oder einfach „hygge“ im hohen Norden: nach der Pandemie prägen Touristenschwärme wieder so manchen Ort. Wirtschaftlich erfreulich, doch klimatechnisch ist es wohl höchst an der Zeit, das Konzept des Massentourismus zu überdenken.

Touristen in Getreidegasse
APA/Barbara Gindl

Nach der „Flugscham“ scheint „terran“ das neue Zauberwort zu sein, bedeutet es doch Reisen ohne Flugzeug aus ökologischen Gründen. Worte schaffen Realität: So ist seit dem Aufkommen des Begriffs „Flugscham“ in Schweden die Anzahl der Inlandsflüge deutlich gesunken. Und wer vegan lebt, muss sich heute längst nicht mehr so schief anschauen lassen wie noch vor 20 Jahren.

Maria Kapeller
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Das sieht auch die Reisejournalistin Maria Kapeller so. Sie betreibt das Magazin Kofferpacken.at und hat schon einige Flugmeilen auf dem Buckel. Ihre letzten großen Reisen hat sie allerdings auf dem Land- oder Seeweg bestritten. Sie setzt sich für ein nachhaltiges und solidarisches Reisen ein, wie sie in ihrem aktuellen Buch „Lovely Planet“ höchst humorvoll analysiert.

Cover "Lovely Planet" Maria Kapeller
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Schon in den 1950er-Jahren wusste Hans Magnus Enzensberger, dass Reisen „Freiheit auf Zeit“ sei.  Ein Ventil für Frustrationen des Alltags, eine Flucht aus den Zwängen der Industriegesellschaft. Aber da sei keine Freiheit abzuholen, denn das Reisen sei längst wie die Industrie von Normung, Montage und Serienfertigung gekennzeichnet. Am Ende ist das Selfie vor den blauen Häusern ähnlich individuell wie ein Nirvana-T-Shirt von H&M.

Voller Strand
dpa/Holger Hollemann

Massentourismus mag einen schalen Nachgeschmack haben, auch abgesehen vom ökologischen Fußabdruck. Aber ist das Reisen an ferne Ziele nicht unerlässlich für das kulturelle Verständnis aufgeklärter Menschen als Kosmopoliten? Nie in New York im Guggenheim gewesen sein oder am magischen Nordkap? Bedeutet diese Rückkehr zu Provinzialität, das Ende jeden kulturellen Austauschs?

Hans Schabus
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Nein, weiß der österreichische Künstler Hans Schabus. Er hat zu Beginn der Pandemie mit einem Lastenrad und seinem Pudel Enzo ganz Europa durchquert. 5.590 Kilometer hat er mit dem Fahrrad bestritten, 7.034 Kilometer per Zug, Bus, Mietauto, Taxi und Fähren. Ein Augenzeugenbericht einer verrückten Zeit, war der Biennale Teilnehmer auf seiner Tour d’Europe doch oft ganz allein in Zügen oder Fähren. Für das Jahr 2022 erscheint sein Film „Europa“, der auf dieser Reise entstanden ist wie eine große Illusion wird doch tagtäglich von überlasteten Zügen, gecancelten Flügen berichtet. Wie also kann ein nachhaltiges Reisen in Zukunft aussehen?

Live im Studio ist der deutsche Wissenschaftler Stefan Gössling, der über nachhaltigen Tourismus an der schwedischen Universität Lund forscht.

TV-Beitrag: Madeleine Geosits

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